Merkurtransit

St. Wolfgang/Wolfgangsee, 07. 05. 2003

20030507sfl07.html

Beobachter:Dr. Thomas Schröfl
 
e-Mail:schroefl@via.at
 
Datum:07. 05. 2003
 
Zeit:07.00 bis 12.30 MESZ
 
Ort:St. Wolfgang/Wolfgangsee
Geogr. Länge:13 55 59
Geogr. Breite:48 37 59
Seehöhe:ca. 650
System:

 
Instrument:Optolyth 100/700, Philips ToUCam Pro, Olympus Camedia 4040
 
Bedingungen:

Durchsicht:keine Angabe Freis. vis. Grenzgröße:keine Angabe
Aufhellung:keine Angabe Seeing:keine Angabe
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur:25 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:wolkenloser Himmel und gutes Seeing


 
Bericht:

Zum Tenniscamp am Wolfgangsee mußte diesmal natürlich auch noch die gesamte astronomische Ausrüstung zusätzlich ins Auto, hieße es doch 13 Jahre warten, bis es wieder einen Merkurtransit zu sehen gibt, soferne 2016 auch das Wetter so mitspielt wie heute. Für einen geborenen Morgenmuffel ist Tagwache um 6:20 eine harte Sache, aber die Begeisterung macht mich rasch munter. Um 7:00 ist alles auf der Hotelterrasse aufgebaut und wenige Minuten später geht die Sonne östlich von Strobel hinter einem Bergrücken auf. Wunderschön orange-gelb mit der Silhouette einer Fichte im Vordergrund. In wenigen Minuten muß es zum 1. Kontakt kommen. Bei der noch tief stehenden Sonne und dementsprechend unruhigem Sonnenrand erfordert es einiges an Konzentration am Okular, um die beginnende Einbuchtung vom Wabbern zu unterscheiden. Aber dann ist es soweit. Unübersehbar dringt die kleine schwarze Scheibe des Merkur wie ein Tropfen langsam in den Sonnenrand ein, der sich rund 4,5 Minuten später beim 2. Kontakt hinter der Planetenscheibe wieder schließt. Erstmals verwende ich statt der Astro-Solarfolie von Baader ein Thousand Oaks Glasfilter. Während die Folie ein etwas unnatürliches bläuliches schwarz-weiß Bild gibt, erzeugt das Glasfilter ein gelb-oranges Bild, das für meinen Geschmack viel mehr meinen Farbvorstellungen von der Sonne entspricht. Bis zur Mittagszeit beobachte und fotografiere ich die langsam über die Sonne dahinziehende Planetenscheibe. Ein nahe dem Zentrum stehender und sehr schön ausgebildeter Sonnenfleck mit deutlicher Umbra und Penumbra gibt ein zusätzliches Motiv. Erstmals setze ich auch die Webcam ein. Es wird mich wohl einige Abende und Nächte kosten den Umgang mit Registax zu erlernen und aus den AVI-files brauchbare Fotos zu machen. Während des ganzen Vormittags komme ich auch immer wieder dem volksbildnerischen Auftrag der WAA nach, denn ein Fernrohr mit allem erforderlichen Zubehör weckt natürlich jedermanns Neugier. So werden immer wieder von Tenniskollegen Blicke durchs Okular geworfen und ich erkläre gut ein Dutzend mal was für ein kosmisches Schauspiel hier gerade abläuft. Kurz nach 12:00 mache ich mich dann bereit zur Beobachtung des 3. und 4. Kontakts. Die Sonne in nahezu höchster Kulmination und ein doch recht gutes Seeing ergeben einen sehr scharf begrenzten und ruhigen Sonnenrand. Es ist faszinierend zu beobachten, wie der Sonnenrand vor der herannahenden Planetenscheibe immer dünner wird und dann ganz plötzlich durchreißt. Die rund 4,5 Minuten bis zum 4. Kontakt vergehen mit fotografieren und Webcam rasend schnell. Die Tropfenform wird immer kleiner und dann ist der Sonnenrand wieder kreisrund und das Schauspiel unwiderruflich für lange Zeit vorbei. Wenn ich bedenke, daß die Venus ja deutlich größer als Merkur ist und überdies der Erde um einiges näher steht, bekomme ich schon einen Vorgeschmack auf das, was uns nächstes Jahr erwartet. Bleibt nur übrig fest die Daumen zu halten, daß auch das Wetter so mitspielt wie heuer. Ein Gedanke kommt mir bei der Nachbetrachtung dieses Ereignisses, während ich am Pool in der Sonne liege. Im Prinzip habe ich heute genau dasselbe beobachtet, was bei der Suche nach Exoplaneten mit der Transitmethode geschieht. Stellt man die Distanz von 1 AE in der sich der Merkurtransit abspielte in Relation zu Sternen in Entfernungen von vielen Lichtjahren, so kann man ermessen was für eine gewaltige wissenschaftliche und technische Herausforderung sich die Astronomie mit der Suche nach Exoplaneten gestellt hat.