Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | apikhard@utanet.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 12. 02. 2003 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 18.00 MEZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||||||||||||
Instrument: | 12" Meade LX-200 | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Man glaubt es kaum: Da sagt der Wetterbericht fürs Flachland beständigen Hochnebel voraus, und dann scheint den ganzen Tag lang die Sonne! Damit war mir um 16 Uhr klar, dass es einen sehr spontanen Aufbruch auf die Sofienalpe geben wird, um noch einen Blick auf den Kometen C/2002 V1 (NEAT) zu werfen; es ist der letzte Abend vor der Morgensichtbarkeit. Also rasch alles zusammengerafft - nichts vergessen? - ach ja, tanken sollte ich auch noch - und dann auf die Sofienalpe. Viele haben sich nicht hier herauf verirrt, ausser Natalie Ebner und mir noch Georg Zotti, um einen kurzen Blick auf den Kometen zu werfen, und ein junges Pärchen von einem der letzten Seminare. Wir bauen gerade rechtzeitig auf, die Dämmerung schreitet voran, doch Starry Night enthüllt gnadenlos, dass der Komet nur mehr 1,2° über dem Horizont steht. Im Dunst keine Chance mehr. Was soll's, ich habe die CCD-Kamera huckepack mit dem 135er Tele sowieso montiert, also rasch ein Schuss ins Blaue - eh - Graue. Da ist was drauf; nicht der Rede wert, aber wenn der Komet durch denDunst durchkommt, dann muss er wirklich sehr hell sein! Was nun? Der Mond scheint sehr hell vom Himmel, und ja, warm angezogen sind wir ja. Das Seeing scheint gut zu sein. Ein Blick zum Mond? Wahnsinn! Was für ein Seeing heute! Unter einer Bogensekunde, vielleicht sogar unter einer halben. Ein Traum! Ich bin nicht mehr zu halten und mache mich an einige Aufnahmen. Doch halt, noch ist das Rohr nicht ausgekühlt, wie ein Startest deutlich zeigt. Also erst einmal eine visuelle Tour. Mond: Enorm viele Details, vor allem die Regenbogenbucht (Sinus Iridum) ist ein Traum, das Jura-Gebirge genau am Terminator. Feinste Lavawellen kommen im Mare Imbrium heraus. Dann die Gegend um den Krater Kepler. Man erkennt in dem kleinen Krater sogar Terrassen! Und dann Gassendi. Das feine Rillensystem im Boden des flachen Kraters ist ohne Probleme zu sehen, wie mit einem Messer in die Mondkruste geschnitten. Im Süden des Mondes steht der längliche Krater Schickard nahe am Terminator und zeigt ebenfalls Terrassen an seinem Wall. Saturn: Jetzt bleibt mir die Luft weg! Dass die Cassini-Teilung zu sehen ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Ein breites Wolkenband ziert den Planeten, auf der Nordhalbkugel noch ein deutlicher heller, kurzer Streifen. Deutlich der Schatten des Saturn auf den Ringen - wir sind schon nach der Opposition. Doch dann die Ringe selbst. Noch nie zuvor hatte ich die Encke-Teilung nicht nur blickweise, sondern anhaltend gesehen. Ich beobachte mit dem 7mm Pentax-Okular bei rund 450x - eine Seltenheit! Im B-Ring erkenne ich noch ein paar schwache Teilungen und radiale Streifen, der C-Ring erscheint als rötlich-grauer Saum innerhalb. Einige Monde sind auch zu sehen, aber die interessieren mich angesichts des Anblicks der Ringe eher weniger. Ich verbringe gut eine Viertelstunde am Okular, die Kälte ist aus meinen Gedanken verschwunden. Orionnebel im 40mm Pentax und UHC-Filter, auch sehr schön, natürlich stört der Mond sehr! Jupiter: Eigentlich recht ruhig, ohne besondere "Vorkommnisse", keine allzu grossen Details in den Wolken, aber viele kleine. Die vier Monde stehen heute weit abseits vom Jupiter und weit voneinander getrennt: Keine gegenseitige Erscheinung zu erwarten. Jetzt ist das Rohr temperiert und ich montiere die WebCam; schon am Bildschirm erkenne ich, wie gut das Seeing ist. Ich nehme mir viel Zeit zum Fokussieren. Dann bekommt Giotto Arbeit, die Videos sind so lange wie noch nie ... Ab jetzt sagen Bilder mehr als 1000 Worte. Auf Jupiter mußte ich recht lange warten, bis er hinter einem Baum hervorgekommen ist. Jetzt zum Mond: Es war ein bemerkenswert guter Abend; keine Nacht für Deep Sky, den Kometen fast verpasst, aber dank traumhaftem Seeing eine Nacht für Mond und Planeten. Einfach unglaublich, vier Stunden bei -8°C, und kein bißchen kam der Wunsch auf, nach Hause in die Wärme aufzubrechen. Erst als alle Batterien leer waren, der Chip der DigiCam voll, und die Lust, noch einmal Akkus zu wechseln und den Chip in den Computer zu übertragen, doch der Sehnsucht nach Wärme unterlag, baute ich ab. Es war wieder einmal eine Sternstunde. Unverhofft. Und wenn es im (Amateurastronomen-) Leben eine Sünde gibt, dann die, eine solche Chance nicht zu nützen ... |