WAA Sternabend

Hardegg/Thaya, 3. August 2002

Am Samstag, 3. August, hielten wir in Hardegg im Nationalpark Thayatal einen Sternabend ab. Alex Pikhard, Wolfram Patzl und ich trafen im Gasthof Hammerschmiede mit Herrn Ing. Riener von der Nationalparkverwaltung zusammen. Da wir den Beobachtungsplatz am Maxplateau noch nicht kannten, baten wir ihn, uns noch bei Tageslicht den Platz zu zeigen. Nach einer kurzen Strecke durch den Ort bogen wir auf eine Forststraße ein. Der erste richtige Test für den neuen Wagen! Schon auf den ersten Metern wurde es klar: hier sind Allradantrieb und große Bodenfreiheit dringend gefragt. Der Weg führt in den Wald hinein und ist auf weiten Strecken völlig überwuchert. Man fährt also wie durch einen grünen Tunnel, die Stäucher hängen oft bis zur Wegmitte, zwischen den Fahrspuren steht hohes Gras. Wir fuhren hinter Herrn Riener her und hofften, daß wir uns den Weg merken würden. Nach einer besonders dichten Wegstrecke, lichtete sich plötzlich das Gebüsch und wir hatten es geschafft. Das Maxplateau ist eine kleinere Lichtung mit einem Fernseh- und einem Handysender und einem herrlichen Blick über den Ort mit der malerischen Burg. Nach einem kurzen Lokalaugenschein machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Gasthof.

Um 21.00 Uhr begannen wir dort mit der kurzen Einführung in den Sternenhimmel mit Computerprogramm und Videobeamer. Doch nachdem das Wetter einen klaren Abend versprach, ging es bald hinaus zum echten Himmel.

Die Besucher mußten sich zu Fuß auf den Weg machen, wir fuhren mit der gesamten Ausrüstung (immerhin etwa 100 kg) wieder den Forstweg hinauf. Diesmal im Finstern. Der grüne Tunnel wirkte noch mehr wie ein Schlauch. Eine recht abenteuerliche Fahrt.

Oben bauten wir im Schein einer Taschenlampe das Teleskop auf. Gut, daß es dort ein festes Geländer gibt, denn wir mußten uns direkt an den Rand stellen, um den besten Blick auf den Himmel zu haben. Schon bald hörten wir die Besucher unter Führung von Herrn Riener heraufkommen.

Etwa 40 Personen drängten sich auf dem Platz um den großen Sender. Im "Einbahnsystem" ging es um den Sender herum zum Teleskop. Etwa zwei Stunden lang zeigten wir Objekte am Himmel im Teleskop und erklärten und beantworteten Fragen. Viele Besucher waren mit Feldstechern gekommen und erkundeten selbst den Himmel.

Der Lärm der vielen Leute hatte die Tiere verscheucht. Allerdings nicht alle. Genau dort, wo wir uns oft aufhielten, hatte eine besonders dicke Spinne ein bemerkenswertes Netz gesponnen, das wie ein Trichter direkt über den Köpfen der Leute hing. Die Spinne selbst hing kopfüber im Zentrum des Netzes und wartete geduldig auf Opfer. - Oder wartete sie vielleicht nur auf uns? Im Schein der Taschenlampe sah es richtig bedrohlich aus. Grund genug, diesen Platz nun zu meiden.

Bis nach Mitternacht bleiben die Leute, dann wurden sie wieder ins Tal geleitet. Ob es auf dem Fußweg auch Spinnen gab???

Herr Übl, der die Veranstaltung geplant hatte, bleib mit seinen Freunden noch etwas länger und wir steuerten noch einige weitere Objekte an. Um ca. 1.00 Uhr begannen wir, abzubauen. Jetzt, da wir nur noch zu dritt waren, begann der Wald plötzlich zu leben. Überall im Gebüsch raschelte es, doch im Licht der Taschenlampe war nichts zu sehen.

Die Spinne wurde noch zum unfreiwilligen Fotomodel. Sie war über das Blitzlicht offensichtlich verärgert, ließ sich kurz am Faden herunter, kletterte wieder hinauf und spuckte hinunter! Das Einladen der Ausrüstung ins Auto gestaltete sich darauf hin etwas mühsam, denn niemand wollte den direkten Weg zur Heckklappe nehmen.

Noch einmal fuhren wir den abenteuerlichen Weg entlang zurück in den Ort. Dann gönnten wir uns die wohlverdiente Nachtruhe im Gasthof. Nein, wir habe nicht von Spinnen geträumt.

Anneliese Haika

1
Romantik pur: Hardegg im Thayatal mit seiner mächtigen Burg.

2
Blick vom Maxplateau auf Hardegg. Das linke Ufer der Thaya gehört schon zu Tschechien. Von Nordosten bis Südosten und in den Zenit hatten wir freie Sicht, genug für die schönsten Objekte des Sommerhimmels.

3
Nachtfahrt auf das Maxplateau. Im Dschungel kann es nicht anders sein. Gut, daß wir den Weg bei Tageslicht erkundet haben.

4
Ein dunkler Punkt am Himmel - wohl kein Dunkelnebel. Zu scharf begrenzt. Das Licht bringt Klarheit: Nicht Lichtjahre entfernt, sondern weniger als einen Meter - die Dschungelfauna!

Astronomische Ergänzungen:

Einmal zu den Bedingungen: Es war eigentlich recht warm und wolkenlos, nur weit im Süden - so weit, daß man gar keine Wolken mehr sehen konnte - tobte ein heftiges Gewitter mit einer beeindruckenden Blitzfrequenz (oft mehrere pro Sekunde über viele Sekunden hinweg). Das Seeing war nicht berühmt (3), die Durchsicht oberhalb von ca. 40° Höhe sehr gut, darunter durch Dunst eingeschränkt. Die Aufhellung durch Hardegg war erträglich (2), man erkannte die Lichtglocken von Znaim und in Richtung Wien wohl den kombinierten Schein von Retz, Hollabrunn und wohl auch Wien.

Nun zu den Objekten:

Mit einigen wenigen unentwegten Besuchern und auch für uns stellten wir noch ein paar Objekte ein, und da zeigte sich, daß die Bedingungen durchaus sehr gut waren.

Alexander Pikhard