Bedingungen: Anfangs bedeckt durch Gewitterwolken und Regen, um 21.45 klart es restlos auf und die Wolken machen einem traumhaften Himmel Platz. Im Tal noch Nebel. Windstill. Temperatur ca. 10°C, Duchsicht 1++, Aufhellung 1-2, Seeing 1-2. Zeitweise erinnert die Milchstraße an Namibia. Entfernt ...
Beobachter: Günther Eder, Heidemarie Eigner, Anneliese Haika, Michael Menedetter, Alexander Pikhard, Albert und Gabi Richter, Hanne Schulmeister, Walter Simotta, Wolfgang Valentin, Franz Zwanzger.
Es war wirklich kaum zu glauben: der Nachmittag wolkenverhangen, der Abend total verregnet. Doch allen Befürchtungen zum Trotz klarte es nach 21.00 Uhr auf und um 21.45 überraschte uns Günther Eder mit der Aussage:"Es ist klar, wollt ihr nicht beobachten?"
Der Himmel war bemerkenswert klar, die Milchstraße vom Schwan bis zur Schildwolke reich strukturiert. Man konnte auch die verschiedenen Dunkelwolken gut erkennen. Bald herrschte ein ordentliches Gedränge in der Kuppel, denn draußen war es so naß, daß ein Beobachten außerhalb der Sternwarte nicht sehr gemütlich erschien. Franz und Hanne stellten noch einen Feldstecher (Myauchi 30x125) auf ein Stativ, und so bildeten sich zeitweise sogar zwei richtig gesittete Anstellschlangen. Nicht nur die Objekte im Teleskop waren sehenswert, auch der Blick mit dem freien Auge aus der Kuppel hinaus konnte begeistern.
Manchmal kam es - bedingt durch das Gedränge - zu kleinen Lichtstörungen: die beiden Lichtschalter in der Kuppel waren eine ganze Weile lang genau dort, wo man sich bequem aus dem Kuppelspalt hinauslehen wollte. Daher ging des öfteren unvermutet das Licht an, was jedesmal einen lauten Aufschrei der übrigen Beobachter nach sich zog. Nach einer Stunde hatte so ziemlich jeder einmal unfreiwillig "Lichtverschmutzer" gespielt. Dann wurde die Kuppel weitergedreht.
Nicht nur alt-bekannte Objekte wurden eingestellt. Alex führte uns auf eine Besichtigungstour der planetarischen Nebel in Adler und Schwan. Einige Objekte waren eher enttäuschend, doch ein paar davon waren ganz bemerkenswert. Warum sind die so wenig bekannt?
Die ersten Objekte im Fernrohr sind wieder die "Klassiker" M13 und M57, an denen sich schon deutlich zeigt, wie gut die Bedingungen sind. Doch heute wollen wir wie gesagt auch ein paar "Exoten" beobachten.
Da die Milchstraße jetzt so schön zu sehen ist, wollen wir sie doch von S nach N durchforsten, bevor der Nebel aus dem Tal wieder emporsteigt - was diese Nacht aber nicht der Fall ist.
- PLN 64+15 macht den Anfang. Sehr heller, blauer Kern, diffuse Hülle.
- NGC 6675, Gx 13.25 mag, sehr klein, schon im 120mm Refr. zu erkennen, im 16" LX-200, 20mm Nagler: Diffuser Kern, indirekt deutlich, auch eine diffuse Hülle andeutungsweise zu sehen.
- NGC 6857, PlN in Cyg, diffus, nicht unbedingt rund, einige schwächere Sterne eingebettet. 14mm UWA.
- NGC 6842, PlN in Vul, 14mm UWA, rund, bei indir. Sehen sehr schwach, aber erkennbar. Herausforderung. Recht groß, keine Strukturen. 14mag.
Es hat wohl keinen Sinn, diese Objekte im Schützen aus Mitteleuropa zu beobachten, wenn man sie schon besser gesehen hat. Außer bei sehr guten Bedingungen, und die herrschen hier erst ab ca. 30° Höhe. Also wieder zu anderen Objekten.
- M17, 33mm UWA, Form sehr deutlich, konstrastreich.
- M22, 33mm UWA, sehr deutlich, weit aufgelöst.
