Verfinsterung von Jupitermond Io durch Europa

Wien 21, 20. 12. 2002

20021220wvo05.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
 
e-Mail:vollmann@gmx.at
 
Datum:20. 12. 2002
 
Zeit:05.00 bis 06.15 MEZ
 
Ort:Wien 21
 
Instrument:Newton 10/45cm, 45x
 
Bedingungen:

Durchsicht:3 Freis. vis. Grenzgröße:3.5
Aufhellung:keine Angabe Seeing:4
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur:-10 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Um 5 Uhr 30 ist es etwas nebelig; Mond und Jupiter scheinen aber hell, auch einige Sterne in Brust und Kopf des Löwen sind sichtbar: also doch gute Bedingungen für die Verfinsterung von Jupitermond 1 (Io) durch 2 (Europa). Die Vorausrechnung des Bureau des Longitudes (http://www.imcce.fr/Phemu03/phemu03_eng.html) sagt eine ringförmige Verfinsterung mit einem Helligkeitsabfall von 0,71mag voraus. Der Termin der Mitte der Erscheinung wird zu 4h52m31s TT = 5h51,4m MEZ vorhergesagt, die Dauer der Verfinsterung zu knapp 8 Minuten.

Die Beobachtung ist bei 45-facher Vergrößerung sehr gut möglich: Io und Europa stehen knapp nebeneinander auf der Ostseite Jupiters und sind praktisch gleich hell. Um 5h49m MEZ gehts merkbar los: Io ist bereits deutlich schwächer als Europa! In der Minute um 5h51m herum ist Io sehr deutlich schwächer: die Mitte der Verfinsterung ist erreicht. Um 5h54m MEZ erreicht Io wieder die normale Helligkeit, etwa gleich hell mit Europa. Das Ereignis war sehr spannend zu beobachten, da es sehr schnell ging und ein deutlicher Helligkeitsabfall zu beobachten war.

Ich habe auch Helligkeitsschätzungen nach der Stufenmethode der Veränderlichenbeobachtung gemacht. Das war nicht ganz einfach, da als Vergleichsobjekt für Io nur Europa zur Verfügung stand und kein schwächerer Stern im Gesichtsfeld des Okulars sichtbar war. Trotzdem ist die Schätzung sehr gut gelungen (bin in Übung....) und die Lichtkurve sieht glatt aus (siehe Beilage). Aus der Lichtkurve ergibt sich die Mitte der Verfinsterung zu 5h51,2m MEZ mit einer Unsicherheit von etwa 0,2 bis 0,3 Minuten; das ist im Rahmen der Beobachtungsgenauigkeit genau zum vorherberechneten Termin. Die Dauer der Verfinsterung läßt sich aus meiner Beobachtung zu 6 Minuten ableiten. Das ist plausibel, da ja mit dem Auge die zu Beginn sehr schwache Verfinsterung erst später bemerkt wird.

Zum Abschluß der Beobachtung bemerkte ich noch, daß der strahlend helle Vollmond eine Haloerscheinung zeigte: sichtbar waren die beiden sehr hellen Nebenmonde, beide mit Farben (innen rot, dann gelb, aussen blau) -- sehr ungewöhnlich bei einem Mondhalo! Der Kleine Ring (22 Grad Radius) war schwach sichtbar, heller der obere Berührungsbogen des Grossen Rings (46 Grad Radius). Ausserdem war etwa 5 Grad oberhalb und unterhalb des Mondes eine vertikale Lichtsäule sichtbar. Der Grund für die Haloerscheinung war ganz offensichtlich, als ich ein Foto versuchte und vergass das Blitzlicht der Kompaktkamera auszuschalten: beim Blitz leuchteten unzählige winzige Eiskristalle in der Luft auf -- ein sehr schöner Anblick! Das Thermometer zeigte -10°C. Natürlich hab ich dann auch Fotos ohne Blitzlicht probiert....


 

Bilder:http://members.eunet.at/vollmann/2002_12_20_2_ecl_1_a.jpg