Auf vielfachen Wunsch unserer Mitglieder hatten wir uns entschlossen, die seit der Gründung der WAA vor 5 Jahren fix im Programm vorgesehenen Sternabende an Fernrohren doch endlich ins Programm aufzunehmen. Mittlerweile groß genug geworden und von einer erfreulich großen Anzahl aktiver Mitglieder unterstützt, wagten wir uns endlich in diese aufwendige Veranstaltung.
Die Erfahrungen des Ferienspiels hatten uns ermutigt und die Terrasse auf den Kahlenberg erwies sich als mehr als geeignet:
Heute war es also erstmals so weit, und das Wetter spielte auch mit. Zumindest einmal äußerlich, das heißt, der Himmel war klar und praktisch wolkenfrei.
Vor der Kulisse eines malerischen und fast makellosen Sonnenuntergangs bauen wir unsere mobile Volkssternwarte auf. Doch was heißt Volkssternwarte? Ein richtiges Teleskoptreffen entsteht, nicht weniger als 11 Instrumente werden aufgebaut! Vom 6cm Refraktor bis zum 30cm Spiegel ist nahezu jede Art von Amateurteleskop vertreten und so erleben wir einen bemerkenswerten Abend.
Leider gibt es einen Feind: Den Wind. Sehr heftig weht er aus Norden; zunächst müssen wir auf die Schautafeln verzichten (Sternkarten, Mondkarte, Programmankündigungen), dann auch auf das ganze Zelt. Wir benötigen es ohnedies nicht wirklich. Und in den Instrumenten zittert das Bild hat manchmal, doch sie trotzen allesamt dem Wind.
Die große Anzahl an Teleskopen läßt uns den Sternabend mit dem sehr kontinuierlichen Zustrom an Interessierten komplett streßfrei und gemütlich erleben.
Es läuft genau so, wie wir es geplant hatten. Statt eines Frontalvortrags vor einer Menschenmenge sammeln sich kleine und kleinste Gruppen um die einzelnen Teleskope und können ohne lange Wartezeiten viele Objekte betrachten, oft sogar nach eigenem Wunsch, und es besteht viel Gelegenheit, Fragen zu stellen und auch beantwortet zu bekommen.
Alles ist da, von kleinen, handelsüblichen Teleskop über computergesteuerte Schmidt-Cassegrains und Refraktoren bis zur Webkamera, mit der sich ein richtiger Flug über die Mondoberfläche darstellen läßt. Bald findet jeder "sein" Lieblingsteleskop und viele wandern auch von Instrument zu Instrument um zu vergleichen.
Natürlich ist der Mond das beliebteste Objekt. Doch in der Dämmerung, knapp nach Sonnenuntergang, erwischen manche auch noch die Venus! Mit fortschreitender Dunkelheit werden die gezeigten Objekte mehr: Vega und Altair, dann Albireo und der Vierfachstern Epsilon in der Leier, auch Alkor-Mizar wird gezeigt. Am 12" LX-200 gibt's mit 61 Cygnieinen Klassiker! Bald wird es dunkel genug für Deep Sky Objekte, und die Nacht ist wirklich sehr klar. So sind M11, M29, M13, M15, M57 und sogar M27 kein Problem, später gesellt sich auch noch M31 dazu. Die besonders interessierten Gäste harren aus, wir wagen uns an weniger spektakuläre Objekte. Uranus und Neptun zum Beispiel, die meisten sehen sie zum ersten Mal. Omega-Nebel, schwierig, weil tief und nahe beim Mond, aber zu erkennen. Der Cirrus-Nebel, eine echte Herausforderung, aber nicht sinnlos, einige sehen sogar ihn, eine beachtliche Leistung, wenn man nicht oft beobachtet!
Einige versuchen sich auch, sehr zur Freude der Besucher, an terrestrischen Objekten wie Gloriette, Favoritenstraße, Staphansdom, Prater oder dem Millennium Tower.
109 Gäste (87 Erwachsene, 22 Kinder) zählen wir an diesem ersten Sternabend, viele davon aus den Reihen unserer Mitglieder; besonders erfreulich, daß wir mit einigen, die schon lange zu keiner Veranstaltung gekommen sind, ein Wiedersehen feiern können. Wir haben, das kann man wohl sagen, eine echte Bedarfslücke gefüllt mit diesen Sternabenden.
Wer Sterngucken wollte, kam voll auf seine Rechnung. 15 oder mehr Objekte, das schafft man bei keiner Sternführung mit ähnlichem Besuch, auch nicht bei noch so perfekter Organisation. Wer fragen wollte, bekam seine Antworten. Und, was das wichtigste war: Es war ein Riesenspaß! Bald wurde unsere aktive Gruppe mit den Gästen ein Team, und mit fortschreitendem Abend verschwand die Grenze völlig. Es war eine große, heitere Gruppe von Leuten, die sich um Fernrohre versammelt hatte, um die Sterne zu betrachten und Erfahrungen auszutauschen. Und nicht alles todernst nahm ;-) Die Stimmung ließ sogar den immer unangenehmer werdenden Wind vergessen.
An diesen Sternabend lebte der Gründungsgedanke der WAA in fast makelloser Form auf: Gemeinsam den Himmel erleben!
Vielen Dank an unsere zahlreichen aktiven Mitglieder, die mit ihren mitunter großen Fernrohren gekommen waren, um anderen den Blick zum Himmel zu ermöglichen!
Der nächste Sternabend ist am 12. Oktober. Hoffentlich sind dann die Bedinungen - und die Stimmung - ähnlich gut.
Alexander Pikhard