Text und Fotos: Alexander Pikhard
Datum: 12./13. Oktober 2001, 19 - 02 Uhr MESZ
Ort: Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell, Außensäule
Instrument: 12" Meade LX-200 auf f/6.3
Kamera: StarlightXpress MX916
Bedingungen: Durchsicht 1++++, Aufhellung 1-2, Seeing 2-3, wolkenlos, windstill, ca. +6°C. Freisichtige visuelle Grenzgröße in UMi > 6.5mag
An sich hatte ich vor, an diesem Abend auf der Sternwarte in Mariazell zu beobachten und einige CCD-Aufnahmen zu machen. Auch andere WAA-Mitglieder hatten sich bereits angemeldet, doch leider war die Sternwarte just an diesem Tag vermietet.
Aber es bot sich eine andere Gelegenheit; Günther hatte mir bei der Eröffnung der Sternwarte ganz stolz eine recht verwaiste Außensäule vor der Sternwarte gezeigt. Ich meinte, mit einem parallaktischen Aufsatz wäre ich jederzeit mit meinem 12" LX-200 dabei. Günther versprach mir den Aufsatz rechtzeitig zu montieren, uns so fuhr ich doch nach Mariazell und ich nützte die Gelegenheit, um mein 12" LX-200 erstmals parallaktisch zu montieren und ohne Bildrotation zu fotografieren.
Während die Gäste, ein sehr engagierter, in Wien lebender Amateur deutscher Abstammung, der mit einem dicken Beobachtungsprogramm angereist war - Pluto war da genauso drin wie Kugelsternhaufen im Andromedanebel - Günther in der Kuppel ins Schwitzen brachten, taten wir das im Freien nicht, denn es wurde mit der Zeit recht kühl. Immerhin gab es Strom aus der Steckdose - also keine Probleme mit einer Batterie - und die Sternwarte zum Aufwärmen. Doch wie war eigentlich das Wetter?
Es war traumhaft, nicht zu beschreiben! Ein warmer Tag, eines Sommertags würdiger als dem Datum entsprechend, die Sonne knallte von einem stahlblauen Himmel herunter, wie wir ihn zuletzt in Afrika auf unserer Finsternistour gesehen hatten! Kein Lüftchen regte sich.
Lediglich tief im Westen waren ein paar kleine Nebelschleier, sonst würde es wohl eine Rekord-Durchsicht geben. Die tief stehende Sonne wärmte noch immer, sodaß wir nicht nur recht bequem das LX-200 auf die Säule montieren konnten (übrigens auf eine C8-Polwiege -- nicht ganz stabil, aber zum Glück ging ja kein Wind).
Das Fernrohr ist montiert. Jetzt ist ein Picknick allemal drin. Noch
immer
im Freien, und das Mitte Oktober auf 1000 Meter Seehöhe knapp
nach
Sonnenuntergang - man glaubt es einfach nicht!
Huch, ist mein Fernrohr auf einmal groß geworden. Da werde ich
wohl keinen Zenitspiegel brauchen... Ein kleiner Campingtisch ist
unbedingt notwendig für das ganze Zeug, das man so braucht.
Die Dämmerung bricht herein, Zeit zum Einscheinern. Ich gebe mir hier keine große Mühe und verlasse mich auf den Computer des LX-200 und die mittels GPS ermittelten Koordinaten und Uhrzeit. Ich hätte es genauer machen sollen, denn später wirkt sich die nicht ganz exakte Aufstellung schon störend aus.
Namibia?? Nein, Mariazell! Aber viel Unterschied ist heute nicht!
Ich verkürze die Brennweite auf f/6.3 und es geht los. Ich mache grundsätzlich Aufnahmeserien von 10 oder 20 Bildern (einige davon sind immer Ausschuß wegen Nachführfehlern - die fallen erst weg, als es mir gelingt, STAR2000 mit der parallaktischen Aufstellung richtig einzustellen). Belichtungszeiten zwischen 10 und 30 Sekunden, mehr ist nicht drin, wenn man nicht ordentlich einscheinert ...
