Therme und Sterne

Loipersdorf/Stmk, 01. 02. 2003

20030201sfl18.html

Beobachter:Dr. Thomas Schröfl
 
e-Mail:schroefl@via.at
 
Datum:01. 02. 2003
 
Zeit:18.30 MEZ
 
Ort:Loipersdorf/Stmk
 
Instrument:"unbewaffnetes Auge" und Badehose
 
Bedingungen:

Durchsicht:keine Angabe Freis. vis. Grenzgröße:keine Angabe
Aufhellung:keine Angabe Seeing:keine Angabe
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur:-2 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Zu Beginn der Semesterferien verbringen wir ein Wochenende in der Therme Loipersdorf. Völlig klar, Refraktor ohne Stativ im Kofferrraum und Petrus spielt ausnahmsweise einmal mit, hat ein Einsehen mit wettergeplagten Hobbyastronomen. Nichts ahnend schwimme ich gegen 18:30 ins Freibecken und lasse mich mit 28 Grad thermal besprudeln und blicke dabei in den Himmel. Es darf nicht wahr sein. Nach so vielen Wochen Wolken und Nebel eine sternklare Nacht. Nach einigen Minuten sind die Augen so halbwegs dunkeladaptiert. Ab und zu stört der Dunst des warmen Wassers, aber was soll es. Verflogen ist der kurze Ärger, daß das Teleskop ohne Stativ im Kofferrraum liegt und daneben der Miyauchi ebenfalls ohne Stativ. Nach dem Motto +carpe diem+ heißt es Augen auf und schauen. Die Lage des Thermalbeckens beschränkt die Sicht auf den Bereich Ost bis West. Nachdem ich meine astronomische Karriere sowieso von der verkehrten Seite her begonnen habe (zuerst 11 Zoll SCT, dann 100/700 Wide-Field-Refraktor und schließlich das Astro-Fernglas) liegt es doch auf der Hand einmal nur die Augen als Beobachtungsinstrument einzusetzen. Orion steht noch recht tief im SO. Nur Saiph versteckt sich noch hinter einem Baum. Betelgeuse ist mit bloßem Auge als deutlich roter Überriese zu sehen und Rigel blitzt blau, daß es nicht blauer kaum geht. Die drei Gürtelsterne stehen gerade über einer Baumkrone. Das Schwert des Orion verleitet mich einmal freisichtig das indirekte Sehen zu üben. Direkt hingesehen sind die Schwertsterne gerade noch zu sehen. Indirekt springen sie mir förmlich ins Auge und M42 zeigt sich als ein kleiner verwaschener nebeliger Fleck. Dann heißt es natürlich +rechts-rauf+ in den Stier, denn die Plejaden will ich mir doch nicht entgehen lassen, wohl ein Pflichtprogramm für jeden WAAler. Direkt gesehen gerade andeutungsweise als offener Sternhaufen erkennbar, zeigen sie indirekt sofort, was sie wirklich sind. Dann folgt ein Streifzug nach +oben+ und +links+ über die Hyaden zu Saturn, der richtiggehend ins Auge springt, und wenn ich es nicht wüßte, daß es nicht möglich ist, ich würde behaupten freisichtig ansatzweise seine Ringe sehen zu können. Der Blick schweift weiter über Fuhrmann und Capella zu Castor und Pollux. Sirius steht wenige Grade über dem Horizont und über Procyon finde ich meinen Weg zu Jupiter, auch noch tief stehend, aber seine Helligkeit überstrahlt alles. Endstation des Rundblickes ist beim großen Wagen in seiner typischen Winterstellung, denn dann versperrt das Dach des Hallenbades leider die Sicht. Eine neue und ganz ungewohnte Art einmal spontan Astronomie zu betreiben. Es bleibt die Erkenntnis, daß es auch einmal schön ist nur mit dem Auge einen Streifzug über den Sternenhimmel zu unternehmen und überdies nicht in einer kalten Winternacht zu frieren, sondern beim astronomischen Vergnügen bis zum Hals in angenehm warmen Wasser zu sitzen.