CCD-Nacht

Sternwarte Mariazell, 20. 09. 2003

20030920api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:20. 09. 2003
Zeit:20.30 bis 03.30 MESZ
Ort:Sternwarte Mariazell
Instrument:12" Meade LX-200, StarlightXpress MX916
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:schlecht (4)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5
Temperatur:22 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Noch wärmer als am Vorabend, etwas trockener, noch schlechteres Seeing.

Bericht:

Zweiter Abend des CCD-Workshop, und wieder eine recht brauchbare Nacht, abgesehen vom Seeing, das Mars wieder einmal zum sinnlosen Objekt stempelt. Es ist dunstiger als am Vortag, daher beginne ich mit ein paar Testaufnahmen ohne Farbe, wieder mit den beiden f/6.3 Reducern in Serie.


M33, diesmal monochrom, 30x20 Sekunden.


NGC 6781 im Adler, 20x20 Sekunden.


NGC 246 im Walfisch, 40 x 20 Sekunden. Leider sehr tief und vom Seeing beeinträchtigt.

Ich wage mich dann doch an die langwierigen RGB-Aufnahmen; sie haben den Vorteil, dass während der Belichtung viel Zeit zum Fachsimpeln oder einfach zum Unterhalten mit den anderen Workshop-Teilnehmern bleibt.


M74, je 30 Aufnahmen pro Farbkanal zu 20 Sekunden. Die rötlichen Knoten in
den Spiralarmen sind HII-Gebiete, die bläulichen Knoten sind Assoziationen.


Ausschnitt aus dem östlichen Teil des Cirrus-Nebels, NGC 6992. Wieder war es
extrem schwierig, die feinen Farbnuancen ohne Übertreibung heraus zu bekommen.

Da ich recht spät mit dem Aufnehmen begonnen und noch einen sinnlosen Mars-Versuch unternommen habe, stehen die Wintersternbilder schon recht hoch. Na ja, da sind ja zwei mehr als lohnende Objekte dabei.


M1, 30 x 20 Sekunden pro Farbkanal. Das muss ich bei besserem Seeing auch einmal
mit einer längeren Brennweite probieren, viele Details sind schon jetzt zu erkennen.


Der Klassiker: M42, je 10 x 20 Sekunden. Mehr dazu im Text.

Man sollte meinen, ein so helles Objekt wie M42 muss ohnedies trivial sein. Doch weit gefehlt. Ich möchte das helle Zentrum und die feinen Ausläufer gleichzeitig gut abbilden, daher muss ich die aufsummierten Farbauszüge schon vor der Komposition doppelt logarithmis transponieren. Wenn hier Fehler passieren, geht die Farbbalance hoffnungslos verloren. AstroArt 3.0 liefert nach der logarithmischen Skalierung Intensitäten im sechs- und siebenstelligen Bereich, und vier signifikante Stellen sind schon erforderlich, sollen die Farben nicht reine Phantasie werden. Eine wahnsinnige Tüftlerei, für die ich mir nicht genügend Zeit nehme, daher passieren am Rand ein paar Fehler - in diesen feinen Intensitätsbereichen habe ich auch das Flatfield nicht 100 Prozentig genau genormt, was sich mit knallgrünen Ecken rächt - die ich in der finalen Nachbearbeitung einfach überdecke. Pfui, macht man eigentlich nicht. Aber der Rest ist schon in Ordnung und zeigt den Orionnebel so, wie wir ihn eigentlich gewohnt sind. Die RGB-Balancierung war hier die gleiche wie bei M1, schön langsam kenne ich meine Astronomik-Filter.

A propos Filter: Ich wechsle die Filter von Hand; das heisst: Kamera raus, Filter raus, Filter rein, Kamera wieder montieren. Anfangs war ich schlampig, jetzt habe ich die Kamera mit einer eingeritzten Markierung versehen, damit ich sie immer gleich montiere. Den Rest erledigt die Coregister-Funktion von AstroArt. Filterrad oder Filterschieber? Nicht nur zu teuer. Kein Platz mehr im Strahlengang! Aber wie man an den gestrigen und heutigen Bildern sieht: Es geht auch so.

Ich baue zusammen mit den anderen ab. Die müssen ja nur zuhören, ich aber muss morgen - äh, heute - ja noch aktiv einen Beitrag beim Workshop vortragen. Wird schon werden.