Beobachter: | Doris Istrate, Bernhard Kohmanns | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | Kohmanns.Bernhard@siemens.com | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 01. 02. 2003 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 21.15 bis 01.15 MEZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Flecken/Pillersee
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Instrument: | 3+/750mm Bresser Newton, 4+/610mm Traveler Apo | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Da mein Wochenendausflug nach Tirol auf den Neumond fallen sollte, brauchte mich mein Fernrohr nicht zwei Mal zu bitten, in die Berge mitgenommen werden zu dürfen. Der Samstag war schon hier in München wolkenfrei, und so packte ich alles ein, was irgendwie mit Astronomie zu tun hatte; auch für die Fotografie. Man kann ja nie wissen, dachte ich mir, und lieber wollte ich etwas zu viel dabei haben, als mich nachher über irgendein fehlendes Trumm herum zu ärgern... In Flecken traf ich Doris Istrate, eine Gefährtin von unserer Tour zur Sonnenfinsternis 2001, die dort einen Ski-Urlaub verbringt und selbstverständlich auch ihr Fernrohr dabei hatte. Die Nacht versprach, klar, aber auch klirrend kalt zu werden. Nach einem stärkenden Abendessen und einem wärmenden Rotwein im Gasthof suchten wir uns einen dunklen Standort hinter einem Bauernhof, der die Straßenbeleuchtung aus der Ortschaft gut abschirmte, aber leider auch den Blick Richtung Norden versperrte. Auch stand ein Baum genau im Süden, und durch die umliegenden Berge war unser Aktionsradius zusätzlich sehr eingeschränkt. Aber in Zenitnähe hatten wir freien Blick, und da die Kälte eh keine allzu lange Session erlauben würde, wollten wir uns mit dem dortigen +Angebot+ zufrieden geben... Da ich länger als Doris mit dem Aufbau zugange sein würde, fuhr ich schon vor, während sich Doris so lang als möglich in der warmen Gaststube aufhalten wollte. Während des Aufbaus schlug der Hund des Bauernhofs an, und ein altes Mutterl kam heraus marschiert, um nach dem Rechten zu sehen. Ich lobte sie ob ihres herrlichen Sternenhimmels, aber sie meinte nur -mit Hinblick auf die Columbia-Katastrophe wohl-, +bis wieder mal einer von denen vom Himmel fällt...+ Als dann später Doris auftauchte, teilte sie sogleich mit, daß sie auf der einzigen Eisplatte weit und breit ausgerutscht und mitsamt Fernrohr hingeflogen sei. Gottseidank war ihr nix passiert. Nur ihr Fernrohr war leider dejustiert, wie ein Testblick auf Jupiter ergeben sollte. Mangels Justiergerät blieb nix anderes über, als auf die Planeten und Sterne zu verzichten und sich nur nach an Nebeln zu versuchen. Schade, ausgerechnet zur Jupiter-Opposition! Auch die Sterne zeigten nur noch matschige Bilder im Newton. Aber wir hatten ja auch noch mein Röhrl dabei... Zuerst visierten wir damit Saturn an. Das Seeing war mäßig, was bei der klaren Nacht aber nicht weiter verwunderte. Drei Monde, die Cassini-Teilung sowie ein dunkles Wolkenband waren dennoch deutlich auszunehmen. Ich steigerte die Vergrößerung mit den Orthos von 122- über 152- bis auf 217-fach im 2,8er Ortho; damit war seeingbedingt schon so ziemlich das Limit erreicht. Da einige interessante Objekte hinter dem Dach des Bauernhofs zu verschwinden drohten, mußten wir uns beeilen. Die Plejaden ergaben ein wunderbares Bild mit dem 31er Nagler und der Barlow. Bei gut 33-facher Vergrößerung war auch noch einiges von ihrem Umfeld zu erkennen. Inzwischen kamen einige jugendliche Teilnehmer eines Skikurses, die auch mal schauen wollten. Doris erklärte ihnen einiges über die Farben und Größe der Sterne, Unterschiede zu den Planeten, und wie Nebel-Filter arbeiten. Ich durfte ihnen etwas über Fernrohrtechnik erzählen und zeigte ihnen als Beispiel die beiden großen Planeten, einen Offenen Haufen und den Orionnebel. Alle waren begeistert und sehr interessiert; allein die Kälte trieb sie rasch wieder weg von dannen... Als wir nunmehr wieder unsere Ruhe hatten, verglichen wir die Wirkung des UHC- und des OIII Filters am Orionnebel. Erstaunlich, welch feinste Details besonders der schmalbandige OIII heraus zuarbeiten imstande ist. Die Dunkelwolke hebt sich scharf vom Gasnebel ab, die +Flügelspitzen+ gehen noch viel weiter hinaus als ohne Filter. Auch die inneren Strukturen kommen viel kontrastreicher heraus. Doris wollte sich nun kurz in der Gaststube aufwärmen. Der Skianzug ist einfach zu dünn für langes Stillstehen bei diesen Temperaturen; die allerdings weder meinem Daunengewand noch den Polarstiefeln etwas anhaben konnten. Ich konnte +durchmachen+, und nicht mal ein leichtes Frösteln wollte sich einstellen. Mir war es angenehm warm... So schaute ich mir M44 Praesepe, den Bienenkorbhaufen im Krebs an; der auch im 31er Nagler seine ganze Pracht entfaltete. Doris wollte dann noch einen Oku-Vergleich durchführen: das 31er Nagler gegen das 32er Militär-Okular. Sie wollte wissen, ob sich der Mehrpreis lohnen würde. Da ihr Newton nun leider ausgefallen war, testeten wir an meinem Traveler. Testobjekt war einer der Offenen Haufen im Fuhrmann; ich glaube, es war M37. Ergebnis: Das Nagler zeigt gut 50+ehr Gesichtsfeld, und die Sterne sind +im Gegensatz zum Militär-Oku- bis zum Rand hin punktscharf. Nach einem Streifzug über die beiden anderen Haufen dort, M36 und M38, wollten wir uns nochmal den Star des Abends vornehmen: Jupiter, einen Tag vor seiner Opposition! Das Seeing war nicht besonders, aber 4 Wolkenbänder waren immerhin auszunehmen. Wir testeten an ihm dann noch meinen und Doris+ Blaufilter. Doris meinte, diese Filter würden den Kontrast der Wolkenbänder noch verschärfen. Ich zweifelte zunächst, mußte ihr aber nach nochmaligem Hinsehen Recht geben. Allerdings ist der blau eingefärbte Jupi doch gewöhnungsbedürftig; ich persönlich ziehe seine +Normalfärbung+ vor. Zunächst waren alle 4 Galileiischen Monde wie an einer Schnur aufgereiht zu sehen: drei links, einer rechts vom Planeten. Ein schöner Anblick! Einer von ihnen war später zu beobachten, wie er gerade am Rande der Jupiter-Scheibe verschwand. Dieses Jahr liegt die Ebene der Mondbahnen ziemlich genau in Blickrichtung, weswegen auch einige gegenseitige Bedeckungen der Monde zu beobachten sein werden. Ich hätte mich gern noch an ein paar Galaxien im in Richtung Kulmination strebenden Löwen versucht. Doch Doris begann nun, so gegen ein Uhr, zu zittern wie Espenlaub und wir beschlossen, den wunderschönen Spechtl-Abend zu beenden. Wir hatten zwar nicht allzu viele Objekte beobachtet, aber die interessanten Optik-Vergleiche sowie besonders auch die Unterweisung der neugierigen Jugend haben uns viel Spaß gemacht!
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