Text und Fotos: Alexander Pikhard
Traditionell beginnt der Mariazeller CCD-Workshop mit gemütlichem Beisammensein auf der Sternwarte. Natürlich mit Beobachtung, wenn das Wetter es zuläßt. Und diesmal ließ das Wetter es zu! Ein traumhafter Abend, zwar mit viel Mondlicht, aber was soll's...
Schon auf der Anreise hatte sich der Abend mit einem traumhaften Mondaufgang über den Bergen des Mariazellerlands angekündigt.
Mondaufgang über den Bergen des Mariazellerlands, aufgenommen
vom Zellerrain mit Blick auf den Tonion
Nachdem wir unser Quartier im St. Franziskusheim - wo uns die Gastfreundschaft der Familie Eder in Person von Angelika, der Leiterin des Heims, das erste Mal in Empfang nahm - bezogen hatte, fuhren wir zur Sternwarte. Es war zwar kühl, aber nicht kalt. Der Mond strahlte von einem unglaublich klaren, blauen Himmel. Viele Sterne waren bereits in der Dämmerung zu sehen, die Durchsicht 1+++, heute würden auch trotz Mondlichts viele Aufnahmen gelingen!
Abenddämmerung über Mariazell
In der Sternwarte herrschte bereits eine tolle Stimmung, immerhin war ein Großteil der CCD-Prominenz aus dem In- und Ausland schon da, fürsorglich betreut von Günther, dem zweiten Teil der Ederschen Gastfreundlichkeit, und seinem Astroteam. So labten wir uns bei Speis und Trank.
Eifriges Fachsimpeln bei Speis und Trank. Hoffentlich finden wir noch
zum Fernrohr ...
Allmählich wurde es dunkel und viele hielt es nicht mehr in der
warmen Stube. Hinaus hieß die Devise, oder hinauf, je nachdem wohin.
Die Sternwarte wird startklar gemacht, der Mond steht schon hoch am Himmel.
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Der Mond war an diesem Abend natürlich die Hauptattraktion,
zwar schon ziemlich voll, dennoch sollte der Terminator noch so manches interessantes Detail zu bieten haben. Die gute Durchsicht ließ aber auch noch andere lohnende Ziele zu.
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Mittlerweile hatte sich im Tal Nebel gebildet, der das Licht von Mariazell dämpfte. Über dem Nebel bot sich ein überwältigender Anblick.
Über dem Nebel im Tal beleuchtet der Mond die nächtliche Landschaft
Etwas später verirrten wir uns in die Kuppel, und obwohl einige Leute dort anwesend waren, es beobachtete niemand. Also schnappte ich meine CCD-Kamera und begann mit ein paar Aufnahmen. Mit Günthers Hilfe und einem Umbau, der das Fernrohr in eine 16" f/3.3 Lichtkanone verwandelte, machte ich dann Aufnahmen von M57, M27, M15, NGC 7731, NGC 7479, Stephans Quintett sowie den beiden Kantengalaxien NGC 7332 und 7339.
Und diesmal arbeitete ich auch gründlich: Mit einem Dunkelstrombild (leider nur für die 30 Sekunden-Aufnahmen) und einem aus 10 Bildern gemittelten Flatfield. Alle Aufnahmen wurden mit AstroArt von MSB aufgenommen und nachbearbeitet, in einigen Fällen erfolgte noch eine Nachkorrektur mit Corel PhotoPaint, da dessen unscharfe Maske weicher arbeitet als jene von AstroArt.
Meine Aufnahmeserie begann mit dem Ringnebel M57. Nachdem meine Versuche mit 4m Brennweite nicht sehr erfolgreich waren - so genau führt ein LX-200 einfach nicht nach und S.T.A.R. 2000 hätte auch erst einmal konfiguriert werden müssen - baute Günther das Rohr einfach auf f/3.3 um. Diese und alle folgenden Aufnahmen entstanden im 2x2 Binning (376x290 Pixel). M57, 20 Sekunden, Einzelbild aus nachfolgender Serie |
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Summe einer Serie von 7 Aufnahmen von M57. Grenzgröße nach Sky&Telescope, September 2001, p. 102, bei 19.1 mag (A), mehr war bei dem Hintergrund (Mondlicht) nicht drin. Die schwache Galaxie IC 1296 (ca. 15 mag.) rechts oberhalb von M57 (B) ist aber zu erkennen, zumindest der Kern. M57, Summe aus 7 Bildern à 20 Sekunden, unkorrigiert. |
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M27, Einzelbild 20 Sekunden, unkorrigiert. |
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M15, Einzelbild 40 Sekunden, unkorrigiert. |
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Die schöne Balkenspirale NGC 7479 im Pegasus stand allerdings recht nahe beim Mond. Aus mir nicht näher erklärlichen Gründen konnte ich hier das Flatfield nicht hundertprozentig kompensieren, obwohl auch der Dunkelstrom mit der richtigen Belichtungszeit aufgenommen wurde. Trotzdem viele Details. NGC 7479, Summe aus 4 Bildern à 30 Sekunden, Dunkelstrom und Flatfield korrigiert. |
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Die helle Galaxie NGC 7331 im Pegasus zeigte heute trotz Hintergrundaufhellung sehr viele Details wie Knoten in den Spiralarmen oder ihre asymmetrischen Arme. Bemerkenswert auch der Reichtum an anderen Galaxien in der Nachbarschaft: NGC 7335, 7336, 7337 und 7340 sind deutlich links neben 7331 zu erkennen. 7336 ist 15 mag. NGC 7331, Summe aus 6 Bildern à 30 Sekunden, Dunkelstrom und Flatfield korrigiert. |
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Jetzt darf natürlich Stephans Quintett nicht fehlen. Die kleine Gruppe aus NGC 7317, 7318 A und B, 7319 und 7320 ist deutlich aufgelöst (auch 7318 A und B zeigen deutlich getrennte Kerne), und sogar die schwache Galaxie NGC 7320C ist weiter links von der Hauptgruppe zu erkennen. Stephans Quintett, Summe aus 6 Bildern à 30 Sekunden, Dunkelstrom und Flatfield korrigiert. |
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Den Abschluß macht eine Aufnahme des Kantenpaars NGC 7332 (links) und 7339 (rechts). NGC 7332 und 7339, Einzelbild 30 Sekunden, unkorrigiert |
Alle Aufnahmen haben ein scheibares Gesichtsfeld von 23' x 17'. Auffällig ist eine Krümmung des Bildfelds, die offenbar durch den f/3.3-Reducer entsteht. Es kann keine Bildrotation sein, da das 16" LX-200 parallaktisch montiert ist.
Alexander Pikhard