Mondsichel

Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell, 04. 04. 2003

20030323api18.html

Beobachter:Alexander Pikhard
 
e-Mail:apikhard@utanet.at
 
Datum:04. 04. 2003
 
Zeit:19.30 bis 22.00 MESZ
 
Ort:Sternwarte Mariazell
 
Instrument:16" Meade LX-200, 5" Starfire Refraktor, Olympus Camedia C3000, Philips ToUCam Pro
 
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:5.0
Aufhellung:2 Seeing:2
Wind:später böigausN
Temperatur:+2 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:Stark bewölkt, Wolkenlücken


 
Bericht:

Ehrlich: Wäre nicht am morgen (Samstag) die Jahreshauptversammlung vom Astroteam Mariazellerland, wäre ich heute wohl nicht nach Mariazell gefahren. Der Wetterbericht ist vernichtend. Doch wie immer keimt ein gewisser Funke Hoffnung, und am Nachmittag zeigen sich dann auch immer mehr Lücken in der dunklen Wolkendecke.

Am Abend läßt mich die dünne Sichel des zunehmenden Mondes dann doch zur Sternwarte hinauf fahren, und als sich die Mondsichel beständig in einem großen Wolkenloch hält und es auch nicht mehr nach Niederschlag aussieht, mache ich die Sternwarte startklar.


Durch ein großes Wolkenloch im Westen wird sich bald
die dünne Sichel des zunehmenden Mondes zeigen.

Das Seeing ist, bedingt durch die labile Wetterlage, alles andere als berauschend. An Aufnahmen am 16" LX-200 ist nicht zu denken. Saturn wird förmlich hin- und hergebogen, Registax verweigert ein versuchsweise aufgenommenes Video schon beim ersten Frame und verweigert das Aufsummieren der zugegebenermassen widerlich schlechten Frames.

Ich wechsle zum Refraktor, der bei diesen Bedingungen doch klare Vorteile hat. Zunächst ein paar Fotos mit der Digitalkamera. Mein Adapter mit dem 26mm Meade Plössl ist eindeutig nicht gut abgestimmt auf dieses Instrument und ich bekomme die Vignettierung nicht weg. Also beschließe ich, aus der Hand durch andere Okulare aufzunehmen. Beim Mond dank der kurzen Belichtungszeiten auch wirklich kein Problem.


Die zunehmende Mondsichel im 5" Starfire-Refraktor

Der Terminator verläuft wunderschön mitten durch das Mare Crisium und im Süden nahe der schönen Viererkette Langrenus - Vendelinus - Petavius - Furnerius. Schon auf dieser Aufnahme kommen die vier Krater mit ihren interessanten Details gut zur Geltung.

Deutlich ist auch das aschgraue Mondlicht; allerdings ist es wegen der löngeren Belichtungszeit und der Reflexe im Instrument doch schwieriger aufzunehmen. Mit einer Belichtungszeit von einer halben Sekunde - aus der Hand nicht mehr ganz so einfach - gelingt es aber doch.


Im Erdschein erkennt man deutlich die Meere und Bergländer auf der
dunklen - von der Sonne nicht beleuchteten - Seite des Mondes.

Ich montiere trotz des schlechten Seeings die WebCam, allerdings nur am Refraktor. Zu meinem Erstaunen kann Registax mit den ca. 300 Frames langen Videos doch einiges anfangen und passable Bilder machen. Aus vier Aufnahmen gelingt ein Mosaik der gesamten Mondsichel, das, verkleinert und nachbearbeitet, dann doch recht beachtlich wird. Man kann also auch bei schlechtem Seeing durchaus brauchbare Ergebnisse erzielen. Die Video- Technik macht es möglich!


Die Mondsichel. Mosaik aus vier Aufnahmen, die jeweils ein Mittel aus ca.
300 Videoframes mit einer Belichtungszeit von je 1/25 Sekunde sind und
zuerst einzeln nachgeschörft wurden. Das Gesamtmosaik wurde dann
verkleinert und nochmals nachgeschärft.

Das obligate Stimmungsbild darf nicht fehlen, denn die Mondsichel über Mariazell ist ein wirklich reizvoller Anblick, der leider fotografisch nicht annähernd festzuhalten ist, da die subjektive Vergrößerung des Mondes, die unser Gehirn bewirkt, nicht funktioniert und der Mond so klein - und dazu noch überbelichtet - dargestellt wird. Trotzdem nett ...


Mond in Wolken über dem nächtlichen Mariazell.

In den Wolkenlücken ist der Himmel sehr klar und ich denke an CCD- Aufnahmen - aus besagten Gründen wieder am Refraktor. Doch leider bleibt kein Objekt auch nur eine Minute ohne Wolken, sodaß ich bald die Lust verliere.


Diese Aufnahme von M1 (Crab-Nebel) breche ich nach etwa 25 Sekunden ab, um sie
noch vor den hellen Wolken zu retten. Immerhin, gar nicht so schlecht ...


Das sollte das erste Bild eines Mosaiks werden, das Praesepe und Jupiter zeigt.
Da aber immer wieder tiefe Wolken, die von Mariazell beleuchtet werden, durch das
Bildfeld ziehen, sind die Schlieren nicht loszuwerden und ich stufe das Projekt
heute als sinnlos ein. Es gibt noch andere, hoffentlich schönere Nächte.

Immerhin. Wer hätte gedacht, dass heute überhaupt etwas gelingt ...