- M16, leider doch enttäuschend, vom Nebel sind nur wenige Spuren indirekt zu erkennen.
- NGC 6772, PlN in Aql, 33mm UWA, rund, strukturlos, diffus, bei indir. Sehen deutlich, aber schwierig.
- NGC 6751, PlN in Aql, 33mm UWA, klein, rund, diffus mit deutlichem Zentralstern, weißlichblau, deutliches Scheibchen.
- NGC 6778, PlN in Aql, 33mm UWA, sieht genau so aus wie 6751! 14mm UWA, Nebel jetzt sehr deutlich.
- NGC 6781, PlN in Aql, 14mm UWA, sehr groß, rund, bei indir. Sehen ringförmig mit Verdichtung auf der rechten Seite.
- NGC 6804, PlN in Aql, 14mm UWA, sehr interessant, rundlich aber doch unregelmäßig, eingebettet in eine Gruppe aus drei Sternen, davon einer der deutliche Zentralstern. Indirekt einige Strukturen im Inneren des Nebels, erscheint wie ein feiner Ring oder eine Scheibe mit Filamenten.
- NGC 6778, PlN in Sct, 14mm UWA, rund, hell, indirekt Zentralstern, leicht inhomogene Scheibe.
- M15, 14mm UWA, ganz phantastisch. Bis zum Zentrum hin aufgelöst, sehr stark konzentriert, reich. Mit Phantasie erkenne ich auch den kleinen Planetarischen Nebel an der Grenze vom inneren Haufenbereich zu den Ausläufern. Im LV-Zoom-Okular kommt der Nebel sogar noch etwas besser heraus.
Nach der vorwiegend von planetarischen Nebeln geprägten Tour jetzt zu mehr Galaxien.
- NGC 7331, Gx in Peg, 14mm UWA, länglich, sehr deutlich, sternartiger Kern, auch NGC 7335 ist im gleichen Gesichtsfeld ohne Probleme zu erkennen, mit Phantasie noch ein bis zwei weitere schwache Galaxien.
- Stephans Quintett, 14mm UWA, schon auf den ersten Blick drei Galaxien, dann leicht fünf, denn einer der hellen diffusen Flecken zeigt zwei Kerne, und bei indirketem Sehen ist die fünfte Galaxie auch kein Problem. Sehr deutlich.
- M31, 56mm UWA, toll! Sehr heller, sternartiger Kern, schon der Zentralbereich sprengt das Gesichtsfeld, oberhalb erkennt man ohne Probleme zwei Spiralarme, durch dunkle Bänder getrennt.
- NGC 7789, 56mm UWA, ein ganz toller Anblick. Dieser offene Sternhaufen füllt das Gesichtsfeld mit unzählig vielen schwachen Sternen.
Im 20x125 Myauchi ergeben sich auch ein paar ganz tolle Eindrücke:
- M31 mit beiden Begleitern, sprengt sogar hier das Gesichtsfeld
- M33, nicht nur der helle, sternartige Kern, sondern die ganze Scheibe, mit indirektem Sehen auch eine Spiralstruktur, die jedoch fast überstrahlt ist. Hier wäre eine stärkere Vergrößerung fast sinnvoll.
- h+Chi Per, ein sehr reiches Sternfeld.
Nach Mitternacht machten wir eine längere Beobachtnugspause mit Tee, Kaffe und gemütlichem Plaudern. Die Sternwarte hat schon wesentliche Vorteile gegenüber der Beobachtung im freien Feld. Alex nützte die Pause für einige CCD-Aufnahmen - sozusagen die Beweisfotos, damit man uns die tollen Bedingungen auch glaubt.
Die beiden Aufnahmen am 120mm Refraktor bei F=1000mm.
NGC 6888, der "Crescent-Nebel", 22 x 30 Sekunden
M33, 6 x 1 Minute
Nach 1.00 Uhr gingen wir nocheinmal beobachten. Jetzt war der Andromedanebel
der absolute Star im Teleskop und im Feldstecher. Der Stier ging schon
auf und einige warteten den Aufgan von Saturn ab. Um ca. 2.00 Uhr beendete
die allgemeine Müdigkeit diese ausgezeichnete Beobachtungsnacht.