12. Österreichischer CCD-Workshop

Mariazell, 24. - 26. September 2004

Unter allen gesamtösterreichischen astronomischen Veranstaltungen ist der jährliche CCD-Workshop in Mariazell wohl die familiärste, und das bei einem Teilnehmerkreis von gut 70 Personen. Aber hier kennt jeder jeden, und die, die zum ersten Mal zum Workshop kommen, kennt auch bald jeder - und umgekehrt - und sie werden im nächsten Jahr wohl auch wieder dabei sein.

Dabei quält alle, die zum Workshop kommen möchten, zunächst nur die eine Frage: Wird es Schnee geben? Der CCD-Workshop findet traditionell immer Mitte bis Ende September statt, und da der Winter in Mariazell von September bis Mai dauern kann (sorry, I could not resist), ist die Überlegung nicht unberechtigt.

Heuer ist es zu warm. Bei 6°C schneit es noch nicht. Zum Glück, denn es regnet in Strömen. Und das war auch schon die letzte Negativmeldung in diesem Bericht, denn beim CCD-Workshop spielen Wetter und andere Umgebungsbedingungen keine Rolle. Dass man hier etwas lernt und dabei großen Spaß hat, dafür wird eigentlich garantiert.

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Freitag Abend: Treffen auf der Sternwarte

Traditionell trifft man sich am Freitag Abend auf der Raiffeisen-Volkssternwarte in Mariazell, der wahrscheinlich gemütlichsten Sternwarte Österreichs. Und es gibt so viel zu erzählen, wenn man sich ein Jahr lang nicht gesehen hat. Erfahrungen und Bilder werden genauso ausgetauscht wie Szeneklatsch, das muss einfach sein. Kurz - die Stimmung steigt mit jedem Besucher, bald herrscht perfekte Party-Atmosphäre.


Österreichs CCD-Experten ...

... tauschen Erfahrungen aus ...

... und diskutieren Probleme

Für viele ist es auch der erste Kontakt mit der neuen instrumentellen Ausstattung der Mariazeller Sternwarte. Das sorgt für so manchen staunenden Blick.


Das hätte jeder gerne zu Hause

Unheimliche Begegnung!

Contact ...

Auch in der Kuppel der Sternwarte bilden sich, trotz der nicht gerade milden Temperaturen, rege Diskussionsgrüppchen, und wem die Kuppel zu kalt und der Aufenthaltsraum doch zu "fachlich" wird, der flüchtet in die gemütliche Küche.


Keine Sauna, im Gegenteil:

Die Kuppel-Runde

... in the kitchen at parties ...

So wundert es niemanden, dass es heute Nacht so spät wird wie normalerweise beim Beobachten.

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Samstag Vormittag: Workshop, Teil 1

Obwohl es heute Nacht recht spät auf der Sternwarte geworden ist, treffen die Teilnehmer pünktlich zu einer recht unastronomischen, frühen Stunde (9.30 Uhr) im Gemeindehaus von St. Sebastian ein, wo der Workshop traditionellerweise stattfindet.


Die Workshop-Teilnehmer treffen ein

Zahlreiche Aussteller runden das Programm ab, und um ihre Stände herrscht reges Interesse. Bei einigen gibt es auch viel zu viel Gelegenheit, Geld auszugeben.


Gerd Neumann verkauft vor allem Astronomik-Filter

Astroteam Mariazellerland mit dem Verkaufshit Stirnlampe

Astrooptik Beck mit vielerlei Zubehör

Der gut sortierte Buchladen von AstroExperts

Ein Informationsstand des Astroclub Auersbach

Natürlich gibt es auch wieder Corinnas Bar zur Labung
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Und dann beginnt der Workshop.


Der Saal ist wieder einmal ...

... ziemlich voll besetzt


Günther Eder eröffnet den Workshop

Der Vormittag steht im Zeichen von Vorträgen der - so Günther - "Stammgäste", die eigentlich bei kaum einem Workshop mit Beiträgen fehlen. Den Anfang macht Michael Karrer mit einem Beitrag mit dem charmanten Titel "Einfach zum Weitersagen".


Einfach zum Weitersagen:

So macht man das!

