Beobachtung

Sofienalpe, 10. 03. 2003

20030310api21.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Natalie Ebner
e-Mail:apikhard@utanet.at
Datum:10. 03. 2003
Zeit:21.30 bis 23.15 MEZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX-200,Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:3 Freis. vis. Grenzgröße:4.0
Aufhellung:(Mond) Seeing:3
Wind:windstill
Temperatur:+6 °C Luftfeuchtigkeit:sehr trocken
Sonstige Bemerkungen:Durchzug zweitweise dichter, hoher Wolkenschichten und immer schlechter werdendes Seeing.

Bericht:Nach einer längeren Besprechung in Sachen Österreichische Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik auf der Wiener Universitätssternwarte offenbart ein kurzer Blick zum Himmel eine vermeintlich sensationelle Nacht; strahlend klar der Winterhimmel, dunkel trotz zunehmenden Mondes, kaum ein Stern flimmert, nicht einmal Sirius; Dr. Franz Kerschbaum bringt es mit der Bemerkung auf den Punkt: "Wir sind vielleicht Astronomen; sitzen im Büro und quatschen, statt den Himmel zu beobachten".

Mich hält es jedenfalls nicht mehr; ich beschließe, trotz fortgeschrittener Nacht auf die Sofienalpe zu fahren. Da ist einiges an Logistik notwendig: Zurück ins Büro, den Laptop holen; dann nach Hause, das Fernrohr und vielleicht doch etwas mehr zum Anziehen holen; es hat zwar noch +12°C, aber im Lauf des Abends wird es doch abkühlen.

Auf der Sofienalpe überrascht mich zunächst unangenehm die fehlende Transparenz. Eine dünne Wolkenschicht ist aufgezogen, vom brillianten Himmel nichts mehr zu merken. Schade! Trotzdem baue ich auf, vielleicht passt ja das Seeing.


Der Mond in prächtiger Phase. DigiCam-Schnappschuss

Ein Blick durchs Fernrohr offenbar, dass leider auch das Seeing gelitten hat; der Mond präsentiert sich zwar in einer seiner prächtigsten Phasen, aber das Bild ist alles andere als ruhig. Im 50mm Plössl ist ja alles noch in Ordnung, doch schon im 21mm Pentax wird es unruhig und mit dem 14mm Pentax muss man schon sehr lange auf einen guten Moment warten. Wenigstens geht kein Wind. Daher montiere ich nichts desto trotz die WebCam.

Mosaik

Aus einer Serie von fünf Videos entsteht dieses Mosaik vom schönsten Teil des Terminators. Unglaublich, bei dem schlechten Seeing.
Bei 3m Brennweite ist allerdings nicht viel möglich, bei einigen Videos gibt Registax schon nach wenigen Frames auf. Ein paar Sequenzen gelingen mir aber doch. Alle folgenden Aufnahmen sind verkleinert.

1. Versuch

Ein erster Mosaikversuch: Alpen mit Alpental (links oben), darunter Cassini. Rechts obend die beiden grossen Krater Aristoteles und Eudoxus. Darunter der Kaukasus; links davon der flache Krater Cassini mit den auffälligen Sekundärkratern und ganz links am Terminator die beiden jungen Krater Aristillus und Autolycus. Hier kommen sogar Wellen heraus. Unterhalb die prächtigen Apenninen mit dem scharf begrenzten Krater Conon. Leider sind die Spuren des schlechten Seeing unübersehbar. Dann kommt mir die glorreiche Idee, die Brennweite auf f/6.3 zu reduzieren. Ein Bild südlichen Hörnerspitze ist vielversprechend:

Südpol

Damit ist es auf einmal kein Problem mehr. Den Rest erledigt Registax jetzt ohne Probleme und ein bisserl Nachbearbeitung muss natürlich auch sein. Nebenstehendes Mosaik habe ich übrigens "ganz normal" mit Corel PhotoPaint zusammengesetzt.

Die hohen Wolken tauchen die Sofienalpe in ein unheimliches Licht; und plötzlich sorgen sie auch für eine wunderschöne Halo-Erscheinung mit einem ganz deutlichen Nebenmond:

Nebenmond
Digitalkamera, 10 Sekunden bei 400 ASA äquivalent

Zum Abschluss, da ich schon bei nächtlichen "Landschaftsfotos" bin, noch ein weiterer gruseliger Eindruck vom Licht der Stadt hinter den Bäumen ...



Jupiter und Saturn sind an diesem Abend nicht einmal eine Erwähnung wert; ein paar Deep Sky Objekte (M44, M67, NGC 2903) gehen sich durch eine Lücke in der Wolkendecke dann doch noch aus.