Beobachter: | Dr. Thomas Schröfl | ||||||||||||||||||||||
e-Mail: | schroefl@via.at | ||||||||||||||||||||||
Datum: | 21. 03. 2003 | ||||||||||||||||||||||
Zeit: | 21.00 MEZ | ||||||||||||||||||||||
Ort: | Edlach/Rax
| ||||||||||||||||||||||
Instrument: | Optolyth Refraktor 100/700 | ||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
| ||||||||||||||||||||||
Bericht: |
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Unter dem Motto dieses Sprichwortes verlief ein Beobachtungsabend, der ursprünglich doch etwas anders geplant war. Schon die Fahrt nach Edlach bei strahlender Sonne und tiefblauem blauem Himmel versprach einen Abend astronomischen Vergnügens. Als ich dann in der Dämmerung die Kuppel einsatzbereit mache, kommt die böse Überraschung. Der Rektazensionsmotor am NexStar 11 verweigert seine Dienste, macht einfach nicht den geringsten Muckser. Gott sei Dank habe ich den Refraktor mit und kann mich damit über die Runden retten. Zur Sicherung des Hausfriedens gibt es für die Damen eine kleine Beobachtungsrunde mit Jupiter, Saturn, M44 und dem schon sehr tief stehenden M42, bevor sie vor der Kälte flüchten. Dann schieße ich mir ein kräftiges Eigentor. Ich verwöhne die frierenden Damen mit einem offenen Kaminfeuer mit dem Ergebnis, daß mir am Flachdach auf meinem Beobachtungsplatz nicht nur ständig Asche um die Ohren fliegt, sondern sich mein leiblicher Zustand langsam in Richtung Selchroller verändert. Jedenfalls weiß ich nun, was ich morgen sicher nicht tun werde, lasse mich aber davon nicht weiter abhalten, denn zu lange schon habe ich auf eine solche Nacht warten müssen. Das erste angepeilte Objekt ist natürlich Jupiter und seine wie auf einer Perlenschnur aufgereihten Gallileiischen Monde. Doch einer steht dort wo eigentlich nichts sein dürfte. Mit Starry Night stelle ich fest, daß sich in die Reihe der Stern HIP42853 hineingeschwindelt hat. Bei nur 20x mit dem 35er Panoptic habe ich nicht nur Jupiter und seine Monde im Blickfeld sondern gleich dazu M44 und das alles mit nadelpunktförmigen Sternen, so gesehen auch ein Vorteil, daß das SCT streikt. Bei dieser Vergrößerung lassen sich die beiden Äquatorialbänder des Jupiter aber nur mehr erahnen als wirklich sehen. Nun zeigt das Nagler-Zoom 3-6mm seine große Stärke. Ohne Okularwechsel und homofokal deckt es den Bereich von 117x bis 233x ab und das mit einer Abbildungsqualität, die einer Festbrennweite ebenbürtig ist. Ein ideales Okular zum Planetenbeobachten, da man sich ständig dem Seeing anpassen kann, ohne jeweils das Okular wechseln und die Schärfe nachstellen zu müssen. Für heute erweist sich 4mm = 175x als beste Vergrößerung. Nun sind die beiden Äquatorialbänder schön zu sehen, in guten Seeingmomenten auch weitere Details. In der Folge zeigt sich auch Saturn von seiner schönsten Seite mit weit geöffneten Ringen und dem deutlich sichtbaren Schatten des Planentenkörpers auf den Ringen. Ich wende mich nun mit dem Pentax 14mm den offenen Sternhaufen M46, M47, M48 und M50 zu, die allesamt schon recht tief stehen, wobei die Durchsicht durch den Horizontdunst doch schon merkbar beeinträchtigt wird. Viele lichtschwächere Sterne sind da dem Anblick schon entzogen. Ich wandere weiter zu M37 und M38 in Auriga, die deutlich höher stehend um vieles besser zu betrachten sind. Besonders beeindruckt mich die zarte Schönheit von M37. Bei indirektem Sehen werden nicht nur wesentlich mehr Sterne sichtbar sondern es entsteht fast der Eindruck eines Kugelsternhaufens. Da nun leichter aufziehender Dunst die anfänglich gute Durchsicht merkbar beeinträchtigt, beschließe ich den Aufenthalt in der astronomischen Selchkammer zu beenden und den Rest des Abends vor der Quelle des Übels zu genießen.
|