[WAA] OBSERVATION REPORT

Name: Alexander Pikhard
e-Mail: apikhard@utanet.at
Datum: 15./16. August 2001
Zeit: 20.30 bis 00.45 MESZ
Ort: Ebenwaldhöhe
Instrument: 12" Meade LX-200, StarlightXpress MX916
Bedingungen:

Wolkenlos, Durchsicht 1, Seeing 3, Aufhellung 1, zunächst starker, dann schwächer werdender Wind aus E, mild
 

Bericht:

Wieder eine makellose fast-Neumondnacht, zudem habe ich diese Woche Urlaub, also hält mich nichts und ich fahre wieder auf die Ebenwaldhöhe. Tochter Daniela begleitet mich wieder, nach ein paar Streifzügen mit dem Feldstecher zieht sie aber das Auto als Schlafplatz vor, während ich fotografiere.

Der Abend beginnt mit einem Knalleffekt: Ein gewaltig helles Objekt - geschätzt -8mag oder heller! - zieht umd 20:39 langsam von Westen durch den Zenit nach Osten. Da ich mein Fernrohr noch nicht eingeschaltet und einjustiert habe, folge ich dem Objekt manuell und erwische es mit dem 40mm Pentax auch: Eine sehr helle, ansatzweise dreieckige Struktur... Ein UFO? Das Objekt verschwindet im Osten, wobei es deutlich rötlich wird. Kein Zweifel, Eintritt in den Erdschatten. Aber was war das? Die Liste von heavens-above.com hat um diese Zeit noch keine Passage verzeichnet. Ich rufe Anneliese an - sie findet im Internet auch nichts. Doch eine kurze Kopfrechnung ergibt: Die nächste Passage der ISS mit Shuttle Discovery und einem Progress-Versorgungsschiff ist um 22:07; minus 88 Minuten = 20:39! Es war die im prallen Sonnenlicht liegende ISS mit zwei angedockten Schiffen!

Eigentlich wollte ich mit meinem 500mm Pentagon-Tele huckepack einige Aufnahmen großflächiger Objekte machen, doch das schwere Tele ist für mein LX-200 zu schwer, den Höhenmotor packt das nicht mehr. Da müssen wohl Gegengewichte - oder ein leichteres Tele - her...


Sieht toll aus, funktioniert aber leider nicht wie geplant:
Mein 500er huckepack auf dem LX-200

Also mache ich mich wieder an Aufnahmen im auf f/6.3 (1890mm) verkürzten Sekundärfokus. Der Wind wird schwächer, da wird schon einiges drin sein. Die Dämmerung nütze ich für eine Aufnahme von M11; einige störende Windstöße mekt man hier noch.


M11, 40 Sekunden; noch merkt man den Hintergrund - und den Wind

Warten wir also, bis es dunkler wird. Einige, allerdings schon schwächere Perseiden sorgen für Abwechslung, auch ein -1mag Irdium-Flare kommt vorbei. Und auch die ISS fliegt wieder vorbei. Zwei Winerinnen haben sich auch hierher verirrt und bewundern den Sternenhimmel. Sie sind so begeistert, daß sie komplett vergessen, daß sie schon lange heimfahren hätten sollen ...

So, jetzt aber ans Aufnehmen. Zunächst die Pflicht: Komet C/2001 A2 (LINEAR) - gegen 23.45 kommt übrigens auch Michael Jäger hierher, er jagt Kometen am Morgenhimmel.


Komet LINEAR, 2 Minuten. Man bemerkt die Bilddrehung.

Wenn wir schon in der Nähe sind, darf eine Aufnahme vom Hantelnebel nicht fehlen. Da das Objekt nahe dem Zenit steht, ist die dreiminütige Aufnahme zu stark durch Rotation verzerrt (Bildfeldrotator auf die Liste setzen ...), ich gehe auf zwei Minuten zurück und wende mich dann tiefer stehenden Objekten zu.


M27, 2 Minuten. Am Rand immer noch deutliche Rotation.
Nachgeführt wurde nach dem hellen Stern am rechten Rand des Nebels.

Jetzt kommt ein Vergleich von Kugelsternhaufen; die beiden schönen Herbstobjekte M2 und M15 fehlen ohnedies noch.


M15 (links) und M2 (rechts) mit je 1 Minute Belichtungszeit und exakt gleicher Nachbearbeitung.
Deutlich kommt die schöne Konzentration von M15 heraus - er erinnert an eine verkleinerte Ausgabe von 47 Tuc ...


M13 dazu im Vergleich, allerdings zwei Minuten belichtet;
leider war es jetzt zeitweise recht windig und das Seeing schlecht.

Zeit, ein paar Galaxien aufzunehmen. Mit dem blauempfindlichen Chip ja kein Problem. Ich beginne mit NGC 7331 und seiner "Bande", der kleinen Gruppe schwacher Galaxien.


NGC 7331 im Pegasus, 3 Minuten. Links die vier Begleiter
NGC 7336, 7335, 7337 und 7340. Heute kommen in der
Hauptgalaxie noch schönere Details heraus.

Halt! Bevor sie untergeht - M51! Ich mache eine Aufnahme mit zwei Minuten. Ich erkenne keinerlei Verzerrung durch Bildrotation; die Lage des Objekts ist günstig und ich wage ein Experiment. 3 Minuten? Nein. 4 Minuten? Nein. Ich gehe gleich auf 5 Minuten, die längste Belichtung, die ich bisher mit der MX916 gewagt habe. Das Ergebnis war in der Stille der Nacht nicht zu überhören ...


M51, 5 Minuten und das ohne Bildrotation!

Das war gut. Nur um Objekte zu gruppieren hier eine Aufnahme von M33; ich habe sie meinem Laptop trotz hartnäckiger Meldungen, daß ich die Batterien wechseln soll, doch noch entlockt (die Anzeige ergab, daß ich noch für 36 Minuten Strom hatte - dämliches Warnprogramm! Da wundert man sich, daß Leute Warnungen ignorieren und dann wirklich etwas passiert ...)


M33, drei Minuten belichtet und erstaunlich viele Details.
Oberhalb des Kerns das H-II-Gebiet NGC 595, rechts oberhalb
NGC 592 (neben Vordergrundstern), links oberhalb IC 132
(vor der Dunkelwolke) und viele andere. Leider paßt die
ganze Galaxie bei 1890mm nicht mehr auf den Chip ...

Kurz nach der Aufnahme von M51 schwenkte ich noch etwas tiefer in den Großen Bären und belichtete ein schwaches Objekt gleich 6 Minuten lang: Den Eulennebel M97.


M97, 6 Minuten belichtet.

Auch diese bisher am längsten belichtete Aufnahme zeigt kaum Spuren der Bilddrehung. Es kommt also auf die Lage der Objekte an. ich werde das einmal theoretisch durchleuchten ...

Fazit: Wieder eine tolle Nacht!
 

Alexander Pikhard