Der Himmel präsentiert sich mit Durchsicht 1++++ (eine theoretische Höchstnote), Aufhellung durch Mariazell 1-2, Seeing 2-3 (leider doch), wolkenlos, es ist windstill und hat anfangs +13°C, am Ende +6°C. Es wird etwas feucht, die Taukappe hält aber. Es ist so klar, daß die Sterne wie beim Ende einer Bedeckung schlagartig aufgehen. So erscheint etwa Fomalhaut im Südosten wie ein Lichtblitz über den Bergen. Jupiter erscheint zuerst schwach, ca. +2mag, und während sich das 40" große Scheibchen über den Horizont schiebt, steigt seine Helligkeit an. Das konnte leicht mit freiem Auge beobachtet werden!
In der (nautischen und dann astronomischen) Dämmerung sind ein
paar hellere, aber auch südlich stehende Objekte dran.
M11, Summe aus 10 Aufnahmen zu je 10 Sekunden. Unscharfe Maske. | |
M22, Summe aus 10 Aufnahmen zu je 10 Sekunden. Unscharfe Maske. Schön kommt das diffuse Zentrum dieses großen Kugelsternhaufens heraus. | |
M55, Summe aus 10 Aufnahmen zu je 10 Sekunden. Erstaunlich, wie groß dieser Kugelsternhaufen ist - viel größer als M22, dafür lockerer. Er steht einfach näher! |
Dann wage ich mich an ein paar Nebel, dabei bemerke ich, daß die
StarlightXpress MX916 nicht besonders rotempfindlich ist.
Der Hellix-Nebel NGC 7293. Er ist so groß, daß er selbst bei f/6.3 (F=1890mm) nicht mehr auf den Chip paßt! Summe aus 10 Aufnahmen zu je einer Minute. | |
Ein Stück vom Cirrus-Nebel (NGC 6992), wieder Summe von 10 Aufnahmen zu je einer Minute Belichtungszeit. Der ganze Nebel paßt wieder nicht auf den Chip. | |
Ein Stück vom Crescent-Nebel, NGC 6888, gleiche Technik wie oben. Auch hier paßt der ganze Nebel nicht auf die Chipfläche. |
Und dann geht es an das Hauptprojekt: M33. Da die Galaxie so groß
ist, daß sie nicht auf den Chip paßt, beschließe ich,
ein Mosaik zu machen. Je drei Serien aus 20 Bildern zu je 15 Sekunden Belichtungszeit
(mehr als ausreichend bei einer Galaxie, die Kamera ist blauempfindlich)
werden zu einem Bild kombiniert, hier das Ergebnis:
M33, die Dreiecksgalaxie, in einem Summenbild-Mosaik aus insgesamt
60 Aufnahmen zu je 15 Sekunden Belichtungszeit.
Auch dieses Bild, drei Chipflächen groß, zeigt nur den Kernbereich der riesigen Galaxie, die äußersten Ausläufer fehlen noch immer. Man erkennt zahlreiche Details, darunter HII-Regionen (NGC, IC) und OB- Assoziationen (A), zu identifizieren mit nachfolgender Karte: |
Nach dieser Bildserie beende ich die CCD-Session und wir widmen uns
noch einigen schönen visuellen Eindrücken. Und da die beiden
Planeten Jupiter und Saturn schon recht hoch stehen, dürfen auch sie
nicht fehlen. Das Seeing ist gut, da muß schnell ein Schnappschuß
mit der Digitalkamera her:
Jupiter, mit Olympus Camedia C-3000 durch ein 14mm Pentax-Okular aufgenommen (Automatik, 100 ASA, vergrößerter Ausschnitt) |
ein 14mm Pentax-Okular aufgenommen |
Wir genießen noch einige Zeit lang den Blick, vor allem nach Osten. Zahlreiche - offenbar sporadische, wir können sie nicht zuordnen - Meteore zieren den brillianten Himmel, der uns vor allem im Osten doch irgendwie ans südliche Afrika erinnert. Schließlich suchen wir das St. Franziskus-Heim auf, denn wir wollen am nächsten Tag zeitig nach Wien aufbrechen.
Irgendwie muß sich aber unter dem klaren Himmel da schon ein Gedanke festgesetzt haben, denn es soll noch ganz anders kommen...
Dank an Günther für die Mühe mit der Außenmontierung!
Alexander Pikhard