Name: | |||||||||||||||||||||
e-Mail: | bgb@aon.at | ||||||||||||||||||||
Datum: | 16./17.8.2001 | ||||||||||||||||||||
Zeit: | 21h - 1h Mariazell | ||||||||||||||||||||
Ort: | Sternwarte Mariazell | ||||||||||||||||||||
Instrument: | Mag1Instruments Portaball 12.5" | ||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
| ||||||||||||||||||||
Bericht: |
Da ein Freund seinen 40er auf einer Berghuette nahe Mariazell feiern wollte, beschlossen meine Frau und ich schon am Donnerstag anzureisen, uns Mariazell ein bisschen anzuschauen und dann am Abend zur Sternwarte raufzufahren um dort mit meinem 12.5"er ein bisschen rumzuspechteln. Es zeigten sich nur sehr wenige Wolken, und die Chancen standen gut, dass diese sich nach Sonnenuntergang schnell aufloesen sollten ( was sie dann auch taten). Nach einer kleinen Irrfahrt fanden wir dann doch noch die steile Bergstrasse und bald parkte ich unser Auto vor dem Observatorium. Kaum wollte ich mit dem Ausladen beginnen erschien auch schon der Nachbarbauer und wollte aus 50m Distanz schreiend wissen was ich da mache, ich blockiere ihm den Zugang zu seinen Wiesen. Nanu, will der gute Mann etwa um Mitternacht seinen Acker bestellen? Nachdem ich Ihm versicherte, dass ich nur Ausladen wolle und dann das Auto entfernen wuerde, zog er sich murrend in sein Haus zurueck. Da tauchten aber auch schon zwei Mitglieder des Astroteam Mariazellerland auf um die Sternwarte fuer die abendliche Sternfuehrung vorzubereiten. Sie versicherten mir, dass diese "Querelen" schon zur Routine gehoerten, der Bauer betrachte die Zufahrt zum Observatorium als "sein" Eigentum, obwohl es ein oeffentlicher Weg sei. Sie schlugen mir dann vor unser Auto einfach auf dem Observatoriumsgrundstueck abzustellen, was ich dann auch gerne tat. Natuerlich ergriff ich auch die Gelegenheit gleich beim Schopf und schaute mich in dem Gebaeude etwas herum. Um es kurz zu sagen - so eine Sternwarte mit dazugehoeriger Infrastruktur haette wohl gerne jeder vor seiner Haustuere, sogar meine Frau als voelliger Laie zeigte sich gehoerig beeindruckt. Ich setzte dann in der Daemmerung mein Teleskop zusammen, dass wegen der noch immer warmen Temperaturen kaum auskuehlen musste. Leider zeigte sich aber schnell das Hauptproblem der kommenden Nacht: starker Dunst. Die Flutlichtbeleuchtung der Basilika warf einen Turmschatten bis auf 30 Grad hinauf! Na, immerhin konnte man dann MARS ohne Filter bequem beobachten, die dunstige Atmosphaere in Horizontnaehe leistete ganze Arbeit :-). Das Seeing war recht passabel, leider war selbst bei 318x nicht viele zu sehen, der globale Staubsturm verbarg alle Details. Bestenfalls waren einige schemenhafte Abschattungen auf der Planetenscheibe, die bereits eine deutliche Phase zeigte, zu erahnen. Wehmuetig musste ich an die tollen Marsbeobachtungen in Afrika zurueckdenken ... Inzwischen war schon fast astronomische Dunkelheit erreicht, auf der Sternwarte war die Fuehrung bereits im Gange, und ich begann mich mit den Deep Sky Objekten zuzuwenden. Um es gleich vorwegzunehmen: fuer alles unter 20 Grad war die Nacht einfach zu dunstig. Der LAGUNENNEBEL war als solcher zwar zu erkennen, vor allem mit UHC-Filter, ich habe ihn allerdings schon viel, viel besser gesehen. Der TRIFIDNEBEL war noch mehr in Mitleidenschaft gezogen, der Reflexionsanteil nur schwach sichtbar. Der OMEGANEBEL zeigte da schon mehr Details, auch der ADLERNEBEL hatte einiges - wenn auch schwach - zu bieten. Trotzdem verlor ich bald das Interesse weiter in der "Dunstsuppe" rumzufischen und wendete mich den zenitnaeheren Objekten zu. Hier kam ich schon mehr auf meine Kosten, besonders nach 23h, als die Basilikbeleuchtung abgedreht wurde. M13 praesentierte sich schoen aufgeloest bis ins Zentrum, das gute Seeing erlaubte Vergroesserungen ueber 200x, bei denen die Sternfilamente besonders gut herauskamen. Auch M92 war bei diesen Vergroesserungen prachtvoll. Natuerlich schaute ich auch bei der Leier vorbei. M57 beeindruckend wie immer, auch ohne Filter. Der Ring zeigte einiges an Strukturen, auch das rauchige Innere war deutlich zu sehen. Der Pflichtbesuch bei EPSILON LYRA zeigte bei 318x beide Hauptkomponenten im