Sonne, Mond und drei Planeten

Sofienalpe, 13. 04. 2003

20030413api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
 
e-Mail:apikhard@utanet.at
 
Datum:13. 04. 2003
 
Zeit:19.30 bis 21.30 MESZ
 
Ort:Sofienalpe
 
Instrument:12" Meade LX-200, Olympus Camedia C3000, Philips ToUCam Pro
 
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:4.0
Aufhellung:(fast voller Mond) Seeing:1-2
Wind:böigausW
Temperatur:+5 °C Luftfeuchtigkeit:trocken
Sonstige Bemerkungen:Starkes Mondlicht, sonst sehr klar


 
Bericht:

Nach dem Ausfall des Sternabends am Vortag haben wir diesmal, in Anschluss an das Seminar "Besser beobachten - der Mond wieder Glück; ein strahlender, etwas kühler, aber doch frühlingshafter Nachmittag geht in einen fast makellosen Abend über. Entsprechend gross ist die Zahl der Sterngucker, gleich neun Instrumente sind da, um die sich an die 20 Beobachter/-innen scharen.


Aufbau der Instrumente in der Dämmerung.


Das "Refraktor-Eck"


Die untergehende Sonne

Die Sommerzeit will es so, erstes Objekt ist die Sonne. Sie versinkt in einer dichten, homogenen Dunstschicht über dem Tullnerfeld und wird von dieser Schicht so stark gedämpft, dass wir sie ohne Filter beobachten und fotografieren können! Unterschiedlich dichte Luftschichten verzerren die Sonne eigenartig, trotzdem kommen einige Sonnenfleckengruppen sehr gut heraus.


Sonne, durch 40mm Pentax-Okular, 1/800s bei ISO 100.

Faszinierend, dieser Sonnenuntergang. Trotz der Dunstschicht kann die Sonne - tief dunkelrot - bis zum Horizont verfolgt werden. Solche Bedingungen wünschen wir uns am 31. Mai, wenn die Sonne partiell verfinstert aufgeht. Das gäber Stimmungsfotos!

Ich nutze die Sonne auch, mein LX-200 mit TheSky zu trainieren; die Steuerung des LX-200 kennt bekanntermassen aus Sicherheitsgründen die Sonne nicht, daher brauche ich den Laptop. Ich möchte nämlich ein nahes Ziel ansteuern: Merkur!

Bald habe ich den kleinen Planeten im Okular, und er zeigt eine wunderschöne Phase: Eine kleine, rötliche Sichel, mit deutlichem sekundärem Spektrum wegen der geringen Höhe, dennoch beeindruckend. Während ich Merkur mit der WebCam einfange, beginnt die Jagd nach der ersten freisichtigen Beobachtung.


Merkur. Gemitteltes WebCam-Bild, ca. 300 Aufnahmen à 1/50s

Der Mond steht strahlend hoch am Himmel, in schon recht fortgeschrittener Phase, zeigt aber noch viele Details; richtig, jetzt beginnt die Mondbeobachtung. Ich möchte aber zuerst die Aufnahmen der beiden "anderen" - man verzeihe, dass ich Merkur so hervorhebe - Planeten zeigen und erst dann über den Mond berichten. Saturn zeigt sich heute dank ruhigem Seeing beeindruckend scharf; nett die ihn umgebenden Monde. Jupiter ist ruhig, aber die Farben seiner Bänder kommen schön zur Geltung. Beide Planeten sind lohnende Ziele für die WebCam und ein gutes Bild gelingt jeweils im ersten Anlauf.


Saturn, Mittel aus ca. 350 Frames à 1/25s


Jupiter, Mittel aus ca. 300 Frames à 1/33s

Doch jetzt, wie versprochen, zum Mond. Er steht hoch und das gute Seeing lässt die Formationen besonders plastisch hervortreten. Die gute Durchsicht macht einen Graufilter erforderlich, sonst ist das Bild zu hell. Am Mond erfreut sich auch eine Gruppe russischer Spaziergängerinnen aus dem nahen Hotel Sofienalpe. Wir können uns mit ihnen zwar kaum verständigen, aber es ist nicht zu überhören, dass sie der Anblick des Mondes beeindruckt.


Mond: Totale mit der Digicam, 1/100s durch 40mm Pentax
Man beachte das Mare Australe am rechten unteren Rand!

In der Gesamtaufnahme, die ich mit der Digicam mache, kommt eine seltene Mondformation, die wir im Seminar besprochen haben, deutlich heraus: Das Mare Australe, eigentlich kein Meer, sondern eher eine Anhäufung dunkler Krater. Man erkennt ja auch bei Tycho deutlich, wie extrem die Libration in Breite heute ist.

Ich suche ausgewählte Gegenden mit der WebCam ab und mache eine Reihe nicht zusammenhängender - also nicht mosaikfähiger - Bilder. Ein Mosaik bei 3m Brennweite wäre eine zu grosse Aktion.


Mond: Der riesige Krater Schickard genau am Terminator


Mond: Aristarch, Herodot und das Schrötertal


Mond: Der kleine Strahlenkrater Kepler


Mond: Gassendi; die Gegend ist reich an Rillen


Mond: Sinus Iridum


Mond: Nordrand; rechts oben die Montes Recti


Mond: Südrand

Der schöne Abend bietet allen Gelegenheit, das im Seminar erlernte gleich in der Praxis auszuprobieren. Mit fortschreitender Stunde und sinkender Temperatur bauen viele angesichts des bevorstehenden Montags ab. Nach einem eher enttäuschenden Blick zu M3 beende auch ich diesen erfolgreichen Abend.