Beobachter: | Tahir Saban | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | tahir.saban@mycity.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 27. 02. 2003 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 20.30 MEZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Ebenwaldhöhe | ||||||||||||||||||||||
Instrument: | 12" Dobsonian, Eigenbau | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
| ||||||||||||||||||||||
Bericht: | Die letzte Woche brachte das von uns allen lang ersehnte Kaiserwetter. Leider musste ich im Büro sitzen. Am Mittwoch dachte ich, ob das Wochenende wohl noch so schön bleibt? Ein Blick auf die (meist zu optimistische) Wetterprognose machte klar, dass wenn ich noch was sehen wollte schnell handeln sollte. Leider war es schon für Mittwochabend zu spät, also fuhr ich Donnerstag auf die Ebenwaldhöhe. Die Straße hatte weniger Schnee und Eis als zuletzt, dafür fühlte ich mich oben am Parkplatz wie auf einer Eiskruste. Die Durchsicht war noch besser als letztes Wochenende, das Seeing aber nicht ganz so gut. Anfangs war es noch windstill das sollte sich jedoch ändern. So endete meine Beobachtung um 1:00 bei böigem Wind und -6.5C. Ich war wieder mit meinem neuen Dobson unterwegs an dem ich noch "herum doktere". Zuhause stellte ich dann fest, dass außer M97 alle beobachteten Objekte Galaxien waren. Ich begann bei Regulus. Schon oft hatte ich nach der schwachen Zwerggalaxie Leo 1 1/2 Grad nördlich von Regulus Ausschau gehalten, zuletzt letzten Samstag in Gerhard Bachmeiers erstklassigen 12" PortaBall und nie konnte ich sie erblicken. Regulus ist einfach so hell und Leo I derart schwach, dass die Beobachtung trotz 11.2 mag (allerdings ca. 800.000 Lichtjahre und einer Fläche von 10x7 Bogenminuten) zu einer ziemlichen Anstrengung wird. Aber immerhin empfiehlt Sue French in der neusten Sky&Telescope sogar Beobachtern mit kleinen Teleskopen nach Leo I Ausschau zu halten. Heute passte die Transparenz und an der Stelle wo ich früher immer nix gesehen hatte war mit abgelenkter Sicht ein diffuser, relativ großer Fleck zu sehen, wenn Regulus außerhalb des Felds war. Interessanterweise war die Galaxie schon bei 50x zu sehen, höhere Vergrößerungen bis 200x brachten nur mäßige Verbesserung. Leo I blieb hartnäckig im Hintergrund und war meistens nur durch Bewegung des Teleskops wahrnehmbar. Ca. 10' weiter westlich liegt die kleine rundliche Galaxie IC591 die viel leichter heraus zu fischen war. Von dort ging es Richtung Sichel über Dutzende kleinere Galaxien die ich Seite für Seite im Millennium Star Atlas absolvierte. Sehr schön war die kleine Galaxiengruppe östlich von Gamma Leonis (Algeiba). Das hellste Mitglied ist NGC3226/3227 die sich bei kleinen Vergrößerungen fast berühren. Weiter östlich liegt der ferne Galaxienhaufen Abel 1367. Er bildet mit den Sternen Beta, Theta und Delta Leonis quasi ein Rechteck. Dank der ausführlichen Karte im Buch von Skiff und Laughingboul konnte ich viele Galaxien identifizieren inklusive einige kleine mit nur einer MCG-Nummer. Leider machte der inzwischen stärker gewordene Wind mir zu schaffen, ich verfranzte mich und gab auf ohne den westlichen Teil zu untersuchen. Obwohl einige Mitglieder heller und größer als andere sind, ist aus meiner Sicht keine Galaxie des Haufens wirklich hell. Eine interessante Galaxie im Westen von Canes Venatici ist NGC 4151 (11.2mag). Es ist die hellste Seyfert Galaxie vom Typ 1. Seyfert Galaxien sind, unwissenschaftlich ausgedrückt, eine Art kleine Quasare. Die Helligkeit der aktiven Kernregion kann sich in wenigen Tagen/Wochen stark verändern. Von NGC4151 liegen fotografisch nunmehr fast 90 Jahre Aufzeichnungen vor. In dieser Zeit war der Galaxiekern zwischen 10. und 16. Magnitude hell. Studien haben nun endgültig gezeigt, dass es sich dabei um keine periodischen Änderungen handelt. Die Änderungskurven belegen, dass die aktive Kernregion nicht größer als 13 Lichttage (ca. 2000 Erd-Sonne-Distanzen) sein kann. Hier wird eine Helligkeit von 500 Millionen, bis einer Milliarde Sonnen erzeugt die dann noch aus 50 Millionen Lichtjahren zu sehen ist. Mit Hilfe von Vergleichssternen aus dem Tycho2 Katalog liegt meine Schätzung bei 11.4m, also derzeit ziemlich aktiv. Ich möchte das Objekt in den nächsten Monaten immer wieder beobachten. Falls sich jemand dafür interessiert, kann ich eine Aufsuchkarte mit Vergleichshelligkeiten zur Verfügung stellen. Es war nun Mitternacht und ich begann zu frieren. Andererseits waren die Bedingungen doch recht gut, Jupiter stand im Zenit (und ich habe nicht einmal hin geschaut) und der Himmel funkelte nur so von Sternen. Ich konnte mich einfach nicht los reißen. So ging ich noch mal "kurz" im Großen Bären auf Tour. Vom Gamma bis Beta Ursa Majoris fand ich mehrere helle Galaxien, die für kleinere Öffnungen empfehlenswert seien dürften. Insbesondere NGC3953 südlich von M109 sowie NGC3718 waren sehr schön.
|