Michaels Quintessenzen: Erstens - für Astrofotografie braucht man kein großes Fernrohr. Und zweitens - mit einem H-Alpha-Filter kann man auch bei Vollmond und in Stadtnähe (bestimmte) Nebel fotografieren. In der Tat zeigte Michael Aufnahmen des Cirrus-Nebel, einmal bei Neumond auf der Emberger Alm, und einmal bei Vollmond nahe bei Graz. Kein Unterschied - abgesehen von der Belichtungszeit! Gerd Neumann müßte Michael wohl die Füße küssen, denn von jetzt an gingen die H-Alpha-Filter weg wie die warmen Semmeln.

Es folgt der unvergleichliche Georg Dittié. Er hat den Venustransit am 8. Juni in Mariazell beobachtet und präsentiert heute seine durchaus beachtlichen Ergebnisse, die er mit einer Videokamera an seinem Superschiefspiegler ("SuSchi") gewonnen hat.


Georg Dittié zeigt ...

... noch einmal den Venustransit

Ich habe die Ehre, den nächsten Vortrag zu bestreiten, und präsentiere vor allem Bilder, die ich heuer im Mai in Namibia gewonnen habe. Farbaufnahmen mit der MX916. Bis zu diesen ist es ein weiter Weg.


Alexander Pikhard bringt ...

... Farb-CCD auf den Punkt

Schon jetzt wird klar: Dieser Workshop wird die Renaissance der "klassischen" CCD-Kamera. Die Digicam-Euphorie des letzten Jahres ist einer gewissen Ernüchterung gewichen, doch ganz so schlimm ist es auch nicht, wie die Vorträge des Nachmittags zeigen werden.

Ein weiterer Stammgast setzt fort, Dr. Frank "Doc" Fleischmann. Und wieder zaubert es etwas neues aus dem Hut, diesmal eine extrem hochemfpindliche Videokamera (für die sich u. a. der deutsche Bundesgrenzschutz interessiert). Vielleicht werden wir mit ihr in ein paar Jahren Deep Sky Objekte so aufnehmen wie heute Planeten ...


Dr. Fleischmann in seinem Element

Die Kamera im Einsatz

Den Abschluß des langen Vormittags bildet die einzige analoge Präsentation des ganzen Workshops. Herbert Csadek zeigt einen 8mm-Film von der SuW-Reise nach Chile. Den Film, mit La Silla und Paranal, erwarten alle mit Spannung.


Herbert Casdek ...

... führt zum Paranal

Leider geht das hochinteressante Thema angesichts der sehr schlechten Bildqualität unter. Ein digitaler Camcorder hätte in den dunklen Sternwartekuppeln von La Silla und Paranal schon mehr herausgeholt.

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Samstag Nachmittag: Workshop, Teil 2

Was wäre ein Workshop ohne Pausen? Sie dienen zur Erholung und Unterhaltung. So beginnt der Nachmittag nach einer ausgiebigen Mittagspause im Gasthof Dietl.


Entspannung in der Mittagspause ...

... und im Gespräch zwischendurch

Der Nachmittag steht zunächst im Zeichen von "Posterpräsentationen", in denen die Teilnehmer ihre Ergebnisse präsentieren können. Doch die meisten bringen keine Poster oder sonst ausgedruckte Bilder, sondern präsentieren über Laptop und Beamer.


Günther Eder

Alexander Pikhard, Manfred Wasshuber

Viele schöne Bilder gibt's zu sehen

Gabi Gegenbauer

Günther Kerschhuber

Martin Grabensteiner

Es stehen auch noch einige Vorträge auf dem Nachmittagsprogramm - und mit Manfred Wasshuber und Harald Strauss sprechen zwei der besten Astrofotografen unseres Landes; sie begannen "klassisch" und sind heute auch erfahrene und erfolgreiche CCD-Fotografen.


Manfred Wasshuber berichtet über seinen astrofotografischen Werdegang

Harald Strauss bricht eine Lanze für die kompakten Digitalkameras

Martin Dohr spricht über ...

