Vulkanlandsternwarte Auersbach

Sonntag, 17. August 2003

Man findet sie nicht. Hier in Auersbach entfaltet das oststeirische Hügelland all seine Tücken. Die Gemeinde Auersbach liegt, wie schon zuvor Petersdorf II, über viele Hügel und Täler verteilt. Schon einmal wurde die Fahrt zur Vulkanlandsternwarte zur Odyssee, und auch heute, trotz Lotse, endete unsere Fahrt zunächst irgendwo bei einem Gasthaus, von dem sich in ein paar Richtungen irgenwelche wegweiserlose Strassen verzweigen. Mitten in der Gegend und kein Anhaltspunkt. Alfred Schneider weiss auch nicht mehr weiter. Ich war schon einmal hier und versuche, die Gruppe nach Gefühlt zur Sternwarte zu lotsen. 180°-Wende! Nach einigen Bauernhöfen und Feldern erblicke ich am Rand eines Waldes die beiden Kuppeln der Sternwarte. Dorthin! Wir wählen eine Strasse, die vermeintlich in die richtige Richtung führt. Wald. Bauernhof. Feld. Bergab. Bergab??? Das ist falsch. Links und rechts ein Maisfeld. Die Strasse entdet an einer breiten Querstrasse in einem Tal. Wo ist die Sternwarte geblieben? Ich rufe Hannes Schmidt an; wir sind ohnedies zu spät dran. "Kannst Du mir bitte sagen, wo ich bin?" - Die Frage war gut. Links oder rechts. Ich entscheide auf rechts. Eine türkisfarbene Fabrikshalle ist die rettende Lösung. Hannes kennt sie und ich kann sie sehen. Links! Der Wegweiser zur Sternwarte! Endlich ...

Oben angekommen, stärken wir uns einmal bei einem verspäteten Mittagessen in der Buschenschank "Zum Sterngucker". Die vielen Privatsternwarten haben uns schon ordentlich zugesetzt, aber jetzt auch noch eine Sternwarte mit angeschlossenem Heurigen, das ist fast schon zu viel!

Nach dem Essen zeigt uns Hannes Schmidt vom Astroclub Auersbach (Homepage http://www.vulkanlandsternwarte.at) jüngere Ergebnisse und präsentiert die Geschichte der Sternwarte. Es war  einmal eine Gemeinde, die hatte viel Geld, und der Bürgermeister fragte: "Was soll damit geschehen?" Und die Antwort "Bauen wir eine Sternwarte mit Heurigem" wurde von allen Parteien des Gemeinderats begeistert aufgenommen, das Geld bereitgestellt, und bald erfreute sich die Gemeinde über eine wunderschöne Sternwarte in einer wunderschönen Gegend ... Nein, dann ist niemand aus einem Traum erwacht und kein Märchenerzähler hat mit den Worten "Und wenn sie nicht gestorben sind ..." das Buch zugeschlagen. So und nicht anders hat es sich in Auersbach wirklich zugetragen. Ein Traum wurde Wirklichkeit. Dass die Steiermark offenbar das Land der (amateurastronomischen) Träume ist, sehen wir in dieser Präsentation noch einmal anhand einiger Bilder: Sie zeigen den Baufortschritt an einer weiteren Privatsternwarte ...

Die Vulkanlandsternwarte besteht aus drei Teilen: Dem Hauptturm, der (privaten) Nebenkuppel und einer Miniausgabe von Stonehenge davor mit einer sehr schönen äquatorialen Sonnenuhr. Der Hauptturm ist eine Kreuzung aus Michelbach und Mariazell: Turm und Kuppel sind der niederösterreischischen Volkssternwarte nachempfunden (die Kuppel ist vom gleichen Hersteller), nur etwas größer. Das Fernrohr ist das bewährte 16" Meade LX-200 auf einer Knicksäule. Die Nebelkuppel ist eine gekaufte Fertigkuppel und beherbert ein 10" Meade LX-200.


Doppelsternwarte mit Mini-Stonehenge

Im Medienraum der Buschenschank
"Zum Sterngucker"

Die schön gearbeitete Stiege führt zum Fernrohr:
Wieder ein 16" Meade LX-200

Hannes Schmidt am Teleskop

Vor der Sternwarte: Eine genaue Sonnenuhr

Wir beobachten die Sonne - es ist sehr heiss! Die Hauptkuppel der Sternwarte ist sehr spartanisch ausgestattet, es gibt keine Sitzgelegenheit, doch wer braucht die schon, wenn gleich nebenan so eine gemütliche Buschenschank wartet?

Auersbach war die letzte Station unserer dreitägigen Tour, die uns zu neun Sterwarten bzw. Beobachtungsstationen geführt hat und uns viele neue Freundschaften schliessen liess. Wir verabschieden uns von Hannes Schmidt mit einem herzlichen Dankeschön für die Führung - und das Opfern der Freizeit - und von unserem treuen Astroführer Alfred Schneider, der uns die südsteirische Astro-Szene in beeindruckender Weise näher gebracht hat. Danke nochmals!

Gedanken bleiben ... Warum ist das bei uns so anders? Nun, es ist eben anders. Und wir, die wir im Umfeld der um so vieles größeren Großstadt leben und unserem Hobby nachgehen wollen, müssen eben anders arbeiten. Und können auf das, was wir unter diesen Umständen erreichen, genau so stolz sein, wie unsere steirischen Freunde auf ihre Leistungen beim Bauen und Beobachten. Im Endeffekt gilt ja doch: Der Weg ist das Ziel!

APi