Marsbeobachtung auf der Universitätssternwarte

10. Juli 2001

Es grenzt ja in unseren Breiten schon an ein Wunder, wenn das Wetter bei einem im voraus geplanten Beobachtungstermin mitspielt. Diesmal tat es das. Dank dem Entgegenkommen von Dr. Göbel konnten wir nämlich heute wieder einmal die Gelegenheit wahrnehmen, mit Wiens größtem Fernrohr zu beobachten, dem 68cm-Refraktor der Wiener Universitätssternwarte. Unser Ziel, der Planet Mars, stand leider tief im Süden und auch wenn es keine nennenswerten Wolken geben sollte, wie würde das Seeing über der Stadt sein?

Der späten Dämmerung entsprechend trafen wir uns erst um 21 Uhr; es war noch so hell, daß man das beeindruckende Institut und seinen zum Naturschutzgebiet erklärten Park noch gut bewundern konnte.
 
 

Hinter diesem verschlafenen Portal befindet sich
moderne astronomische Forschung, alles andere
als verschlafen ...


Über die imperiale Freitreppe geht
es hinauf zum Fernrohr


Traumhaft: Das Sternwartengelände.
Unberührte Natur mitten in Wien!


Noch immer der größte Sternwartenbau der Welt,
vom Grundriß auf den Meter genau so groß wie
der Stephansdom!
 


Blick über das Dach des Instituts auf Wien

Mit einem Rundblick über Gebäude und Gelände
der Sternwarte und über Wien überbrückten wir
die lange Dämmerung. Schon bald zeigten sich
Mars und Antares am Himmel, und jeder verstand,
wieso der Stern "Gegner des Mars" genannt wird.
 


Immer noch Nummer 9 der Welt:
Der 68cm-Refraktor, seit 120 Jahren
in Betrieb


Mars und Antares über Wien



Mars steht sehr tief. Die Hebebühne steht in ihrer
höchsten Position, da geht sich der Blick zum Mars
gerade noch aus. Viel Platz ist aber nicht mehr
zwischen Okular und dem Abgrund ...

Der große Refraktor ist auf den Roten Planeten
gerichtet. Auch, oder gerade in dieser flachen
Stellung wirkt das 11 Meter lange Rohr einfach
überwältigend
 

Das Seeing entpuppte sich zunächst als sehr schlecht, wurde aber etwas besser. Vermutlich mußte erst die unter Tags angestaute warme Luft aus der Kuppel durch den breiten Spalt entweichen. Mehr als eine 200-fache Vergrößerung war aber nicht drin. Markus Dewath und ich machten einige schnelle Fotos mit Digitalkameras, Bernhard Dewath blieb seinen klassischen Film treu.

Hier ein erstes Ergebnis:


Mars am Großen Refraktor der Universitätssternwarte, mit Olympus Camedia C3000 durch ein
60mm Baader Eudiaskop fotografiert. Belichtungszeit 1/100 Sekunde. Links ein Einzelbild, rechts
ein aus fünf Aufnahmen gerechneter Mittelwert.

Aus fünf der besseren Bilder - sie sind alle vom Seeing mehr oder weniger verzerrt - erstelle ich zunächst mit Corel Photopaint getrennte Rot-, Grün- und Blauauszüge (die Blaubilder sind sehr schwach und sehr verrauscht; na ja, es ist halt der "Rote Planet"). Mit AstroArt mittle ich die je 5 Bilder in den drei Farbbereichen getrennt und erstelle aus den drei Mittelwertbildern wieder ein RGB-Komposit. Es zeigt erstaunlich viele Details und Konstrast.

Deutlich ist die Phase des Planeten. Oben links erkennt man deutlich die dunklen Gebiete der Mare Cimmerium und Tyrrhenium, darunter wird Mars von der hellen Ebene Elysium dominiert. Im Norden dann die dunkle, so gut wie eisfreie Polregion (rechts unten), über der sich im Kompositbild zaghaft ein paar feine, blaue Wölkchen zeigen.

Stark auch die differentielle Refraktion, die dem Planeten oben einen deutlichen roten, unten einen blauen Saum verpaßt. Schade, daß Mars so tief steht. Wir hoffen auf 2003. Da steht Mars höher und noch näher als heuer!

Herzlichen Dank noch einmal an Herrn Dr. Göbel für die nette Gastfreundschaft!

Alexander Pikhard