[WAA] OBSERVATION REPORT

Name: Alexander Pikhard
Datum: 17./18. 8. 2001
Zeit: 20.30 bis 03.30 Uhr MESZ
Ort: Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell
Instrument: 12" Meade LX-200, StarlightXpress MX916 CCD-Kamera
Bedingungen: Anfangs stärker, später immer weniger bewölkt. Anfangs starker, später weniger Dunst. Durchsicht 3 -> 1, Aufhellung 2-3 (leider sehr stark), Seeing 2-3. Windstill.
Bericht: Da sich ein (zunächst nur einigermaßen) brauchbarer Abend abzeichnet, baue ich meine mobile CCD-Station vor der Sternwarte auf. Wegen des doch spürbaren Seeings wähle ich die Reduktion auf f/6.3 und beobachte somit im Sekundärfokus bei F=1890mm.

Star2000 funktioniert einwandfrei und so nehme ich die ganze Nacht mit Belichtungszeiten von 30 Sekunden bis zu 10 Minuten (!) auf.

Vor allem während der längeren Belichtungen ergibt sich viel Gelegenheit, durch andere Fernrohre zu schauen (vorzugsweise gleich nebenan durch Gabis 10" LX-200), den Himmel mit freiem Auge zu bewundern oder einfach zum Fachsimplen und Plaudern.

So viele Aufnahmen in einer Nacht habe ich noch nie gemacht. Die Ausarbeitung dauert einige Tage lang und erfolgt vornehmlich mit AstroArt von MSB, fallweise mit einer Nachkorrektur mit Corel Photopaint und in seltenen Fällen mit einer Vorbearbeitung direkt mit der StarlightXpress CCD Software (deren Logarithmustransformation ist aber um Welten besser als die von AstroArt).

Ich beginne zunächst mit den "Klassikern", die in der hellen Dämmerung schon einigermaßen gut zu sehen und auch mit kurzer Belichtungszeit aufzunehmen sind. Zu allererst mit den Kugelsternhaufen.
 
Die beiden Klassiker im Herkules sind schon mit 30 Sekunden Belichtungszeit gut abgebildet. Star 2000 führt gut nach, leichte Fehler werden mit Maximum Entropie Filter kompensiert. Beide Aufnahmen werden Flatfieldkorrigiert, im Bereich angepaßt und mit Unscharfmaske geschärft.

Links M13, rechts M92, jeweils Bildausschnitt.

Die nächsten beiden Haufen werden je 2 Minuten lang belichtet. Links M15 im Pegasus ist ein sehr konzentrierter Haufen. Ich belichte zwei Minuten, da es schon dunkler ist. Star2000 funktioniert einwandfrei. Die Ausarbeitung wird von einer logarithmischen Korrektur geprägt, Maximum Entropie, anschließend unscharfe Maske, wäre aber nicht notwendig gewesen. Bildausschnitt. Rechts M2; hier war leider eine Wolke vor. Ich hätte den Hintergrund dunkler machen können, doch dann wäre der Sternhaufen "abgesoffen". Bildausschnitt.
Wenn wir schon beim Aufnehmen von Kugelsternhaufen sind, dann gleich zu zwei selteneren Objekten: Links M56 in der Leier, 1 Minute, rechts NGC 6934 im Delphin, ebenfalls 1 Minute. Nachbearbeitung: Logarithmus, Maximum Entropie, Unscharfe Maske. Bildausschnitt.

Jetzt zu ein paar anderen Objekten in der Nähe. Mitunter muß ich auf ein passendes Wolkenloch warten.
 
 
M27 ist immer wieder ein dankbares Objekt, auch bei nur einer Minute Belichtungszeit. Nachbearbeitung: Nur eine kleine Korrektur mit Maximum Entropie, um die Effekte wegen der Bilddrehung etwas zu reduzieren, und eine Anpassung des dargestellten Graubereichs.
Von M71 habe ich mir gar nicht so viel erwartet. Umso erstaunlicher, wie gut sich der dichte Sternhaufen aus dem umgebenden Feld der Milchstraße abhebt. 1 Minute, Maximum Entropie, Bereichsanpassung, unscharfe Maske.
Lange Zeit ließen die Wolken nur einen Blick in den Adler zu. Kein Problem, dort gibt es ein hochinteressantes Objekt: Den planetarischen Nebel NGC 6781, ein sehr schwaches Gebilde. Ich belichte zwei Minuten lang. Nachbearbeitung: Nur Maximum Entropie und eine Anpassung des Graubereichs.

Jetzt ist die Zeit reif für die echten Experimente! Es klart auf und vor allem nach Osten und Nordosten bietet sich ein nahezu ungetrübter Himmelsanblick. Also zuerst einmal in die Andromeda.

