Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | apikhard@utanet.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 29. 12. 2002 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 17.00 bis 20.15 MEZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||||||||||||
Instrument: | 12" Meade LX-200, diverse Kameras | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Müssen wir ausgehungert sein, um bei solchen Bedingungen beobachten zu fahren. Auf der Sofienalpe zunächst unzählige Ausflügler, Familien, die den ersten halbwegs brauchbaren Tag in diesen Weihnachtsferien für einen Ausflug nützen. Von Westen starker Wind, noch dazu unangenehm kalt, von Norden dunkle Wolken, ob das was wird? Doch gegen 17.30 Uhr die ersten klaren Momente, und noch eine auffällige Dämmerung. Gegen 18 Uhr kann die Suche nach den Kometen beginnen. Ein Wolkengeschiebe... C/2002 V1 (NEAT)Solange sich im Nordwesten noch dichte Wolken stauen, ein Blick in den hohen Süden. Ohne Computersteuerung wäre das heute kaum zu machen. Doch in einem klaren Moment ist die recht grosse, diffuse Coma des Kometen recht gut zu sehen. Wegen des Windes ist an CCD-Aufnahmen durch das Teleskop nicht zu denken. Und auch wegen der Wolken. Ich montiere huckepack die MX916 mit einem 135mm Teleobjektiv, das gibt ein scheinbares Feld von etwa 3,5 mal 2,5 Grad. Den rasch ziehenden Wolken schlage ich mit einer Serie von 20 Aufnahmen zu je 20 Sekunden ein Schnippchen: In der Tat, 5 Aufnahmen treffen buchstäblich ins Schwarze ...
Immerhin, der Komet steht genau an der vorausberechneten Stelle und ist wirklich deutlich heller (ca. 9,5mag), als in der Ephemeride angegeben (12,5mag). Allerdings sind Schätzungen der Helligkeit bei den heutigen Bedingungen eher sinnlos, da nur ein Teil der Coma zu sehen ist. C/2002 X5 (Kudo-Fujikawa)Unerwarteter Weise klart es auch im tiefen Nordwesten auf und es bietet sich doch noch der zweite, hellere Komet des heutigen Abends an. Wieder steuert TheSky das Teleskop in die gewünschte Richtung (mit Zwischenstopp bei der Vega, um noch einmal zu kalibrieren), und diese Komet ist wesentlich deutlicher visuell auszumachen als V1. Kein Zweifel. Eine leicht verdichtete Coma erscheint recht hell im Gesichtsfeld. Ich mache in gleicher Konfiguration wie oben eine Aufnahme. Übrigens: Von den 20 Aufnahmen treffen wiederum 5 zwischen die Wolken!
Auch dieser Komet steht beeindruckend genau an der vorausberechneten Stelle - die Bahnelemente sind nach nur 84 Beobachtungen schon sehr gut! Die Coma ist deutlich kleiner als bei V1, damit erscheint der Komet auch noch heller. Eine vorsichtige Schätzung würde ca. 8mag ergeben, doch das ist heute, bei diesen Bedingungen, wirklich nicht ernst zu nehmen. Im Bild glaube ich auch, einen kurzen Schweif zu erkennen. Saturn und M1Im Osten wird es kurzzeitig sehr klar. Ich schwenke das Rohr auf Saturn, nehme aber zuerst 40 Sekunden lang durch das Teleobjektiv auf, nicht ohne Grund ... Saturn ist schon sehr nahe an M1 herangekommen, in der Nacht vom 4. auf den 5. 1. gibt es eine Bedeckung. Hoffentlich spielt das Wetter mit! Zuletzt, es ist schon recht kalt geworden, noch mit der Philips ToUCam Pro zum Saturn; zunächst stürzt wieder das Kamerakontrollfeld ab; ein bekanntes Phänomen bei zu hohem Bildkontrast und automatischer Kameraeinstellung. Workaround 1: Schon vor der Aufnahme von Automatik auf manuell schalten. Workaround 2, wenn das nicht mehr geht: Mit einer Taschenlampe ins Fernrohr hinein leuchten, damit der Kontrast geringer wird, dann stürzt die Kamerasoftware nicht mehr ab und man kann von Automatik auf manuell umschalten. Computer ... Dank Giotto gelingt sogar ein passables Bild; die Schärfe ist nicht überragend (Wind und Seeing), doch die Farben sind einfach gut herausgekommen. Fazit: Widrige Bedingungen und doch recht nette Ergebnisse. Und, obwohl ich meine Ausrüstung jetzt monatelang nicht ausgeführt hatte (ich war zwischenzeitlich an anderen Instrumenten "fremd gegangen"), es hat alles noch funktioniert und ich hab's auch nicht verlernt. Was lernen wir daraus? 1) Man wird bescheiden. 2) Auch die längste Schlechtwetterphase macht einmal Pause! Mit von der Partie waren noch Anneliese Haika und Thomas Maca. Noch ein "Fazit": Wer häufig Mail liest, kommt oft unerwartet zum Beobachten! |