Beobachtung

Edlach/Rax, 22. 03. 2003

20030322sfl20.html

Beobachter:Dr. Thomas Schröfl
 
e-Mail:schroefl@via.at
 
Datum:22. 03. 2003
 
Zeit:20.30 MEZ
 
Ort:Edlach/Rax
Geogr. Länge:15°48+11++
Geogr. Breite:47°41+21++
Seehöhe:600
System:

 
Instrument:Optolyth Refraktor 100/700
 
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:6.5
Aufhellung:2 Seeing:2
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur:-3 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:hervorragende Durchsicht und Seeing, im Osten etwas Aufhellung


 
Bericht:

Ein strahlender wolkenloser Tag läßt bereits optimale Beobachtungsbedingungen erwarten und genau so kommt es auch. Kaum geht die Sonne unter wird es ungemütlich kalt aber entsprechende Bekleidung lassen mich die Transparenz und vor allem das heute hervorragende Seeing in vollen Zügen genießen. Nachdem ich gestern schon zu spät dran war stehen zur Eröffnung die Pleiaden an, bevor sie hinter den Bäumen verschwinden. Die gehören eigentlich auch noch gefällt, stehen aber leider schon am Nachbargrund. Das Gesichtsfeld des Refraktors in Verbindung mit der niedrigen Vergrößerung des 35er Panoptic geben genügend Umfeld, sodaß diese leuchtende Pracht wirklich voll zur Geltung kommt. Gerade als ich dabei bin die einzelnen Sterne zu identifizieren, erlebe ich ein besonderes Schauspiel, als ein Satellit um 20:34 rasch durch die Pleiaden zieht. Starry Night verrät, daß es Iridium 96 war. Dann schwenke ich zu M42, der mir dank des elenden Wetters fast den ganzen Winter über verwehrt blieb. Ich gehe die Sache mit etwas Skepsis an, denn bisher hatte ich M42 immer nur mit dem C11 betrachtet, sodaß ich mir von 4+ nicht allzuviel erwarte. Doch die Überraschung ist groß. Schon bei 20x im Panoptic zeigt sich das fledermausförmige Gebilde des Nebels sehr detailreich. Optimal ist jedoch das 10,5 Pentax. Es macht den Hintergrund deutlich dunkler und der Nebel hebt sich wunderbar ab. Ich nehme mir endlos Zeit mich in allen Details und Filamenten zu vertiefen. Dann kommt die Erleuchtung. In der letzten Saison stand Orion im Dez/Jan im Süden in der Aufhellung der Skipistenbeleuchtung am Hirschenkogel, jetzt aber schon in SWW vor wirklich schwarzem Hintergrund. Was müßte da alles noch mit dem C11 zu sehen sein. Der Vollständigkeit halber seien noch M43, sowie die Nebelregionen NGC 1975 und 1977 und der offenen Sternhaufen NGC 1981 erwähnt. Von M42 wandere ich weiter zu Saturn, der im 10,5 Pentax heute wie gemalt am Himmel hängt. Ich ahne schon, daß heute ein hervorragendes Seeing ist und wechsle aufs Nagler-Zoom, fange mich 6mm an und dann will ich es genau wissen und drehe den Zoomring durch auf 3mm = 233x, eine Vergrößerung, die ich hier in Edlach noch nie sinnvoll einsetzen konnte. Aber heute paßt wirklich alles und ein Mehr an Vergrößerung bringt auch ein Mehr an Details. Kein Wabbern und kein Flimmern, der Planet steht ganz ruhig im Okular und ich kann ansatzweise sowohl Wolkenstreifen als auch die Cassiniteilung erkennen. Unwillkürlich muß ich daran denken, welche aufregenden Bilder uns die Cassinisonde wohl liefern wird. Natürlich darf auch heute wieder Jupiter nicht fehlen. Solch ein Seeing will genützt werden. Bei 233x kann ich neben den Äquatorialbändern und Strukturen in diesen deutlich die Polarregionen ausmachen. Dann wechsle ich nochmals auf das 35er Panoptic um Jupiter und M44 zugleich im Okular zu haben. Auch wenn Jupiter mit seiner Helligkeit M44 etwas überstrahlt, diese beiden Prachtobjekte potenzieren sich in ihrer Schönheit. Ich versuche mich noch an einigen Galaxien in Virgo und Coma Berenices, jedoch ohne Erfolg, denn im tiefen Osten stört doch die Aufhellung aus dem Raum Wr. Neustadt bis Gloggnitz. Wenigstens kann ich den Kugelsternhaufen M3 mit dem 10,5 Pentax als verwaschenen Fleck ausmachen. Ihn mehr als in den Randbereichen aufzulösen mißlingt jedoch. Nach zu vielen Wochen des Schlechtwetters wird mir dieses Wochenende jedenfalls mit seinen außergewöhnlichen Planetenanblicken und dem heute fantastischen M42 noch lange in Erinnerung bleiben. In den 1 + Jahren, in denen ich in Edlach Astronomie betreibe, gab es noch keine Nacht mit derart gutem Seeing. Und wenn doch, so war ich nicht da.