Ich nehme den Kern des Andromedanebels M31 mit drei Minuten Belichtungszeit auf, es zeigen sich keine Spuren der Bildfelddrehung. Daher mache ich gleich eine zweite Aufnahme mit 5 Minuten Belichtungszeit. Auch sie wird einwandfrei scharf. Zu Hause lerne ich dann die phantastische Funktion "coregister" von AstroArt kennen: Mit ihr lassen sich die beiden Bilder, obwohl zu einander verschoben und gegeneinander verdreht, fehlerfrei übereinanderlegen. Man muss nur auf jeder der beiden Aufnahme die gleichen drei Sterne markieren.

Das Ergebnis ist eine insgesamt 8 Minuten lang belichtete Aufnahme vom Kern des Andromedanebels, dessen Zentrum natürlich überbelichtet ist, an dessen Rändern aber die Dunkelwolken der ansetzenden Spiralarme deutlich herauskommen! Außer dem Addieren der beiden Aufnahmen keine nennenswerte Nachbearbeitung.

Mei nächstes Ziel ist NGC 206, die helle Sternwolke im Andromedanebel, weit abseits vom Zentrum. Ich belichte 5 Minuten lang.

Hier erfolgt zunächst eine Korrektur mit Maximum Entropie-Filter. Erschwerend ist der Umstand, daß das Bild ja keinen dunklen Hintergrund haben kann - wir sind ja mitten in den Spiralarmen des Andromedanebels! Nachträgliche Auswertung mit dem Night Sky Observer's Guide zeigt nicht nur NGC 206 (den hellen Fleck rechts von der Mitte), sondern auch den Kugelsternhaufen G87 und den offenen Sternhaufen C107 im Andromedanebel. Deep Sky-Objekte in einer anderen Galaxie! Auch etliche Dunkelwolken sind zu erkennen. Auch hier keine besondere Nachbearbeitung, die Beschrifung erfolgte mit Corel PhotoPaint. Die schwächsten erkennbaren Sterne haben eine Blauhelligkeit von 18.6mag.

Weiter zu M33. Der Kern der Galaxie ist im Fernrohr gut zu erkennen, ich zentriere und führe auch am Kern nach! Belichtungszeit ist wieder 5 Minuten.

Wieder zeigt die Aufnahme nicht nur reiche Details in den Spiralarmen der Galaxie, sondern auch eine Menge an H II-Regionen; die bekanntesten, die auch NGC- oder IC-Nummern erhalten haben, sind in der Aufnahme eingezeichnet. Der bekannteste Nebel, NGC 604, liegt leider links außerhalb der Chipfläche. Nachbearbeitung: Keine (abgesehen von der Beschriftung)! Es handelt sich hier wirklich um das Rohbild, alle Versuche, es noch zu verbessern, brachten nichts.

Jetzt werde ich mutig und steure den kleinen Galaxienhaufen um NGC 507 in den Fischen an. 5 Minuten Belichtungszeit, auf den ersten Blick ist nicht viel drauf. Ich muß den Bereich stark einengen und eine logarithnische Transformation durchführe, dann kommen Details heraus - und leider auch der nicht homogene Hintergrund. Hier hätte ich ein (echtes) Flatfield gebraucht, der f/6.3-Reducer vignettiert doch sichtbar.

Die schwächsten im Night Sky Observer's Guide angeführten Galaxien sind 14,1mag, doch die Aufnahme zeigt noch viel schwächere Objekte. Auch das Webb Society Deep Sky Observer's Handbook bringt mich nicht weiter.

Jetzt noch ein "Blick" zu NGC 891, der schönen Kantengalaxie in der Andromeda, die im Fernrohr visuell heute schwierig ist.

Die Belichtungszeit beträgt 5 Minuten, das Ergebnis ist durchaus beeindruckend. Doppelte Logarithmustransformation!

Als letztes Objekt nehme ich mir "unser Logo", die Pleiaden, vor - genaugenommen den Merope-Nebel. Das Objekt steht sehr grünstig. Zwei Minuten - keine Rotation. 5 Minuten - keine Rotation. Ich werde extrem mutig: 10 Minuten - und noch immer brauchbar!!! Zu Hause ergibt sich dank "coregister" mit AstroArt eine 17 Minuten lang belichtete Kompositaufnahme ...

17 Minuten belichtet und kreisrunde Sterne bei einer azimutalen Montierung - das gilt gemeinhin als unmöglich. Durch Kompositverfahren und die tolle coregister-Funktion wird es möglich. Dieses Bild wurde nach dem Addieren der drei Aufnahmen mit Corel Photopaint bearbeitet: Rauschunterdrückung, Ebenenausgleich, adaptive Unscharfmaske. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und die Auswertung mit Simbad/Aladin hat ergeben, daß der schwächste noch zu erkennende Stern eine scheinbare Blauhelligkeit von 20.1mag hat - die Schallmauer der Amateur-CCD-Astronomie ist durchbrochen!

Fazit: Irgendwie muß ich das Ausleserauschen der MX916 in Verbindung mit Star2000 noch wegbekommen und künftig wirklich ein Flatfield machen. Der Dunkelstom ist kein Problem, das Signal-Rausch-Verhältnis der Kamera ist einfach umwerfend gut. Schön langsam bekomme ich die MX916 in den Griff.

Alexander Pikhard