WAA Namibia 2002Der volle Erlebnisbericht. Text: Ernst Naderer. Fotos: Ottokar Lhotsky. Sonntag, 7. Juli 2002 - Sossousvlei, Sesriem und dunkle NachtGeplant war: Abfahrt 0530 mit 2 Autos, eins mit Walter und 4 Leuten, das andere mit Friedhelm und 7 Leuten, einschliesslich der beiden reizenden Mäderln von Robert, Fahrt zum Sossus Vlei, den Dünen und Seisriem Canyon, Rückkehr zu Hakos ca. 1800. So war's geplant. Für Walter und Fiedhelm ein routinierter Ausflug für Touristen. Herrliche Fahrt in den Morgen, eine kurze Strecke der Sonne entgegen. Walter vorne, weit hinten Friedhelm, damit er den Staub des Vorausfahrenden nicht schlucken muss. Die namibischen Strassen breit wie Autobahnen, kompakter Sand und Steine. Was sich bewegt, staubt. Ist aber leicht zu ertragen; auf 100 km begegnen einem vielleicht 10 Fahrzeuge und überholt wird nur ganz selten. Vorbei an wogendem braunen Gras, Steinhügeln wie hingeworfen oder wahllos aufgeschüttet, hinein ins Gebirge. Über Gaub-Pass, steile Abfahrt in die Ebene. Unterwegs ein paar Koodoos, Springböcke und sogar Kamele. Ortschaften, die auf der Karte gross eingezeichnet sind, bestenfalls ein paar zerstreute Häuser ohne erkennbaren Zusammenhang neben der Strasse. Strassenschilder die vor Senken warnen und Tordurchfahrten die Weidezäune unterbrechen. Hinter Seisriem der Eingang zum Namib Naukluft Park. 10.00 Uhr - völlig im Plan. Weiter auf Asphaltstrasse zur Dune 45. Am Weg links und rechts imposante Dünen in satten Farben; dunkelrot, hellbraun, links ein schwarzer Felsenhaufen rechts ein roter, dazwischen das wellende hellbraune Gras. 10 oder 12 Gemsböcke schauen uns gelangweilt nach. Die Dune 45: mächtig, steiler Aufstieg am Grat entlang. Fast alle schaffen es bis zum Gipfel. Die kleine Caroline, oder war es die Carina, zum grossen Teil auf allen Vieren. Weil so viele unbedingt hinauf wollten gibt es eine leichte Verzögerung. Wir haben ja noch einiges vor uns. Zum Sossus Vlei. Vom Ende der Asphaltstrasse noch 5 km - for 4 x 4 only steht dort unübersehbar auf einem Schild. Walter übernimmt das Kommando vom VW Bus - mit 2 x 4 - und verringert einmal gleich den Reifendruck um dieses letzte Stück sicher zu durchfahren. Auf geht's. Nix geht. VW Bus will nicht. Die Experten - in unserer Gruppe sind nicht nur Astronomie Experten - beraten. Schnell ist die Lösung des Problems gefunden. Die zweite Batterie des Toyotas wird ausgetauscht mit der kaputten des VW. Einer unserer Freunde - offensichtlich ein Laie - meint: so macht man aus einem kaputten Auto zwei. Er irrt sich. Der Bus heult auf und mit Walter am Steuer geht's durch tiefen Sand. Nicht sehr weit. Es hat wharscheilich doch einen Grund warum dieses Stück Weg 4 x 4 vorbehalten ist. Walter ist von diesem Missgeschick nicht sonderlich beeindruckt. Für ihn ist so etwas kein Problem. Seil her, hinten am Bus vorne am Toyota befestigt und schon ist der Bus wieder auf festem Grund - nicht ganz so schnell. Ein paar Mal kreuz und quer gezogen muss schon werden. Unser Ottokar erweist sich dabei scheinbar (wie so vieles in der Astronomie) als starker Mann - als Herkules eben. Der zweite Anlauf gelingt voll. Mit Schwung fährt der Bus durch tiefen Sand. Beim Sussos Vlei parken wir im kühlen Schatten und geniessen ein herrliches Picknick. Sicher von Waltraut fürsorglich vorbereitet. Walter verschafft den vielen kleinen Vögeln schnell ein Wasserbecken zum Baden und Trinken. Der Zeitplan war natürlich jetzt bereits einegermassen überschritten. Der Seisriem Canyon musste jedenfalls noch besichtigt werden. Halbe Stunde später waren wir dort nach einer problemlosen Fahrt zurück durch den Sand. Es war eigentlich fast eine Stunde später weil ja die VW Reifen wieder auf vollen Druck gebracht werden mussten. Der Canyon, beeindruckend. Walter führt uns hinunter auf den Grund, wendet sich unten angekommen nach links und wir folgen ihm bis zu einem kleinen See; weiter geht's nicht. Wir kehren um, steigen auf zum Rand und wollen abfahren. Die Zeit drängt. Wir wollten ja noch bei Tageslicht bis Hakos kommen - was jetzt wohl nich mehr