Beobachter: | Dr. Thomas Schröfl, Wolfgang Puglnig | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | schroefl@via.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 13. 08. 2002 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 20.30 bis 23.30 MESZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | AVK Sternwarte Gerlitzen Alpe
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Instrument: | 62cm RC | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Nach einer 10-tägigen Zwangspause, verursacht durch die verheerende Schlechtwetterfront, wie ich zwischenzeitig gelernt habe eine sogenannte Vb-Strömung (ein Adriatief, das über Österreich, Ungarn und Slowakei nach Polen zieht), ergibt sich an meinem letzten Urlaubstag doch noch die Möglichkeit einen Abend mit Wolfgang Pugelnig (AVK) auf der Sternwarte Gerlitzen Alpe zu verbringen. Rund eine halbe Stunde dauert die Anfahrt auf nahezu 2000m Seehöhe, wo uns ein eisiger Wind begrüßt. Während Wolfgang das RC in Betrieb nimmt, genieße ich durch den Kuppelspalt den Blick gegen den westlichen Abendhimmel. Venus leuchtet hell in der Dämmerung und knapp darüber steht die Mondsichel. Das RC ist wahrlich ein beeindruckendes Gerät: samt Montierung eine Tonne und 5400mm Brennweite! Dann ergibt sich eine heftige Bastelstunde um mit unseren Binos ? Wolfgang hat seines inzwischen geliefert bekommen und ist natürlich gierig auf einen ersten Durchblick ? in den Fokus zu kommen. Der Okularauszug des RC ist leider so kurz, daß wir alles, was uns an Zwischenringen und Adaptern zur Verfügung steht, zusammenstoppeln müssen. Ein wahres Vergnügen mit kalten Fingern am ?Fokussierknopf? zu drehen, der ein kleines Schräubchen ist. Erstes Ziel ist die zunehmende Mondsichel. Das schlechte Seeing, der Mond wabbert wie Pudding, läßt nur erahnen zu welchen Leistungen das Gerät bei guten Bedingungen fähig ist. Inzwischen sind noch ein Freund Wolfgangs und dessen Sohn zu uns gestoßen, um dem Junior einen ersten Einblick in die Amateurastronomie zu vermitteln. Was liegt näher als nach einer kurzen Einführung am Mond M13 anzupeilen. Die ernorme Lichtsammelleistung ergibt eine ungeahnte Objekthelligkeit. M13 ist problemlos bis ins Zentrum aufzulösen. Interessant wäre es zu sehen, wie punktscharf die Sternabbildung bei besserem Seeing wäre. Nach einem kurzen Schwenk durch die Milchstraße nehmen wir noch M22 ins Visier. Obwohl durch die Horizontnähe extrem seeingbeeinträchtig ein schöner Anblick. Besseres Seeing stellt uns dann Wolfgang noch am Computer vor. Eine Videosequenz vom Jupiter, hergestellt aus 3-Sekunden-Aufzeichnungen in jeweils mehrminütigem Abstand aufgenommen, jede Aufzeichnung mit Giotto aufaddiert und dann wieder zu einer Videosequenz zusammengesetzt, die eindrucksvoll Jupiters Rotation zeigt. Nach Versorgung des Gerätes begeben wir uns noch vor der Sternwarte ins Freie, in der Hoffnung, wenn auch mit einem Tag Verspätung, etwas von den Perseiden mitzubekommen. Innerhalb kurzer Zeit kommen wir auf unsere Kosten. Den Abschluß bildet eine richtiggehende Feuerkugel, die eine gleißend helle lange Spur über den Nachthimmel zieht. Ob der Kälte und des Windes findet die Verabschiedung im verkürzten Verfahren statt, mit dem Versprechen einander einmal bei besseren Bedingungen auf der Sternwarte wieder zu treffen. Ein Anblick etwas anderer Art bietet sich mir noch bei der Rückfahrt, als ich im Scheinwerferlicht drei Rehe erblicke, die nächtens auf der Hochalm äsen.
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