Beobachter: | Dr. Thomas Schröfl | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | schroefl@via.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 19. 07. 2002 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 21.00 MESZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Edlach/Rax
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Instrument: | NexStar11GPS | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Nahezu 14 Tage Schlechtwetter lassen mich schon nach einer klaren Nacht sehnsüchtig werden, vor allem wenn immer wieder Gedanken an die WAA-Expedition nach Namibia aufkommen. Ein zwischenzeitiges Treffen mit Andi Berthold auf der Sofienalpe wurde zu einer kurzen gemeinsamen Betrachtung einer Sturmfront über dem Tullner Feld, nachdem ich den ganzen Tag bei strahlendem Wetter und 34 Grad schwitzend am Schreibtisch saß. Der 10 Tage alte Mond macht klar, daß heute die Erwartungen nicht zu hoch geschraubt werden können. Dementsprechend habe ich vor mich heute vor allem den Kugelsternhaufen am Sommerhimmel zu widmen. Doch zunächst wird die Abenddämmerung genützt um die kürzlich erworbene Philips ToUCamPro erstmals auszuprobieren. Objektiv raus, Adapter von Beck hinein und ein IR-Sperrfilter darauf ist eine Angelegenheit von Minuten (der Montagetip von Beck ein bis zwei Lagen Teflondichtungsband vor dem Einschrauben ums Gewinde zu legen kann nur weiterempfohlen werden; das Gewinde greift besser und staubdicht ist es obendrein). Keine zwei Minuten später habe ich die Mondoberfläche am Monitor. Die flache Mondbahn und das heute schlechte Seeing hinterlassen jedoch mehr den Eindruck eines Schwabbelpuddings. Überdies zeigt sich, daß die Chipgröße mit der Brennweite von 2800mm nicht gut harmoniert, denn ein einziger größerer Krater füllt gut ein Drittel des Bildes aus. Doch der Refraktor mit 700mm Brennweite steht in Wien. Kurz denke ich daran, daß es wohl nicht ganz einfach sein wird einen Planeten auf den Chip zu zentrieren. Damit ist für heute das Thema Webcam beendet mit dem Ergebnis: im Prinzip funktioniert es. Bis es gegen 22:30 dunkel genug ist um auf die Kugelsternhaufen loszugehen nütze ich die verbleibende Zeit für den Mond mit dem Bino und 35mm = 80x. Leider ist das heute kein sehr beeindruckendes Erlebnis, wenn ich davon absehe, daß der Mond in meiner erst kurzen Laufbahn als Astro-Amateur noch nie so gewabbert hat wie heute. Aber auch das gehört in den Erfahrungsschatz und läßt mich umso mehr Nächte mit gutem Seeing schätzen. Es ist nun finster genug und ich entscheide mich die ganze Nacht beim Bino zu bleiben. Der Komfort des beidäugigen Sehens übt einfach seine unwiderstehlichen Reize aus. Den Anfang macht, wie sollte es sonst sein, wieder einmal M13. Trotz der Aufhellung ein ergreifender Anblick. Im Bino ein derart plastischer Eindruck, daß ich das Gefühl habe direkt hineingreifen zu können, trotz 25000 LY Entfernung. Praktisch bis ins Zentrum sind einzelne Sterne zu sehen. Indirektes Sehen funktioniert auch im Bino mit zwei Augen gut. Durch den plastischen Eindruck entsteht dann das Gefühl, wie wenn der Sternhaufen förmlich aus den Okularen herausspringt. Durch Literatur darauf aufmerksam geworden gehe ich weiter zu dem ob dem eindrucksvollen M13 stiefmütterlich behandelten M92. Vom geringeren Durchmesser abgesehen, steht er M13 an Pacht kaum nach. Ein Versuch auf 15mm = 185x zu gehen bringt ob des mäßigen Seeings nur Unschärfe aber kein mehr an Details. Die Lücke zwischen 80x und 185x wird wohl durch ein weiteres Okularpaar einmal zu schließen sein. Eine Herausforderung ist NGC 6229 ein Cluster mit 9,4mag und Einzelsternen von nur 15,5mag. Auf Anhieb gut zu erkennen, wenn auch nur als nebeliger Fleck ohne erkennbaren Einzelsternen. Bei indirektem Sehen ändert sich der Eindruck von nebelig zu Cluster. M15 ist als nächster an der Reihe; ebenfalls schon und deutlich zu sehen, wenn auch nur mehr im Randbereich aufzulösen. Den Blick auf NGC6539 verhindert leider aufkommende leichte Bewölkung, dafür sind NGC 6512 und 6934 durch einen leichten Dunstschleier gerade noch als matte nebelige Fleckchen zu sehen. Obwohl ganz in der Nähe des aufhellenden Mondes gelegen will ich doch die Messier-Objekte in Skorpion und Schützen probieren, soweit mir die tiefer stehenden nicht durch Kreuzberg und Bäume verdeckt werden. M10 und M12 lassen sich gegen den doch stark aufgehellten Hintergrund als schwache nebelige Flecken erkennen. Die beiden offenen Sternhaufen M23 und M25 sind natürlich kein Problem. Hier macht es sich bezahlt das Bino mit Zenithprisma direkt am Tubus zu montieren und so ein möglichst großes Gesichtsfeld zu erzielen. Bei M16 und M 20 schaue ich kurz vorbei, nur um mir zu bestätigen, was ich sowieso unter diesen Bedingungen erwarte, nämlich wirklich nichts zu sehen. Lediglich M17 ist in seinem dichtesten Bereich gerade noch erkennbar. Zum Abschluß + es zieht immer mehr Bewölkung auf + schwenke ich noch kurz zu den beiden planetarischen Nebeln NGC 7009 Saturn Nebel und NGC 6210, beide als kreisrunde nebelige Scheibchen zu sehen und mache dabei eine nützliche Erfahrung. Ob Stern oder Nebel läßt sich schnell mittels indirekten Sehens überprüfen. Beim Wegschauen blinkt der Nebel sofort deutlich heller auf. Ein nun fast vollständig geschlossener Himmel beendet einen für die Bedingungen doch recht guten Beobachtungsabend.
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