CCD-Seminar

Sofienalpe, 28. 07. 2002

20020728api20.html

Beobachter: Andreas Berthold, Anneliese Haika, Daniela Pikhard, Alexander Pikhard , Michael Premlechner
e-Mail: apikhard@utanet.at
Datum: 28. 07. 2002
Zeit: 20.00 - 23.10 MESZ
Ort: Sofienalpe
Instrument: 4" TeleVue Genesis, zweimal Celestron 8, 12" Meade LX-200, diverse Feldstecher
Bedingungen:

Durchsicht: 2
Freis. vis. Grenzgröße: 4.5
Aufhellung: Dämmerung, dann 2-3
Seeing: 3
Wind: keiner
Temperatur: ca. 20°C Luftfeuchtigkeit: trocken
Sonstige Bemerkungen: Einige wenige Wolken

Bericht:

Für einige von uns die erste ernsthafte Beobachtung nach Namibia; was würde das für ein Gefühl sein? Gut, die lange Dämmerung tröstet einige Zeit über die Bedingungen hinweg, und vor allem gilt es zuerst, die Venus zu beobachten.

Ein kleines Teleskoptreffen
Ein kleines WAA-Teleskoptreffen auf der Sofienalpe

Nur wenige Teilnehmer vom zweiten Teil des CCD-Seminars warten die Dämmerung ab; ich bin der einzige, der mit einer klassischen CCD-Kamera ans Werk geht, aber erst später. Venus wird mit anderen digitalen Kameras aufgenommen, vor mir mit der Olympus C-3000, von Andreas und Michael mit der Philips ToUCam Pro Webcam.

Venus-Jagd
Alle suchen die Venus; eingeblendet ein Schnappschuß mit der
Digitalkamera durchs 12", bei 1/200s, 100 ASA äquivalent.

Die Amateurastronomie hat sich sichtlich sehr gewandelt ...

Schreibtischastronom
Der Astronom sitzt auch im Feld am Schreibtisch und ...

Digitale Okulare
... am Okularende sitzt die WebCam, die Bilder entstehen im
angeschlossenen Computer.

Unsere Austrüstung ruft bei vielen Spaziergängern Erstaunen hervor. Bei (fast) jedem Fernrohr ein Laptop, viele Kabel, nichts zum Durchschauen. Gut, das Annelieses C8 noch "klassisch" funktioniert, da geht sich ein Blick durch aus und wir beobachten einen Wetterballon samt Explosion. Ein spektakulärer Anblick!

Während die Dämmerung fortschreitet, spiele ich mich am LX-200 mit SatelliteTracker und verfolge einen Cosmos-Satelliten im 21mm Pentax-Okular. Keine Details, aber es stimmt mich zufrieden, daß ich auch mit stärkerer Vergrößerung einem Satelliten kontinuierlich folgen kann.

Als es endlich dunkel genug ist, wage ich die Inbetriebnahme der MX916. Erstmals nach Namibia. Mit gemischten Gefühlen. Sicherheitshalber peile ich ein einfaches, erfolgversprechendes Objekt an: M11. Aus einer Serie von 10 Aufnahmen wird doch etwas, trotz der holprigen Nachführung des LX-200. Auf STAR2000 verzichte ich zunächst wegen des Dunkelstroms.

M11
M11, aus 6 Aufnahmen zu je 10 Sekunden Belichtung

Ich nehme mit f/6.3 und 2x2 Binning (376 x 290 Pixel) auf. Wie im Seminar angekündigt, experimentiere ich dann aber bei der Ausarbeitung mit dem Vergrößern der Bilder vor dem Aufsummieren. 4 Bilder sind Ausschuß, aus dem Rest entsteht, nach Anwenden einiger Filter, doch ein passables Ergebnis.

Ich schwenke weiter auf M13. Hier werden die Aufnahmen gleich auf 200% vergrößert. 8 Bilder der Serie sind brauchbar. Leider macht sich das schlechte Seeing vor allem bei den helleren Sternen unschön bemerkbar.

M13
M13, 8 x 10 Sekunden

Nun zu einem Klassiker, M57. Ich mache eine Serie von 20 Aufnahmen, von denen 15 gut nachgeführt sind, und das trotz aufkommenden leichten Windes und keiner aktiven Nachführkontrolle. Das Summenbild kann sich wirklich sehen lassen!

M47
M57, 15 x 10 Sekunden

Enorm, was da an Details rauskommt, die Technik ist wirklich nicht schlecht. Wenn man keine gut nachgeführte Einzelaufname schafft, dann muß man das in der CCD-Technik mit der Menge der aufgenommenen Bilder erschlagen. Wobei das Verfahren natürlich Grenzen hat. Die habe ich bei M27 bemerkt.

Mit 10 Sekunden Belichtungszeit war das Signal/Rauschverhältnis unbefriedigend und mit 20 Sekunden zu viel Ausschuß da. Also doch STAR2000 und 2 Minuten ganz konventionell belichtet.

M27
M27, 2 Minuten

Es geht also auch so. Aber kein Vergleich zu Namibia, dort habe ich aber auch 10 Aufnahmen zu je einer Minute gemacht.

Es steht noch eine Passage der Internationalen Raumstation ISS bevor. Ich mache SatelliteTracker bereit, und wieder trifft das Programm haargenau und wir verfolgen die Raumstation im Fernrohr. Wahnsinn! Deutlich erkennt man zwei Module und die weit ausladenden Sonnensegel, vor allem, als die ISS den Osthorizont erreicht. Ein toller Anblick! Leider geht sich kein Foto aus. Ich schaffe es nicht, die Digitalkamera an das rasch bewegte Rohr zu halten. Demnächst also mit fix montierter Kamera ...

Es war eine interessante, abwechslungsreiche Nacht. Wieder unter heimischen Bedingungen und wieder lustig.

Alexander Pikhard