... digitale Spiegelreflexkameras

Am Nachmittag kommen doch noch die handelsüblichen Digitalkameras zu Ehren. Harald Strauss zeigt, dass auch mit kleinen, kompakten Kameras viel am Himmel zu holen ist - mit Grenzen, versteht sich. Und Martin Dohr geht noch einen Schritt weiter. Anhand der - bei uns nicht erhältlichen, speziell für astronomische Zwecke umgebauten - Canon Digital Rebel, einer umgebauten Version der EOS 300D, zeigt er durchaus beachtliche Astrofotos - wieder mit Grenzen.

Denn die "knackigen" Farben, wie sie CCD-Kameras, speziell schwarzweiße mit Verwendung von Filtern - bringen, die sind mit den digitalen Kameras (die ja nicht für Nachtaufnahmen entwickelt wurden) kaum oder nur mit dem gleichen Aufwand wie bei einer CCD-Kamera zu erreichen. Wobei sich die Frage stellt, was ist schon wahr. Jeder, der schon einmal eine totale Sonnenfinsternis gesehen hat, wird bestätigen: Die im H-Alpha-Licht leuchtenden Protuberanzen sind nicht dunkelrot, sondern -- pink!

Dennoch: Von der Digicam-Euphorie des Vorjahrs ist nichts mehr zu bemerken. Es ist wieder ein CCD-Workshop.

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Samstag Abend: Noch einmal Sternwarte

Den Abend verbringen wir in kleinen Gruppen, verteilt auf die diversen Lokale von Mariazell.


Die deutsche Delegation

Die Südsteiermark-Connection

Anschließend geht es wieder auf die Sternwarte. Auch heute verhindert Regen jegliche astronomische Tätigkeit. Und während die einen bis weit in die Nacht hinein mit ihren Laptops fachsimpeln, setzen andere eher auf gemütlich. Lustig haben es jedenfalls alle.


Bis spät in die Nacht ...

... wird hinterm Bildschirm ...

... fachgesimpelt

Andere gehen es ...

... mehr oder weniger ...

... gemütlich an
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Sonntag Vormittag: Workshop, Teil 3

Wir sinde heute noch etwas müder als gestern, denn die nächtlichen Diskussionen auf der Sternwarte haben noch länger gedauert als am Vortag. Dennoch sind wieder so gut wie alle pünktlich da. Noch einmal zeigt uns Georg Dittié anhand von wunderschönen Panoramafotos der Milchstraße, was in einer Canon EOS 10D steckt. Nun, dafür ist sie ja wirklich nicht schlecht geeignet.

Dann allerdings geht es so richtig zur Sache, also zur Praxis. In knappen drei Stunden erklärt Manfred Wasshuber, wie man mit AstroArt 3.0 von den Rohbildern zu einer fertigen LRGB-Aufnahme kommt. Da rauchen die Köpfe!


Manfred Wasshuber ist startklar, ...

... bald sind es auch die Teilnehmer.

Computer überall, jeder übt ...

... die komplizierte Materie

Nach drei Stunden Workshop kann sich keiner mehr so richtig konzentrieren. Der offizielle Teil des CCD-Workshops endet hier, wir haben wieder viel gelernt.


Aufbruch

Es ist erstaunlich, wie selbstverständlich die Organisation dieses CCD-Workshops geworden ist. Hier fühlen sich alle schon so zu Hause, dass eigentlich gar kein offizielles Programm notwendig wäre. Fast automatisch rechnen alle damit, zu hören, was Georg Dittié und Frank Fleischmann neues entwickelt, Michael Karrer, Fritz Sussmann und all die anderen aus der CCD-Elite, die ich gar nicht alle aufzählen kann, neues fotografiert, neue Techniken entdeckt haben. Das füllt schon ein Wochenende!

Nein, Scherz beiseite, ohne Günthers familiäre, aber dennoch perfekte Organisation wäre der CCD-Workshop in Mariazell nicht zu dem geworden, was er ist und hoffentlich noch lange bleibt. Grosse Gratulation!


Das traditionelle Gruppenfoto, wegen Schlechtwetters diesmal im Saal

Was bleibt da über, als nächstes Jahr wiederzukommen? Der Termin steht fest: 23. bis 25. September 2005.

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Text und Fotos: Alexander Pikhard