Johannes Kepler Volkssternwarte Steinberg |
Die Anfahrt von der Gegend um St. Radegund im Nordosten von Graz
nach Steinberg, einige Kilometer westlich von Graz, gestaltet sich dank
des fast nicht vorhandenen Verkehrs an diesem Samstag Abend problemlos,
aber ums Eck ist es auch nicht gerade. So erreichen wir mit etwas
Verspätung unser letztes Ziel in diesem heutigen
Sternwarten-Marathon. Es ist schon dunkel und noch ist der Himmel
über uns sternenklar, doch von Westen her kündigen Blitze ein
heranziehendes Unwetter an.
Die Johannes Kepler-Volkssternwarte in Steinberg ist in das Anton
Afritsch-Kinderdorf integriert; sie gehört dem Kinderdorf und wird
vom Steirischen Astronomenverein betrieben. Alfred Schneider, unser
Gastgeber und Lotse, sowie Fritz Sussmann, sind zwei der Pioniere
dieses Vereins, der seit 22 Jahren besteht und mit rund 150 Mitgliedern
einer der größeren astronomischen Vereine in Österreich
ist. Der StAV (Homepage http://www.stav.at) hat seinen Hauptsitz hier an der Sternwarte.
An der Sternwarte fällt als erstes die originelle Kuppel auf;
anders als bei anderen Sternwarte bildet der Kuppelkranz nicht
gleichzeitig den Horizont, sondern ist weiter nach unten gezogen, was
der Sternwarte ein pilzartiges Aussehen verleiht. Diese Konstruktion,
übrigens ein Selbstbau aus Kunststoff, hat aber zwei für eine
Volkssternwarte wichtige Vorteile: Die Eingangstür zur Kuppel ist
in voller Höhe in die Kuppelwand integriert, Bücken ist also
nicht notwendig. Und zweitens bietet die sich nach oben erweiternde
Kuppel im Inneren viel mehr Platz und vermittelt nicht das Gefühl
von Enge. Eine sehr originelle Konstruktion ist die entlang der
Kuppelwand angebrachte Sitzbank, die sich mit der Kuppel mitdreht; beim
Drehen der Kuppel heisst es also nicht, auf die Köpfe aufzupassen,
sondern die Beine anzuheben!
Das Hauptinstrument ist ein Doppelteleskop, bestehend aus einem 40cm
Newton auf einer AD-6 Montierung von Eckhart Alt und einem parallel
montierten 10cm-Refraktor. Ungewöhnlich für eine
Volkssternwarte: Ein derart grosses Newton-Teleskop, dessen Einblick in
Zenitnähe nur über eine Leiter zu erreichen ist, und das
Fehlen einer Goto-Steuerung. Die Führenden des StAV müssen
über viel Übung beim Einstellen verfügen! Klaus Holler
und eine jüngere Vortragende des StAV erzählen über die
Vereinsgeschichte und die Geschichte der Sternwarte. Ausserdem
versuchen wir, den einen oder anderen Blick zum Himmel zu erhaschen,
doch die Wolken werden immer dichter. Blitz, Donner, Regen. Die
Kuppelkonstruktion macht es möglich: Bei strömendem Regen
beobachten wir den Mars - bis dorthin haben es die Wolken noch nicht
geschafft. Klar, dass der Rote Planet durch die Regentropfen grotesk
verzerrt wird, aber immerhin erkennt man die Polkappe und sogar das
eine oder andere dunkle Detail.
Die Sternwarte im Kinderdorf |
Eine sehr originelle Kuppelkonstruktion |
40cm Newton auf Alt-Montierung |
Der Kuppelspalt ist grosszügig dimensioniert |
Originell: Die Sitzbank dreht mit der Kuppel mit! |
Im "Sonnenhaus" hat der StAV einen ansprechenden Vortrags- und Clubraum eingerichtet |
Im Regen wandern wir zum Sonnenhaus (die Abkühlung ist an
diesem heissen Tag sehr angenehm), wo der StAV einen eindrucksvollen
Club- und Vortragsraum eingerichtet hat. Ursprünglich diente das
Sonnenhaus dazu, Sonne und Sonnenenergie zu präsentieren. Wer
weiss, vielleicht werden wir in diesem ansprechenden Ambiete einmal mit
einem Vortrag oder Seminar zu Gast sein? Gratulation jedenfalls an den
StAV zu dieser schönen Sternwarte und vielen Dank für die
späte Führung!
Wer denkt, dass wir jetzt müde sind, der irrt.
Zusammen mit dem Mariazeller Team fahren wir noch einmal in die
Kulturhauptstadt, um in einer gemütlichen Innenstadtbar den Tag
ausklingen zu lassen.
APi