Erfahrung 8"-Dobson

Wien 20, 08. 12. 2002

20021208dis21.html

Beobachter:Doris Istrate
 
e-Mail:doris.istrate@gmx.at
 
Datum:08. 12. 2002
 
Zeit:21.00 MEZ
 
Ort:Wien 20
 
Instrument:8"-Dobson
 
Bedingungen:

Durchsicht:keine Angabe Freis. vis. Grenzgröße:keine Angabe
Aufhellung:keine Angabe Seeing:keine Angabe
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur:- 8 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Wie heißt es so treffend? "Wem die Stunde schlägt" ... und mir schlägt sie am 31.1.03, wenn ich nach 32 Kammerjahren das Arbeitshandtuch werfe und mich dem unüberschaubaren Heer der Pensionsten anschließe. Dieses Ereignis nehmen meine Bürokollegen zum Anlaß, mir einen 8"-Dobson auf den tristen Weg eines Ruheständlers mitzugeben, damit der Schock nicht allzu groß wird. Die offizielle Übergabe findet zwar erst anläßlich meiner bevorstehenden Abschiedsfeier statt, aber das gute Stück wurde bereits in meinem Dachboden "zwischengelagert". Das war bisher kein Problem, da das Wetter bisher der Schrecken jedes Astronomen war, aber der Sonntag zeigte sich strahlend schön, kein Wölkchen trübte den Himmel und die Vorfreude auf einen traumhaften Nachthimmel stieg. Hmmmm, eigentlich gehörte mir das Teleskop ja noch gar nicht, aber andererseits, wer weiß, wann wir wieder von einem Hoch beglückt werden? Meine Neugier stieg von Stunde zu Stunde, so begrub ich meine Gewissensbisse und rüstete den Dob für die bevorstehende Nacht!

Endlich wurde es finster, ich stürmte freudig auf die Terrasse - aber, oh Schreck! Da waren gerade 7 Sternchen zu sehen, die mich müde und matt anblinkten, wie ein Leuchttum im Nebel. Mein Gott, bei solchen Bedingungen sollte ich mit dem 8"-Dob die Jungfernfahrt unternehmen, war da nicht der Flop schon vorprogrammiert? Ich überlegte hin und her, um 21 Uhr wurde die Sicht etwas besser, ich zählte immerhin schon 15 Sterchen, da konnte mich nichts mehr halten. Also hinaus mit dem Dob, in den Schnee und los geht's, Richtung Saturn. Ich war schon gespannt wie ein Regenschirm, wie sich der 8"-Dob im Gegensatz zum 10"-Dob auf der Jagdhütte machen würde, noch dazu bei diesen Bedingungen. Außerdem gab es auch beim 8" Bedenken, ob er in der Stadt nicht ein Overkill wäre, zu anfällig für Seeing, schlechter als mein 3"-Refraktor. Dann das first light - WOW - der Saturn fast ebenso schön wie im 10" auf der Hütte! Das hatte ich nicht erwartet, war total überrascht, konnte es kaum glauben: breite Cassiniteilung, schöne Bänder, Polregion ... !

Jetzt war ich natürlich neugierig, wie sich mein 3"-Vixen-Refraktor daneben machen würde, also auch mit ihm hinaus auf die Terrasse. Na sicher, die verflixten Stativbeine verklemmen sich natürlich wieder in der Türe, dann hau ich auch noch mit dem langen Tubus gegen einen Dachbalken ... da kommt Freude auf! Endlich hab ich ihn durch die Tür gefädelt und er steht im Schnee. Da es im Dachboden doch etwas wärmer als draußen ist, laß ich den Refraktor etwas auskühlen. Was kann ich in der Zwischenzeit unternehmen? Ah, da steigt Jupiter über der Uno-City hoch, also peile ich ihn mit dem Dob an. Was, die Mischung aus Eierschwammerl und Eiernockerl soll der Jupiter sein? Ist wohl doch noch zu früh. Ich lasse den Blick über den trüben Himmel schweifen ... ah, Orion, ... der Nebel! Ich suche und suche ... aber kein Nebel zu finden! Das gibt's doch gar nicht, den habe ich doch schon einmal mit meinem 3"-Newton ganz gut gesehen! Also auf zu Cassiopeia, zu den beiden wunderschönen Sternhaufen, ich suche und suche, wieder und wieder ... hoppla, da waren doch gerade ein paar mikrige Sternderl beisammen - sollen die etwa die beiden hell leuchtenden und strahlenden Sternhaufen sein, die mich vorige Woche auf der Jagdhütte fast geblendet haben? Sie sind es, ich faß es kaum ... Frust macht sich breit.

Jetzt ist der Refraktor ausgekühlt, ich peile Saturn an. Umpf, ist das eine düstere Angelegeneit, der Himmel kohlrabenschwarz, Saturn dunkelgelb, fast bräunlich. Die Cassiniteilung nicht ganz so breit, die Bänder nicht ganz so deutlich, der Anblick irgendwie bedrückend. Das war doch im Dob viel schöner, also ein neuer Vergleich. Ich hoppse wie ein Schneehase zwischen Dob und Refraktor hin und her, vergleiche immer wieder, wundere mich, wie schnell sich die Sichtverhältnisse ändern. Der Refraktor ist auch nicht schlecht, zeigt schon Details, aber nicht so deutlich, weil alles so dunkel ist. Eines ist jedenfalls sicher: der Anblick vom Saturn ist im Dob viel schöner, macht viel mehr Spaß.

Endlich klettert Jupiter den Himmel hoch genug hinauf, das Spielchen kann von vorne beginnen, Oku rein, Oku raus, hin- und herhüpfen. Jupiter ist prachtvoll hell, 4 Bänder sind wunderschön zu erkennen, alles ist klar und brilliant. Und im Refraktor? Dunkel, kleiner, es sind nur 2 Bänder gut zu sehen. Ist das der Todesstoß für den Refraktor? Nein, nicht ganz, denn im Refraktor gibt es kaum ein Seeing, im Dob hingegen flimmert der Jupiterrand merklich vor sich hin, er ist doch deutlich anfälliger.

Ich überlege, wie sich wohl der Blaufilter am Jupiter machen würde. Eigentlich müßte er etwas bringen, denn die Abdunklung wäre sicher kein Problem, so hell, wie er war; der Refraktor würde den Filter wohl kaum verkraften. Aber als ich anfing nach den Filtern zu kramen, konnte ich die Finger kaum noch bewegen, die Kälte fraß sich immer tiefer, nagte schon an den Knochen. Und einen Stock tiefer wartete eine warme Wohnung auf mich, ein kuscheliges Bett ... da konnte ich nicht mehr widerstehen. Also schnell alles eingepackt und in den Dachboden geräumt, die verflixten Stativbeine veheddern sich natürlich wieder in der Dachbodentüre .... grrrr, ich verliere die Geduld! Mein Gott, ist der Dobson ein Labsal, den man - schwupps - wieder auf sein Platzerl stellt, völlig problemlos! Und jetzt auf in die Heija, die Daunenfedern warten schon!

Fazit: Die Bedenken wegen des Seeings waren nicht unbegründet, der Dobson ist um einiges anfälliger als der Refraktor, zumindest bei Jupiter eindeutig erkennbar. Trotzdem bietet der Dob ein wesentlich helleres, deutlicheres und klarer strukturiertes Bild als der Refraktor. Mit einem Filter ist sicher noch mehr herauszuholen, aber das hebe ich mir für das nächste Mal auf. Bis dahin herzliche Grüße.