Privatsternwarte Alfred Schneider

Samstag, 16. August 2003

Am Südhang des Schöckl, auf 810m Seehöhe - mit herrlichem Blick über das oststeirische Hügelland - liegt eine der ungewöhnlichsten Privatsternwarten Österreichs. Wanderern, die diese liebliche Almgegend besuchen, wird es nicht anders ergehen als uns: Sie werden den niederen Wellblechzylinder für eine landwirtschaftliche Einrichtung halten, einen Wasserspeicher oder einen kleinen Getreidesilo.

Doch der vor mehr als 30 Jahren errichtete niedere Zylinder wurde in der Tat aus Siloblech gefertigt und ist - eine Sternwarte! Die Privatsternwarte von Alfred Schneider ist wahrscheinlich eine der ältesten in Österreich, und sie ist noch immer in Verwendung.

So originell wie der Sternwartenbau ist auch das Hauptinstrument, ein 30cm f/5 Newton; der Spiegel wurde von Dieter Retzl geschliffen und das Instrument besteht zur Gänze aus Material, das in jedem Bastelgeschäft zu erhalten ist: Holz, Metalleisten und sogar Teile eines Märklin Metallbaukastens wurden für die Nachführung verwendet. Letztere ist interessant: Der Antriebsmotor bewegt sich entlang einer gebogenen Zahnstange; auf diese - streng mechanisch nicht einwandfreie - Art kann das Fernrohr drei Stunden lang nachgeführt werden. Dabei ist die Nachführung genau genug, um mit huckepack montierten Teleobjektiven bis 200mm Brennweite Langzeitbelichtungen durchzuführen.

Schade, dass dieses einmalige Instrument, das uns die Möglichkeiten der Amateurastronomie im pre-kommerziellen Zeitalter verdeutlicht, bald durch ein modernes 45cm-Teleskop abgelöst wird.


Blick über die Oststeiermark

Alfred Schneiders Sternwarte aus Siloblech

Alfred Schneider am 30cm-Selbstbauteleskop

Antrieb aus dem Metallbaukasten mit
Steuerbox aus einer Seifenschachtel

Nach der Besichtigung dieser hochinteressanten Station geht es zurück ins Tal, wo Michael Karrer und seine Freunde in einem für die Gegend typischen und sehr schön gelegenen Gasthaus das Abendessen organisiert haben. Allzu viel Zeit haben wir aber nicht, denn es wartet heute noch eine vierte Sternwarte auf uns, auf der anderen Seite von Graz.

Eine Vorhut löst sich, um sich mit der Mariazeller Delegation zu treffen, die sich uns heute Abend noch einmal anschliesst. Alfred Schneider lotst den Rest unseres Teams dann sicher zum letzten Programmpunkt dieses ereignisreichen Tages, nach Steinberg. Danke, Alfred!

APi