CCD-Fasching

Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell, 02. 02. 2003

20030202ned00.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Günther Eder
 
e-Mail:apikhard@utanet.at
 
Datum:02. 02. 2003
 
Zeit:00.20 bis 02.10 MEZ
 
Ort:Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell
 
Instrument:16" Meade LX-200, StarlightXpress MX-916
 
Bedingungen:

Durchsicht:2 Freis. vis. Grenzgröße:5.5
Aufhellung:2 Seeing:2
Wind:kein aus keine Angabe  
Temperatur:-17 °C Luftfeuchtigkeit:ca. 50 %
Sonstige Bemerkungen:Zum Glück windstill. Zeitweise Wolkenschleier.


 
Bericht:

Ein kleines Faschingsfest auf der Mariazeller Sternwarte war ja schon länger von Angelika und Anneliese geplant worden; doch die Hoffnung auf klaren Himmel war auch da.

Die Fahrt nach Mariazell am Freitag kann man getrost unter das Motto "Glück gehabt" stellen. In Wien trocken, beginnt es auf der Westautobahn ab Pressbaum zu schneien. Der ohnedies dichte Ferienverkehr wird langsam, auf den Steigungen bleiben die LKW fast stehen. Nach fast einer Stunde St. Pölten. Gut. Wenig später die Durchsage im Radio, dass die A1 zwischen Wien und Loosdorf - noch viel weiter im Westen - unpassierbar ist ...

Durch dichtes Schneetreiben geht es auf griffiger Schneefahrbahn über Annaberg und Josefsberg. Für meinen Allrad kein Problem. In Mariazell ist es relativ gemütlich, es schneit nur wenig. Aber an Beobachten ist an diesem Freitag nicht zu denken.

Am Samstag unter Tags ein paar lichte Momente, und Hoffnung keimt auf. Nur kurz, schon gegen Mittag setzt wieder Schneefall ein.

Ein kurzer Blick nach draussen - uff, was für eine Stimmung!


Was will mir der Himmel sagen?

Ich nütze die Ruhe auf der Sternwarte, um das Skriptum zum Seminar am 9. Februar zu schreiben. Die Ruhe wird nur durch einen Anruf unterbrochen ... Was??? Die Satellitenantenne einschalten und CNN einstellen - ja, die Tragödie um die Columbia ist traurige Realität.

So beginnt unsere Faschingsparty auch etwas gedämpft. Aber bald heben Annelieses Grill und die Getränke die Stimmung.

Es schneit noch immer, nur dann und wann verirrt sich ein Stern durch ein Wolkenloch. Einmal ist sogar der halbe Winterhimmel zu sehen, doch noch immer fallen Schneeflocken ... So müssen wir halt Indoor-Astronomie betreiben.


Während die Damen gemütlich plaudern,
ergehen sich die Herren beim Fachsimpeln.

Kurz nach Mitternacht öffne ich ein Fenster, und siehe da, der Winterhimmel in seiner vollen Pracht! Günther und ich überlegen lange hin und her, dann gehen wir doch in die Kuppel.

Das Thermometer zeigt -9°C im Inneren der Kuppel!

Ich montiere die CCD-Kamera, Günther öffnet die Kuppel - es geht noch! Auch drehen läßt sie sich, wenn auch mit händischer Unterstützung.

Erste Objekt ist der Orionnebel. Recht tief, aber deutlich. Der Fokus passt, das Seeing ist nicht zu schlecht, also los.


M42, 10 x 20 Sekunden

Leider steigt im Südwesten Dunst auf, sodass die restlichen Objekte im Hintergrund absaufen. Wir schwenken nach Süden. Dort steht hoch der Löwe. Was, der schon wieder? Ach ja, es ist ja schon nach Mitternacht. Was aufnehmen? Na, wie wär's mit Löwe-Galaxien? Wie originell!

Das Thermometer zeigt am geöffneten Spalt mittlerweile -14°C ... Meine Kamera fühlt sich wohl. So einen homogenen Dunkelstrom hatte ich noch nie!


NGC 2903, 10 x 30 Sekunden


M65, 10 x 30 Sekunden


M66, 10 x 30 Sekunden


M95, 10 x 30 Sekunden

Das Thermometer hat sich auf -17,2°C eingependelt. Es ist kalt. Mir fällt der Bericht aus Winnipeg auf der Starry Night Mailingliste ein; dort hat ein Beobachter alle Berichte belächelt, in denen von -5° und "cold" die Rede war - es hatte in Winnipeg vorige Woche -40°C!

Ein Wolkenschleier motiviert uns um 2 Uhr zum Beenden unserer CCD-Session. Der Himmel wird zwar wieder sehr gut, aber es ist schon sehr kalt und auch recht spät - und eigentlich sind wir alle sehr zufrieden.

Es war wieder ein sehr schöner Ausflug nach Mariazell, und auch astronomisch keine Nullnummer.