Bedingungen: Sehr heiss, zeitweise Durchzug leichter Wolken, aber durchaus gute Bedingungen
Seit unserem letzten Ferienspieltermin sind vier Wochen vergangen;
wir müssen uns mit unserem Thema "Vom Mond zum Mars" eben nach dem
Mond richten, und der ist nur alle vier Wochen in geeigneter Phase am
Abendhimmel zu sehen. In diesen vier Wochen seit dem letzten Termin hat
sich viel verändert. Es wird schon merklich früher dunkel.
Und Mars ist in aller Munde. Haben wir vor vier Wochen noch davon
gesprochen, dass der Rote Planet "irgendwann spät in der Nacht"
aufgehen wird, ist das heute anders. Viele erwarten den Planeten schon
am Abend, doch 22.30 Uhr, die Zeit, ab der man Mars halbwegs sinnvoll
beobachten kann, ist den wenigsten zu spät und sie wollen warten.
Warten müssen wir zunächst auch noch auf den Mond...
Schon eine halbe Stunde vor Beginn herrscht reges Interesse an unserer Station
Doch dann geht er auf, der Mond, zwischen den Türmen der
Donaucity. Es ist noch sehr hell und der Anblick im Fernrohr ist noch
nicht so toll, und ausserdem verschwindet der Mond bald wieder hinter
dem Mischek Tower. Macht nichts, wir haben ja unser bewährtes
Spiel "vom Mond zum Mars", in dem die Kinder Planeten oder Raumfahrer
spielen können. Das überbrückt die Zeit, bis es dunkel
genug ist - und vor allem der Mond wieder sichtbar ist.
Der Mond taucht auf
Als dann die Kinder bemerken, dass der Mond wieder hinter dem Hochhaus hervorkommt, gibt es kein Halten mehr. Alle strömen zu den Fernrohren. Zum Glück haben wir heute genug Instrumente mit! Neben den beiden Hauptfernrohren (zwei computergesteuerte Spiegelteleskope, eines mit 30cm, eines mit 25cm Durchmesser, guter Volkssternwartenstandard) sind noch einige kleinere Instrumente mit dabei. Gleich drei Familien sind mit eigenen Fernrohren gekommen!
Der Mond ist aufgetaucht, jetzt geht es richtig los!
Rund 150 Kinder und Erwachsene sind gleich von Beginn an dabei, da
bilden sich an den Fernrohren zeitweise lange Schlangen. Doch der Mond
läuft uns nicht davon, und auch die Wolken, die kurzzeitig
über ihn ziehen, können uns den Spass nicht verderben. Die
Wartezeit wird eifrig für Fragen genützt, die unsere
Stadtsterngucker alle beantworten können.
Lange Schlangen am Fernrohr, ... |
Eine Familie mit eigenem Fernrohr ... |
|
... aber es sind genug Fernrohre da, ... |
... und noch eine! |
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... auch für die ganz Kleinen |
Astronomie fasziniert einfach! |
Der im Somemr tief am Himmel stehende Mond erzeugt mit den
vorbeiziehenden Wolken eine romantische, zeitweise aber auch fast
unheimliche Stimmung. Na ja, gruselig wird's nicht, dazu ist auf
unserer mobilen Sternwarte heute einfach zu viel los. Immer
detailliertwer werden die Fragen. Einige Familien überlegen sogar,
ein Teleskop anzuschaffen, und sind froh, in den Wiener
Stadtsternguckern hilfreiche und kompetente Partner gefunden zu haben.
Mit späterer Stunde wagen wir uns trotz des enorm
störenden Lichts (vom Mond und vor allem vom Donauturm) an
schwächere Himmelsobjekte; diese erfordern schon etwas mehr
Konzentration am Fernrohr als der Mond, aber das "Ringerl" des
sterbenden Sterns (M57, Ringnebel in der Leier) und den schönen
Kugelsternhaufen im Herkules (M13) sehen alle.
Und dann ist es endlich so weit: Mars geht hinter dem IZD-Tower auf.
Zuerst etwas gedämpft - ach so, eine Wolke! - und dann so hell wie
er sein soll, das hellste Gestirn nach Sonne und Mond, das derzeit am
Himmel zu sehen ist. Und zur Feier des Tages auch wirklich strahlend
rot.
Alle Fernrohre sind jetzt ... |
Mars, auf den wir so lange gewarte haben! |
... auf den Mars gerichtet |
Ungefähr so wie auf diesem Foto können alle, die gewartet
haben, den Planeten Mars sehen. Das Foto wurde übrigens "live"
während der Veranstaltung mit einer WebCam aufgenommen. Aus einem
Video mit ca. 600 Bildern zu je 1/50 Sekunde Belichtungszeit wurden die
besten 60 Bilder gewählt und gemittelt - das hat der Computer
automatisch erledigt. Die Aufnahme wurde interessiert verfolgt und
viele zeigten sich erstaunt, wie einfach es heute ist, Planeten zu
fotografieren.
Deutlich erkennt man auf dem Roten Planeten die helle Polkappe am
Südpol. Sie ist nur mehr hab so gross wie vor zwei Monaten - es
wird Sommer im Süden des Mars! Mit seinen dunklen Flecken sieht
der Mars im Fernrohr fast aus wie der Mond mit freiem Auge, nur das
"Gesicht" fehlt. Ein schwieriges Objekt!
Um 23 Uhr ist noch immer viel Betrieb; die Ankündigung, dass es
in einer Viertelstunde noch etwas Besonderes zu sehen gibt, lässt
viele überlegen, ob sie warten sollen. Einigen Eltern nehmen ihre
Kinder die Entscheidung sourverän und charmant ab. Um 23.18 Uhr
sorgt dann das angekündigte Ereignis für Abwechslung: Ein
Iridium-Satellit (Teil eines ursprünglich für Telefonie
gedachten Satellitennetzwerks) reflektiert mit einer seiner Antennen
das Sonnenlicht aus dem Weltraum fast genau auf unseren Standort, und
für einige Sekunden ist Mars doch nur die Nummer Zwei am Himmel,
der Lichtblitz des Satelliten ist fast 100 Mal heller!
Das Interesse an unseren nächsten Mars-Terminen ist hoch, wir
werden unser Team und unsere Ausrüstung wohl noch weiter
verstärken müssen. Unglaublich, bis nach Mitternacht harren
die interessiertesten aus. Astronomie fasziniert wirklich viele, und
hat nicht mehr den Ruf, eine seltsame, weltfremde
Freizeitbeschäftigung zu sein. Wieder einmal haben wir mit unserer
mobilen Sternwarte genau das Ziel erreicht, das wir uns damit gesteckt
haben: Astronomie zu verbreiten und damit indirekt auch allen zu
helfen, die berufsmässig mit Astronomie zu tun haben - als
Volksbildner, als Händler oder gar als Forscher.
Alexander Pikhard