Beobachtungsstation Michael Karrer

Samstag, 16. August 2003

Am Morgen dieses Samstags merken wir deutlich, dass Graz doch erheblich kleiner als Wien ist. Wir hatten für die Fahrt von unserer Pension in Alt Eggenberg am westlichen Stadtrand von Graz nach St. Radegund, das noröstlich von Graz am Fuß des Schöckl liegt, eine gute Stunde kalkuliert. Wenig Verkehr, ein in unseren Plänen noch nicht eingezeichneter Tunnel und die verhältnismäßig geringe Distanz ließen uns die Strecke in nur etwa 20 Minuten bewältigen, weshalb wir peinlicherweise viel zu früh ankamen.

Doch unser Astro-Freund und Mitglied Michael Karrer steht schon bereit und begrüßt uns freundlich. Als besondere Ehre empfinden wir, dass Michael anläßlich unseres Besuchs noch weitere Amateurastronomen aus der lokalen Szene eingeladen hat: Dieter Retzl und Alfred Schneider, den Doyen der hiesigen Astro-Szene, der für den Rest unserer Tour unser treuer Lotse wird und noch zwei Kontakte für uns herstellt.

Michaels Station befindet sich auf  einem nach Südosten weisenden Balkon und bietet einen herrlichen Rundblick über die bewaldeten Hügel; so eine Landschaft nur 20 Minuten von der Stadt entfernt, davon können wir in Wien nur träumen. Die Dächer der benachbarten Bauernhäuser stören nicht, und dass das Seeing hier recht gut sein kann, davon können wir uns immer wieder in Michaels Beobachtungsberichten überzeugen.

Herzstück der Station ist ein 178mm Meade ED-Apochromat auf einer Astrophysics 900 Montierung. Ein kleinerer 100mm Apochromat ist parallel montiert. Interessant: Als "Stativ" dient ein eingens angefertigter Beton-Gussteil: Eine gelungene Kooperation mit einem einschlägigen Lehrgang!


Michael Karrers Balkonstation

Der 178mm Meade-Apo weist zur Sonne

Michael Karrer in seinem Arbeitszimmer

An der Sonne kann sich niemand sattsehen - mit Grund!

Michael reicht Erfrischungen und lädt zur Sonnenbeobachtung an seinem Fernrohr. Wir sind sprachlos! Trotz leichtem Seeing sehen wir Details, die wir sonst nur von Fotos kennen. Neben einer sehr grossen und einigen kleineren Fleckengruppen ist auf der ganzen Sonne die Granulation zu erkennen, sogar eine netzwerkartige "Supergranulation" läßt sich ausmachen. Ich versuche mich mit der Digitalkamera, durchaus mit Erfolg, wenngleich die Fotos den visuellen Eindruck nicht wiedergeben können.


Ein Teil der Sonne mit ungewöhnlicher Schärfe


Die große Fleckengruppe. Enorm viel Detail für eine Weißlichtaufnahme

Als sich dann doch alle an der Sonne satt gesehen haben, brechen wir gemeinsam zu Fritz Sussmann auf, dessen Sternwarte sich praktisch in Gehweite von Michael Karrers Haus befindet. Vielen Dank noch, Michael, für den herzlichen Empfang!

APi