Sternabend

Kahlenberg, 08. 02. 2003

20030208kbg17.html

Beobachter:Alexander Pikhard et al.
 
e-Mail:apikhard@utanet.at
 
Datum:08. 02. 2003
 
Zeit:17.30 bis 20.30 MEZ
 
Ort:Kahlenberg
 
Instrument:12" Meade LX-200, 8" Schiefspiegler, 3" APO, 2 x 4" Newton ...
 
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:4.0
Aufhellung:2 Seeing:2
Wind:kein aus keine Angabe  
Temperatur:-5 °C Luftfeuchtigkeit:ca. 60 %
Sonstige Bemerkungen:Bis knapp vor Beginn der Veranstaltung bedeckt mit leichtem Schneefall, nach Ende der Veranstaltung Aufzug von leichten bis mittleren Wolken und erneut leichter Schneefall, während der Veranstaltung aber extrem klar und sehr gutes Seeing - Glück muss man haben!


 
Bericht:

Samstag, 8. Februar. Ein typischer Sternabend-Samstag. Alle paar Minuten ein Blick zum Himmel. Grau. Mal heller, mal dunkler. Ein paar Schneeflocken fallen.

Schade, denn noch nie war die Ankündigung für diese Veranstaltung so gut; am Vortag gleich zweimal im Fernsehen, zu extrem guter Sendezeit. Wäre nicht zu bezahlen gewesen, grosser Dank am ORF-Wien! Aber jetzt ...

Zu Mittag wird es merklich heller. Ein erstes Telefonat mit Michael, wir beschliessen, abzuwarten. Es wird wirklich heller.

14.30 Uhr. Es ist sehr dunkel. Michael und ich wollen die Sache abblasen, Anneliese bereitet schon die Absage im Internet vor. Ich blicke nach Norden und sehe -- blaue Streifen am Himmel! Wir verschieben die Entscheidung auf 16 Uhr.

15.45 Uhr. Der Kahlenberg liegt in der Sonne. Wir geben ein GO! Rasch die ganze Ausrüstung einladen. Auf der Fahrt auf den Kahlenberg klart es immer mehr auf.

17.15 Uhr. Aufbau unter fast wolkenlosem Himmel. Die ersten Besucher kommen auch schon. Die Werbung im ORF hat voll eingeschlagen. Es könnte ein Erlebnis werden - es wird ein Erlebnis! Endlich einmal haben wir das Wetterglück auf unserer Seite!

Ich bin mit dem Aufbau des 12" LX-200 fertig. Diesmal ist alles dran: Computer, WebCam, StarlightXpress CCD. Positive Überraschung: Ich probiere erstmals aus, mit StarryNight Pro 4.0 anstatt mit TheSky zu steuern, und es klappt ohne Konfiguration auf Anhieb. Plug & Play bei Astro-Equipment, dank des neuen ASCOM Standard!

Michael baut seinen exotischen Schiefspiegler auf, Artur einen kleinen, feinen Apochromaten, Peter und Hanne kleinere Newtons, da gibt's keinen Stau. Es wird ein perfekter Sternabend.

Ein paar Impressionen von diesem schönen Abend vorab:


Es ist schon kalt, aber der Anblick des Himmels
wärmt zumindest psychologisch


Ein Sternabend vor einer fantastischen Kulisse!

Der Mond ist natürlich das Hauptobjekt. Zunächst bei schawacher, dann bei starker Vergrößerung. Da kommt Staunen auf. Wie klein mögen die kleinsten Details sein? Nun, ein größerer Wohnblock wäre schon zu sehen!

Eine tolle Attraktion wird dann ein "Mondflug" mit der WebCam: So lassen sich alle Formationen gut erklären, und das Seeing ist so gut, dass selbst feinste Rillen auf dem Bildschirm zu erkennen sind.


Gegen Ende, als schon Wolken aufziehen, entsteht diese Aufnahme der beiden Krater
Eudoxus (oben li) und Aristotles (unten re). Enorm viele Details wie die Rille bei
Eudoxus kommen deutlich heraus. Mittel aus rund 700 Einzelbildern zu je 1/25s.

Saturn wird ebenfalls zum vielbestaunten Objekt. Heute erscheint er im Fernrohr so scharf wie mit einem spitzen Bleistift gezeichnet.

Doch jetzt heisst es einmal, nach Westen zu schwenken. Dank Starry Night bewegt sich das LX-200 an jene Stelle, wo am Bildschirm schon das etwas zu optimistische Bild eines Kometen mit rund 20° langem Schweif zu sehen ist. C/2002 V1 (NEAT) ist das Ziel.

Und da ist er schon. Schon im 8x50 Sucher ein diffuser Fleck mit kurzem Schweif. Im Fernrohr, bei 50mm Plössl, ein heller Scheinwerfer im Nebel mit deutlichem Schweifansatz, ich schätze ihn auf 4,5mag. So einen hellen Kometen hatter wir schon lange nicht! Keine Frage: Dieser Anblick geht hat nur mit einem starken Fernrohr. Im Feldstecher ist der Komet leider nur schwach auzumachen. Gerald Rhemann hat ihn tags zuvor aus dem dunklen Südburgenland mit freiem Auge gesehen. Wir können auf die Tage um den 17. Februar am Morgenhimmel wirklich gespannt sein!

Ich möchte den Schweif des Kometen mit der CCD-Kamera und einem 135mm Tele sichtbar machen. Doch das klappt nicht; ich habe zu wenig Strom. Der rasche Aufbruch erfolgte mit nicht genügend stark aufgeladener Batterie und ich hatte einfach zu wenig Saft für LX-200, Computer und CCD-Kamera. Michael hilft mir zwar mit einem zweiten Gel-Akku aus, aber es reicht nicht. Es muss wohl doch ein Generator für solche Aktivitäten her ...

Nächstes Objekt ist Jupiter. Wir beobachten, wie sich zwei Monde (Io und Europa) nach gegenseitiger Bedeckung wieder rasch voneinander entfernen. Und später ist auch der Große Rote Fleck ganz deutlich zu sehen.


Jupiter. Mittel aus über 600 Aufnahmen zu je 1/100s.

Dann zeigen wir noch, wie wunderschön der Orionnebel ist und wie gut der Anblick erst wird, wenn man das Stadtlicht wegfiltert. Dann sind auch feine Ausläufer gut zu erkennen.

Als dann doch wieder Wolken aufziehen, haben wir alle Objekte gezeigt, die wir versprochen hatten, und es ist ein gelungener Sternabend geworden, und ich glaube, wir haben wieder ein paar neue Freunde gewonnen.

Hoffentlich klappt es das nächste Mal wieder!