Beobachtung/Erfahrung

Edlitz-Grimmenstein, NÖ, 30. 11. 2002

20021130dis21.html

Beobachter:Doris Istrate
 
e-Mail:doris.istrate@gmx.at
 
Datum:30. 11. 2002
 
Zeit:21.00 MEZ
 
Ort:Edlitz-Grimmenstein, NÖ
 
Instrument:10" Skywatcher -Dobson
 
Bedingungen:

Durchsicht:keine Angabe Freis. vis. Grenzgröße:keine Angabe
Aufhellung:keine Angabe Seeing:keine Angabe
Wind:kein aus SW  
Temperatur:2 °C Luftfeuchtigkeit:hoch %
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Vor wenigen Jahren hatte ich mir für die Jagdhütte einen 6"-Newton mit schwerer EQ5-Montierung zugelegt, da auch der Wunsch bestand zu fotografieren. Ich schleppte mich mit den 25 kg mühevoll ab, die Stativbeine verklemmten sich mit Wonne in den Türzargen, ich rauchte vor Wut, aber das Teleskop wegen 10 m Weg vor die Hütte zu zerlegen, dazu konnte ich mich schon gar nicht aufraffen. So schmolz meine Begeisterung zu Beobachten wie Butter in der Wüste und im letzten Jahr verstaubte das gute Stück unbeachtet in einem Winkerl der Jagdhütte

Dann lachte mich in einem Astro-Geschäft ein 10"-Dobson an, leicht, handlich, platzsparend, und vor allem unkompliziert! Ich beschloß meinen ungeliebten Newton zu verkaufen und mir den Dob zuzulegen - trotz aller Unkenrufe! Deren waren genug: sehr anfällig für Seeing, man könne nicht richtig nachführen, es würde ruckeln und reißen, meine teuren Pentax-Okulare könnte ich mir auf den Hut stecken, denn im Dobson würden die Randsterne zu Schmetterlingen oder Fledermäusen mutieren, ... usw.

Ich wagte trotzdem den Sprung in's kalte Wasser, vielleicht auch deswegen, weil mir der Anblick von Omega Centauri im 12,5"-Dobson von Gerhard Bachmayer noch immer vorschwebte und mich in Begeisterung versetzte. Aber kaum war ich stolze Besitzerin des 10"-Dob und brannte darauf, das gute Stück zu erproben, jagte eine Regenfront die andere und der Nebel hing bis in's Tal.

Aber letzten Samstag war es soweit! Juhuuu, endlich clear skies, also ran an den Dob. Zuerst wollte ich natürlich sehen, ob in den Pentax-Okularen aus den Randsternen wirklich allerlei Getier würde, aber nein, zu meiner hellen Freude blieben die Sterne was sie waren - uff! Dann kam das Nachführen ... na ja, da flogen die Sternderl ganz schön durch die Gegend, einmal links raus, dann rechts raus ... hoppala, und wo ist er jetzt wieder? Hmmm, also das war nicht so toll, hatte ich mir leichter vorgestellt.

Aber dann stieg endlich Saturn über die Baumgipfel, es wurde wieder spannend, wie würde der Dob wohl einen Planeten zeigen? Ahhhhh, ein Anblick für Götter, die Cassiniteilung enorm breit, schöne Wolkenbänder am Äquator! Aber wozu hatte ich auch einen Satz Filter gekauft? Also her mit den Filtern. In der Gebrauchsanleitung stand: Blau verstärkt die Wolkenstruktur bei Jupiter und Saturn. Blau für Saturn? Na gut, probieren geht über studieren ... aber was war das? Saturn als blauer Schlumpf verkleidet? Nein, das gefiel mir gar nicht, also raus mit Blau und rein mit Gelb: Jaja, das war schon etwas anderes, sehr schöne Wolkenbänder, die Polregion ... bingo! Und was ist mit dem Seeing? Nichts, ich kann keinen wesentlichen Unterschied zum 6"-Newton bemerken.

So, und jetzt auf zu meinem Liebling, dem Jupiter, aber der hängt noch immer hinter den Bäumen, also heißt es warten. Aber leider hing nicht nur Jupi hinter den Bäumen sondern auch eine Regenfront, die schneller war.

Am nächsten Tag, 1. 12., war es naß, kalt, trüb, die Wolken hingen wieder bis in's Tal - was für ein Sonntag! Aber oh Wunder, nach Einbruch der Dunkelheit klarte es auf, die Sterne blitzten verdächtig.

Also los, wieder an den Dob, aber diesmal Deep Sky. Mit dem neuen Telrad ist das Aufspüren von Objekten ja das reinste Vergnügen und Kinderspiel, aber heute? Alles naß, der Dob tropft von oben bis unten, ich weiß nicht, wie ich nachführen soll, alles ist glitschig wie ein Frosch, der Sucher beschlagen, auf dem Telrad steht das Wasser.

Oh Gott, wie find ich bloß was? Es wird ein Wettlauf mit der Zeit: Zuerst orientieren am Himmel, dann Telrad mit Küchenrolle bearbeiten, schnell suchen und finden, oder nicht schnell finden - und dann wieder von vorne anfangen. Es ist beängstigend, wie rasant alles beschlägt und naß wird. Aber es hat auch ein Gutes: in meiner Verzweiflung versuche ich, den schlüpfrigen Tubus mit den seitlichen Griffen zu führen und siehe da, es klappt perfekt - kein Ruckeln, kein Ausreißen, sondern samtweiches Nachführen - jetzt hab ich den Trick heraußen!

Ich fahre die bekanntesten Objekte an: M 13, M 15, den Doppelsternhaufen unterhab der Cassiopeia, alle wunderschön, M 31 groß und strukturiert, nicht nur ein graues, verwaschenes Fleckerl. Ich habe diese Objekte gewählt, weil ich sie noch von einem 12"-Gerät in Erinnerung habe, und da kann ich ohne Übertreibung behaupten, daß der 10"-Dob nicht viel nachsteht. Bloß M 33 war keine Offenbarung, aber an den kann ich mich auch nicht im 12" erinnern.

Nach 2 Stunden war alles klatschnass, es wurde immer kälter, knapp am Gefrierpunkt, die Sterne verblaßten immer mehr, kämpften sich kaum noch durch den feuchten Himmel, da gab ich auf. So bleibt Jupiter vorläufig noch auf der Wunschliste übrig.

Bisheriges Fazit: der Skywatcher 10"-Dobson ist das ideale Gerät für alle Astro-Fans, die möglichst viele Sterne mit möglichst wenig Aufwand, Gewicht und Technik finden und bewundern wollen. Allerdings würde ich nur einen Dob empfehlen, der in der Rockerbox seitlich mit Griffen fixiert ist und nicht mit Spannfedern! Man braucht diese Griffe, um den Tubus zu fixieren (wie im Prospekt angeführt), aber noch viel mehr (und das wird nicht erwähnt!) zum Nachführen, und auch für den Transport sind sie sehr hilfreich. Außerdem werde ich mir doch noch eine Taukappe für den Telrad zulegen, auch wenn die € 25,- für das Kunststoffkasterl ein Witz sind, aber ohne Taukappe wird die Suche zum ungewollten Nervenkitzel.

Und wenn sich Jupiter eines Tages doch noch zeigen sollte, werde ich einen kleinen Nachtrag bringen, wie sich der Dob mit Jupiter schlägt und was der Blaufilter zustande bringt.

Liebe Grüße an alle.