Bedingungen: Sehr dichte Bewölkung und zeitweise starker Regen. Unangenehm kalter Wind. Nur blickweise Wolkenlöcher. Eigentlich wäre eine Absage fällig gewesen, aber lesen Sie selbst!
Was für ein Tag. Am Vormittag weitgehend strahlender Sonnenschein, am Nachmittag setzt aber heftiger Regen ein. Wie würde das Wetter am Abend werden? Wer da eine Prognose wagt, kann genauso gut würfeln. Ich sitze drei Stunden lang am Computer und studiere Satellitenbild und Wetterradar. Komisch. Die Wolken ziehen sehr rasch, die Regenzellen aber sehr langsam. Es sind zwei Schichten! 16 Uhr. Eine mächtige Regenzelle überquert den Süden Wiens. Sie zieht ins Burgenland ab. Von Nordwesten nähert sich eine zweite. Regen um 17 Uhr. Eine grosse Zelle wartet noch, sie kommt aus dem Raum St. Pölten und wird Wien südlich streifen. 18 Uhr. Wir beschliessen: Keine Absage. Aber auch keine explizite Ansage. Soll heissen: Wir fahren auf den Kahlenberg und entschliessen spontan.
Der Kahlenberg empfängt uns mit einem Anblick, der allein es schon wert gewesen wäre, bei diesem Wetter hier her zu kommen:
Was für ein Panorama: Wien unter dem Regenbogen!
Ein Regenbogen braucht zwei Dinge: Regen und Sonnenschein. Und das ist unser Dilemma: Ein Wetter wie im April, nur noch heftiger, noch lebhafter. Wo nimmt die Atmosphäre bei diesen niederen Temperaturen diese Energie her? Ach ja, zwei Strönungen konkurrieren. Unser Team ist vollzählig versammelt und beobachtet das Vorbeiziehen der "St. Pöltner" Regenzelle. Einen Ausläufer bekommen wir ab.
Ratlosigkeit ... |
... angesichts dieser Bedingungen |
Wir beschliessen, den Aufbau unserer Station vom Wetter und dem Interesse der Familien abhängig zu machen.
Für rund 25 Minuten konnten wir den Mond bestaunen, bevor knapp vor dem geplanten Beginn um 20.30 Uhr wieder dunkle Wolken den Himmel verhüllen. Doch immer wieder auftretende Wolkenlöcher und überraschend viele unentwegte Familien machen uns die Entscheidung nicht schwer: Wir bauen auf!
Immer wieder blauer Himmel |
Rasch wird unsere Station aufgebaut. |
Bei Wetterbedingungen, die jeden Oktober vor Neid erblassen liessen, spielen wir unser Programm. Zum Glück sind die Familien auf die grauslichen Wetterbedingungen vorbereitet und niemand friert. Unser Zelt bietet zumindest ein wenig Schutz vor dem kalten Wind und - bildet.
Zum Glück regnet es nicht, ... |
... so kann unser Raumflug im Freien stattfinden |
Unser - heute besonders sturmfestes - Zelt ... |
... ist ein sehr informativer Windschutz |
Und dann passiert es - der Mond bricht durch die Wolkendecke, immer mehr Wolkenlöcher bilden sich, bald ist ein grosser Teil des Himmels klar. Rasch werden die kleineren Fernrohre in Stellung gebracht - sie sind schneller in der Handhabung und nicht so schwerfällig wie unsere grossen, elektronisch gesteuerten Instrumente, denen wir erst beibringen müssen, wie die Sterne gerade stehen. Und dazu haben wir jetzt wirklich keine Zeit, jede Minute zählt!
Der Mond bricht durch die Wolken, strahlende Blicke sind die Folge.
Rasch das Fernrohr herumgeschwenkt, und schon können wir auf dem
Mond spazieren gehen. Toll, wie gut man die Mondkrater und Berge heute
sehen kann. Mars? Nein, den kann man erst nach Mitternacht sehen, und
so lange werden wir hier heute nicht ausharren.
Bei diesen Bedingungen sind für den Mond ... |
... unsere kleineren Instrumente am besten geeignet! |
Ein verrückter Termin. Schön, dass das Interesse an den Sternen so gross ist, dass auch solche Bedingungen nicht abschrecken. Was haben wir selbst heute gelernt? Dass das Wetter in unseren Breiten im Detail nicht vorhersagbar ist. Dass wir uns daher am besten darauf einstellen, auch bei solchen Bedingungen bereit zu stehen. Dass unsere Station einiges aushält. Dass die Begeisterung für Astronomie gross ist. Und dass wir ein sehr gutes Team sind, das auch bei solchen Bedingungen eine gute Veranstaltung zustande bringt. Danke!
Alexander Pikhard