ganz möglich war - aber immerhin für einen guten Tei der 280 km retour noch ausreichen könnte. Aufsitzen und los geht's. Nein, 2 Leute fehlen. To make a long story short, Thomas und Herr Feiwickl sind am Boden vom Canyon nicht nach links sonder nach rechts gegangen. Sie sind, unaufachtsam, einer Gruppe gefolgt die aber nicht die unsere war. Später behaupten beide sie hätten sich nicht vergangen, sonder eben einen anderen Weg eingeschlagen. Irgendwann ist es ihnen aber doch aufgefallen fremde Leute um sch zu haben. Sie waren nicht besorgt, sagten sie, aber letztendlich doch froh von Walter und Markus, Herrn Feiwickls Sohn, die ihnen nachgegangen waren, gefunden zu werden. Besorgt waren natürlich wir, die Wartenden, und heilfroh als sie endlich wohlbehalten aus der Schlucht heraufstiegen. Die Sonne steht jetzt schon tief. Wir fahren los in der gewohnten Formation, Walter im Toyota vorne, Friedhelm im VW Bus hinten nach. Nächster Stop Solitaire - so könnte das ganze Land heissen - eine Tankstelle und ein Touristenladen. Jetzt fährt Friedhelm vorne und Walter hinten nach. Die Idee war das gebrechlichere Fahrzeug voranfahrenzu lassen, damit das gesunde bei einer eventuellen Panne helfen kann. Wir muessen ja über den Gamsberg Pass, in der Finsternis. Weil Friedhelm wahnsinnig staubt lässt Walter einen ziemlich grossen Abstand. Es geht zügig dahin , wir bestaunen den Sonnenuntergang, es ist stockfinster und dann geh'n die Scheinwerfer aus. Mit 80 km/h auf Sandstrasse in der Nacht ohne Licht. Sachte manövriert Walter zum Stillstand. Motorhaube auf, Sicherungen checked. Walter und selbst Otto der Allrounder finden keine Lösung. Standlicht brennt noch und Ottos Wundertaschenlampe. Mit einem fingerdicken Strick und mit viel technischem know-how befestigt Otto diese Taschenlampe vorne am Grill und das hält tatsächlich den ganzen Rest des Weges. Wir fahren mit Standlicht und dem Schein einer Taschenlampe durch die mondlose aber sternenhelle namibische Nacht. Erst etwas zögerlich aber bald etwas forscher. Wir hoffen bald auf Friedhelm zu treffen der sicher auf uns warten wird wenn er merkt wir sind nicht mehr hinter ihm. Tatsächlich nach ein paar km taucht ein stehendes Licht am Strassenrand auf. Es ist aber nicht der VW Bus. Ein Auto mit einer Panne wird auf einen Trailer geladen um weggeschleppt zu werden. Man bietet uns natürlich Hilfe an ist aber ebenso ratlos unseren Scheinwerfer-Ausfall zu beheben wie wir. Wir fahren also halblind weiter. Nach kurzer Strecke überholt uns das Gespann und Walter fährt einfach daneben her. Wir benutzen sozusagen das Licht des anderen. So geht's ganz flink dahin - solange nichts entgegen kommt. Die Strasse ist zwar breit aber drei nebeneinander kann ungemütlich werden. Prompt kommt ein Bus daher. Walter fällt zurück, holt wieder auf und weiter geht's mit dem Licht des anderen bis zu Abzweigung zum Gamsbergpass. Die Hoffnung den VW Bus zu treffen haben wir aufgegeben. Wir fahren mit geschärfter Nachtsicht durch enge Kurven steil bergauf und wieder runter. Ottokar, der neben Walter sitzt, spielt den Lotsen. Er sagt: jetzt eine Rechtskurve, jetzt bergab durch eine Senke, dort vorne nach links, Achtung ein Tor durch einen Zaun. Ob Walter wirklich diese Anweisungen braucht ist nicht ganz erkennbar, er steuert jedenfalls souverän durch die Nacht, geleitet von den Sternen und Otto-kars Taschenlampe. Die Situation wird fast alltäglich (nächtlich). Erstaunlich wie viel man sieht ohne Licht. Sogar ein Stachelschwein am Strassenrand entgeght nicht unserer Aufmerksamkeit. Wir rollen dahin. Wir müssen Walter schon daran erinnern, dass er eigentlich fast ohne Licht fährt und wir es jetzt auch nicht mehr eilig haben. Gute 120 km ohne Licht, auf schwierigem Weg - eine ausserordentliche Leistung. In Sicht der Lichter von Hakos bleiben wir stehen und lassen Walter
hoch leben und danken Gott und ihm (und Ottokar) für die sichere Heimkehr.
Das Abendessen das Waltraud trotz der späten Stunde noch für
uns bereit hatte schmeckte himmlisch. |
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