Merkurdurchgang

Gerlitzen, 07.05.2003

20030507tsa00.html

Beobachter:Tahir Saban
 
e-Mail:
 
Datum:07.05.2003
 
Zeit:00.00
 
Ort:Gerlitzen
 
Instrument:keine Angabe
 
Bedingungen:

Durchsicht:keine Angabe Freis. vis. Grenzgröße:keine Angabe
Aufhellung:keine Angabe Seeing:keine Angabe
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur: Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Nachdem ich am Dienstmittag in Baden den Himmel voller Schleierwolken sah packte mich die Panik ähnlich zur Zeit der Sonnenfinsternis im Jahre 1999. Ich hatte mit schon Monate zuvor für den Merkurdurchgang Urlaub genommen. Der Reisebeschluss wurde schnell gefasst und das Auto vollgepackt. Ich fuhr Richtung Süden, der Himmel klärte bald auf. Dann in Graz waren wieder Schleierwolken zu sehen aber auf dem Packsattel hatte sich wieder ein makelloser blauer Himmel eingestellt. Als ich schon spät am Abend in Villach ankam waren wieder dünne Zirruswolken am Himmel. Diesen hätte ich auch in Baden haben können allerdings konnte man hier auf einen höheren Berg fahren. Zwischen Dobratsch und Gerlitze entschloss ich mich für die Letztere. Als ich den unbemannten Schranken gemeistert und oben angekommen war bot sich pure Einsamkeit. Außer einem Bagger, der die wenigen verbliebenen Grünflächen für neue Projekte am niederwalzen war stand auf dem Parkplatz nichts. Ich experimentierte mit der Videokamera den Mond afokal aufzunehmen und wunderte mich, wie einige meiner Kollegen damit so gute Bilder hin kriegen. Mir machte die Fummelei keine Freude. Es wurde schnell kalt und ich beschloss schnell schlafen zu gehen, da ich ja früh aufstehen musste. Weil die Nacht kurz war und ich oben sein wollte hatte ich auf ein Hotel oder Gästezimmer verzichtet. Eine Seite des Wagens wurde nun frei geräumt der nun als Schlafplatz den Komfort und Charme einer Apollo-Kapsel -oder sagen wir lieber Gemini- anbot.

Früh um 6 war ich auf und baute meine beiden Refraktoren auf während die Arbeiter ankamen. Am Himmel waren mehrheitlich dünne Circuswolken aber die Sichtbarkeit des Durchgangs war nicht gefährdet. Ich bestückte den Astro Physics mit einem Baaderfilter und den kleinen Pentax mit einem Coronado H-alpha Filter. Diesen hatte ich vor einigen Monaten erworben und obwohl er nicht viel größer als ein Mantelknopf ist (4cm Durchmesser und obendrein noch obstruiert) zeigt er erstaunlich viel. Insbesondere für Prominenzen ist er sehr gut geeignet.

Kurz nach 7 - ich war noch mit den letzten Einstellungen beschäftigt - zeigte sich im H-alpha Licht der Merkur. Schnell schaute ich auch durch die Baaderfolie (Weißlicht), da war noch kein Merkur zu sehen, genauso wie Alexander am Beobachtertreff vorausgesagt hatte. Der Durchgang verlief faszinierend. Das kleine Scheibchen wanderte über die Sonnenfläche, ich verlor jedoch bald die Bahnlinie. Merkur befand sich nach meiner Information grob zwischen Erde und Sonne und ist ca. 3,5x kleiner als die Erde. Dadurch entsprach, wenn ich mich nicht irre, das 12 Bogensekunden große Scheibchen in etwa der Erdgröße in Sonnenentfernung!

Der Blick durch Zirren färbte das Weißlichtbild am Anfang bläulich, die Schleierwolken verzogen sich aber immer mehr und am Ende war die Durchsicht zumindest mittelmäßig gut. Das Seeing war dagegen am besten zwischen 10 und 11 Uhr.

Im H-alpha Filter bot sich ein zusätzliches Schauspiel, dessen Außerordentlichkeit fast den Merkurdurchgang in die zweite Reihe wies. Eine reisen gro&szlgi;e Prominenz, zeitweise gut ein viertel des Sonnendurchmessers lang (eine Lichtsekunde), veränderte sich in kurzen Abständen. Daneben waren noch andere Prominenzen die auch nicht schlecht waren, jedoch bei weitem nicht die Größe dieser Riesenprominenz erreichten. Ich versuchte mit der Videokamera davon ein Bild zu machen, bin aber leider bezüglich Fotografieren ein absoluter Anfänger.

Am ganzen Vormittag kamen nur 3-4 Autos herauf, aber ca. eine Stunde vor dem 3. Kontakt interessierte sich ein Radfahrer für den Merkur. Es war Peter vom Astronomieverein Kärnten, der in der Hoffnung, dass die Gerlitzensternwarte beobachtet rauf gekommen war. Leider war sie zugesperrt (übrigens eine ganz ansehnliche Sternwarte mit einem 62cm Cassegrain). Dann kamen noch zwei Radfahrer, die auch vom Merkurdurchgang wussten, mich aber dann mit der Frage nach den Ringen vom Merkur überraschten.

Um halb eins merkte ich, dass ich müde geworden war. Es war ganz schön anstrengend und ich freue mich schon auf den Venusdurchgang nächstes Jahr. Vielleicht lerne ich bis dann auch, afokal zu fotografieren?

Tahir Saban