Gesichtsfeld, jede Komponente sauber und weit getrennt. M56 ist zwar nur ein kleiner Kugelsternhaufen, hebt sich aber huebsch von den vielen Hintergrundsternen der Milchstrasse ab und wird von mir desshalb immer wieder gerne aufgesucht. Die Hauptattraktion der Nacht war aber fuer mich der CIRRUSNEBEL im Schwan. Fast eine dreiviertel Stunde lang fuhr ich den oestlichen und westlichen Teil sowie Pickering's Dreieck in der Mitte ab( mit 84x + UHC-Filter). Im 30mm Widescan II ( 53x) mit 1,6 Grad Gesichtsfeld und OIII-Filter war jeweils ein Ast formatfuellend im Okular zu sehen. Ansatzweise stellte sich schon der Einduck ein, den ich vor zwei Jahren in Arizona durch einen 36"er hatte. Je laenger ich das Objekt betrachtete, desto mehr Filamente und Veraestellungen wurden sichtbar. In einer Nacht mit sehr guter Transparanz ist sicher noch einiges mehr "drin". Natuerlich schaute ich auch beim NORDAMERIKANEBEL vorbei, der sich im Widescan deutlich gegen den Hintergrund abzeichnete. Auch der PELIKANNEBEL hockte dort und starrte die Ostkueste der USA an. Beim CRESCENTNEBEL im Schwan hatte ich so meine Schwierigkeiten ihn zu finden. Normalerweise ist er recht einfach zu lokalisieren: man ziehe eine Garade von gamma Cyg nach eta Cyg und gehe knapp 3 Grad von gamma auf dieser Geraden entlang - voila. Irgenwie hatte ich nicht beruecksichtigt, dass sich der Schwan im Laufe der Nacht dreht und suchte lange Zeit auf der Verbindungslinie von gamma nach epsilon! Ich sah zwar viele Sterne, aber vom Nebel keine Spur - weder ohne als auch mit UHC-Filter. Als ich dann schon resignieren wollte entdeckte ich doch noch meinen Fehler, und der Nebel war innerhalb weniger Sekunden dingfest gemacht. Mit Filter zeigte sich eine strukturierte ovale Blase, deren laenglicher Rand auf einer Seite etwas heller ist und dem Nebel seinen Namen gibt. Befindet man sich in dieser Gegend muss man auch bei M27 Halt machen. Auch ohne Filter sehr kontrastreich, die beiden "Ohren" sind eindeutig zu sehen. Bei 227x hebt sich der Zentralstern deutlich aus dem Nebel hervor. Im Pfeil suchte ich dann M71 auf, ein kleiner und recht lockerer Kugelsternhaufen. Kein Wunder, dass man sich lange Zeit nicht sicher war, ob man ihn nicht eher den offenen Sternhaufen zurechnen sollte. Erst Spektralanalysen bestaettigten seine Identitaet als relativ junger Kugelsternhaufen. Im gleichen Sternbild befindet sich auch der veraenderliche Stern WZ Sag, der gerade einen seiner sehr seltenen Ausbrueche hat. Hier konnte ich eine Helligkeit von ~ 10.6 feststellen. Die Woche davor schaetzte ich noch ~ 8.8. In diesem Sternbildes sollte sich auch KOMET LINEAR A2 aufhalten. Junge, Junge, hast du dich veraendert! Als ich ihn das letzte Mal im Juli aufsuchte war er ein sehr helles und grosses Fernglasobjekt, nun war er auch im Teleskop eine Herausforderung und am dunstigen Himmel keinesfalls auf Anhieb zu finden. Im Fernglas war er ueberhaupt nicht zu lokalisieren, im Teleskop mit 53x ein verwaschener Fleck. Von dort war es dann nicht mehr weit zum Kugelsternhaufen M15 - eines meiner Lieblingsobjekt wegen seiner schoenen Konzentration in der Mitte und dem gut aufgeloesten aeusseren Bereich. Nicht so gross wie M13, gefaellt mir aber fast besser. Inzwischen war auch M31 hoch genug gestiegen, und ich ging diese Galaxie mit dem Widescan an.Beeindruckend! Im gleichen Gesichtsfeld waren auch M32 und M110 zu sehen. M31 selbst zeigte sein sehr helles, langgestrecktes Zentrum mit einem sternartigen Kern. Die aeusseren sehr schwachen Bereich schlossen noch M32 ein. Ein Staubband konnte ich sicher erkennen, ein weiteres nur mit Fragezeichen. M33 praesentierte sich schoen eingerahmt im Widescan und zeigte eine knotige Struktur. Eine HII-Region glaube ich sicher erkannt zu haben. Es war nun bereits nach 1 Uhr, und da einige wanderintensive Tage auf uns zukommen sollten beschlossen wir alles zusammenzupacken und in unser Quartier zurueckzukehren. Was es sonst noch zu sehen gab: ein sehr heller ISS Durchgang mit angekoppeltem Space-Shuttle. Einige schoene Perseiden - Nachzuegler. Stundenlanges Wetterleuchten im Westen - dort gingen wohl einige heftige Gewitter nieder. Gerhard Bachmayer. |