Beobachtungsbericht

18. Juni 2001

Uhrzeit: 21.00 - 22.30 UT

Beobachtungsort: Zongwe Village (School), Zambia

Position: 17° 56' 55,3" S, 25° 53' 24.9" E, 906m (WGS 84)

Instrumente: 3" Bresser Newton

Bedingungen: Durchsicht 1+++, Aufhellung 1-2, Seeing 1-2

Alles mit Doris' 3" Newton und 21mm Pentax.

Es geht wie immer mit den bekannten Objekten (Omega Centauri, Eta Carina, Schatzkästchen, Alpha Centauri) los, um die Qualität des Himmels hier in diesem abgelegenen Dorf ohne jede künstliches Licht zu genießen. Lediglich im Westen deutet eine schwache Lichtglocke auf Livingstone und die Victoriafälle hin.

Das Schatzkästchen NGC 4755 ist sehr interessant. Die hellen Sterne erinnern an die Buchstabenkombination AI, dahinter ein diffuser Hintergrund der sich bei indirektem Sehen in sehr viele schwache Sterne auflöst. Ein sehr schöner Anblick. Wir stöbern etwas im Kreuz des Südens herum. Entdecke einen extrem dichten offenen Sternhaufen nördlich von Alpha Crucis (NGC 4349), der bei indirektem Sehen deutlich in Sterne auflösbar ist und einen diffusen Hintergrund zeigt. Ein weiterer kleiner offener Haufen liegt etwa auf der Verbindung von Alpha zu Delta Crucis (Id ???), sehr dicht, aus schwächeren Sternen, gut aufgelöst und diffus hinterlegt. Im Kohlensack, von Alpha Crucis auf Alpha Centauri, liegt ein kleines nebelartiges Objekt, das sich bei indirektem Sehen als Sternhaufen entpuppt (NGC 4609). Schwach, aber deutlich.

Jetzt, endlich, ist es so weit. Tief im Südosten kommt die Kleine Magellansche Wolke heraus und mit ihr 47 Tucanae oder NGC 104, die letzte der großen Sehenswürdigkeiten am Südhimmel, die uns noch gefehlt hat. Schon ein Vergleich zwischen den beiden hellen Kugelsternhaufen mit freiem Auge zeigt überraschende Unterschiede: Omega Centauri ist sehr hell, aber schon mit freiem Auge deutlich als diffuses, scheibenförmiges Objekt zu erkennen. 47 Tuc ist mit freiem Auge sternartig und nur bei indirektem Sehen kann man seine diffuse Natur erahnen. Im Fernrohr erscheint 47 Tuc wie ein Scheinwerfer im Dunst: Ein extrem heller Kern mit einer rasch abfallenden diffusen Hülle, in deren äußersten Regionen man ansatzweise ganz feine, schwache Sterne erkennen kann. Ein interessanter Anblick, wobei 47 Tuc gar nicht viel größer wirkt als M22 im Schützen, den wir vergleichsweise ansehen. Rund um 47 Tuc stehen einige helle Feldsterne in interessanter Anordnung.

Wir sind jetzt in der SMC, die bei erster Betrachtung eigentlich eine sehr sternarme, dunkle Gegend ist.Deutlich erkennt man einige diffuse Nebelgebiete, von denen das größte NGC 346 ist.

Wir sind jetzt wieder in Zenitnähe. Hier, wo das Zentrum der Milchstraße hoch über unseren Köpfen liegt (und entsprechend schwer einzustellen ist), liegt eine Gegend voller Wunder, die sich bei 2° scheinbarem Gesichtsfeld so richtig voll entfaltet.

Da sind zum einen der Lagunen- (M8) und der Trifidnebel (M20), die auf einmal im Gesichtsfeld zu sehen sind. Dabei ist M8 so ausladend, wie man ihn bei uns nie zu sehen bekommt. Nicht nur die hellen Zentralbereiche, sondern feinste Ausläufer, die man nur von Fotos kennt, sind klar und deutlich und ohne indirektem Sehen zu erkennen. Auch M20 zeigt Details in Form dunkler Bänder, die den runden Nebel durchlaufen. Mehr noch: Zwischen M8 und M20 liegt ein weiterer großer Nebel (NGC 6526), der ebenfalls ohne Anstrengung als große, schwache, unregelmäßig geformte Aufhellung zu erkennen ist. Ein Traum und doch wahr! Nur einen kurzen Schwenk entfernt ein weiteres tolles Feld mit hellen (IC 1274, 1275) und dunklen Nebeln, dazwischen Milchstraße mit reicher Struktur.

Ein weiteres hochinteressantes Feld zeigt den Kugelsternhaufen M28 am rechten unteren Bildrand, darüber eine relativ große, runde und links davon eine längliche Dunkelwolke, dazwischen reich strukturierte und unterschiedlich dichte Sternfelder wie auf einem Foto! Nicht weit davon liegt M22, den wir schon zuvor mit 47 Tuc verglichen haben. Jetzt noch genauer: Der helle Zentralbereich von M22 ist größer als der von 47 Tuc; M22 ist in diesem Instrument leichter am Rand in Sterne auflösbar als 47 Tuc. 47 Tuc ist wahrscheinlich größer, aber das kann man noch nicht so gut beurteilen, denn M22 steht fast im Zenit, während 47 Tuc noch tief im SE steht.

Ein weiteres bemerkenswertes 2°-Feld zeigt Antares, den hellen (und bis zur Mitte hin aufgelösten) Kugelsternhaufen M4 und auch den kleineren Kugelsternhaufen NGC 6144 als runde, diffuse Scheibe. Diesen konnte ich bei uns selbst in größeren Instrumenten noch nicht ausmachen, hier ist nicht einmal indirektes Sehen erforderlich. Ein kurzer Schwenk zu Rho Ophiuchi und südlich davon sind die schwachen Refelexionsnebel (IC 4603) schwach, aber bei indirektem Sehen gut zu erkennen!

Alles in allem eine bemerkenswerte Nacht.

Beobacher: APi (ed.), DIs

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