Nach unserem Besuch im Stift Kremsmünster führt unser Weg in die oberösterreichische Hauptstadt Linz. Schon von weitem erkennen wir den senkrecht von den Industriebetrieben aufsteigenden Rauch, der sich in einer graubraunen Smogwolke über die Stadt legt: Es ist heute windstill, das schlimmste, was in Linz passieren kann.
Nachdem wir unser Quartier im Stadtzentrum bezogen und in einer nahen Pizzeria ein Abendessen eingenommen hatten, machten wir uns zu Fuß zur Sternwarte auf - abgesehen von einem kleinen, nicht ganz so sportlichen Grüppchen, das mit dem Auto fuhr (und gerade ein paar Minuten schneller war).
Die Johannes Kepler Sternwarte wird von der Linzer Astronomischen Gemeinschaft (LAG) als Volkssternwarte betrieben und liegt auf dem Freinberg am westlichen Stadtrand von Linz. Die Lichtverschmutzung hält sich in diesem Bereich durchaus in Grenzen und bei der Straßenbeleuchtung wurde sogar auf die Sternwarte Rücksicht genommen. Die verwendeten Leuchten strahlen wirklich nicht nach oben!
Auf der Sternwarte erwartet uns Herbert Raab, der Obmann der LAG.
Die Linzer Sternwarte bei Mondlicht
Wir erleben ein déjà vu: Seit einigen Jahren besitzt die LAG ein 50cm Cassegrain-Teleskop als Hauptinstrument, es ist baugleich mit jenem der Sternwarte in Harpoint. Lediglich der Anstrich ist etwas "bunter", doch das ist reine Geschmackssache. Hier in Linz zeigt sich, dass die Preßberger-Konstruktion durchaus auch für eine Volkssternwarte geeignet ist. Und vor allem auch: Daß ein (relativ) großes Teleskop in Stadtnähe durchaus nicht sinnlos ist. Gerade bei einer Volkssternwarte kommt es auf Licht an, und stellare Objekte leiden ohnedies nicht unter der Aufhellung des Himmelshintergrunds. Und für Nebel gibt es UHC-Filter. |
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Der Blick von der kleinen Terrasse
der Sternwarte auf Linz zeigt uns, dass es mit der
Lichtverschmutzung in der Tat nicht so schlimm ist.
Der Himmel ist durchaus vergleichbar mit etwa der
Sofienalpe bei Wien, sofern sich das heute, bei dem
hellen Mondlicht, überhaupt beurteilen läßt.
Aber Linz ist doch wesentlich kleiner als Wien, daher
ist auch die Lichtemmission viel geringer, trotz der
Schwerindustrie. Mehr Probleme bereiten Smog und
natürlich auch der Hochnebel.
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Unser Besuch beginnt mit einer Überraschung: Eine Sternbedeckung steht kurz bevor. Das heißt, der Mond schickt sich an, sich über den Stern HIP 116428 zu schieben. Herbert Raab verfolgt die Bedeckung am 50cm RC mit einer Mintron-Kamera auf Video, während wir am Leitrohr beobachten. Es ist Christine Bretschneider vergönnt, die Bedeckung visuell zu sehen. Ob daraus eine Leidenschaft für Sternbedeckungen entsteht? |
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Während also am 50cm Cassegrain eine
Videokamera im Fokus sitzt, beobachten wir mit dem Leitrohr,
einem 4" Fluorit-Refraktor, den Mond.
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Der Mond strahlt hell vom Himmel, sodass bei der Beobachtung mit dem Hauptinstrument natürlich ein starker Mondfilter notwendig ist. Außerdem ist die Nacht angenehm mild und der Himmel, trotz der aus der Ferne düster wirkenden Smogglocke über der Stadt, recht klar. Aber wir sind ja hier auf dem Freinberg, doch gut 150m über der Stadt. |
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Das Mondlicht und die - natürlich rote - Kuppelbeleuchtung tauchen das große Fernrohr in ein interessantes Zwielicht. Trotz des hellen Mondes beobachten wir auch Deep Sky Objekte. Zunächst den Kugelsternhaufen M15, er ist wirklich wunderschön. Den feinen, schwachen Sternchen kann die Himmelsaufhellung auch nichts anhaben. Dann den "kleinen Hantelnebel" M76. Jetzt muss ein UHC-Filter her und mit ihm sieht das Objekt genauso (gut) aus wie in Harpoint. Ein toller Vergleich! |
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Günther Eder fotografiert die Supernova SN2004et, doch schließlich gehen uns dann doch die Beobachtungsobjekte aus und gegen Mitternacht beenden wir die Beobachtung. Wir sehen uns noch ein bißchen im Aufenthaltsraum der Sternwarte um und plaudern auch mit Erwin Obermair, der uns morgen seine Privatsternwarte zeigen wird. |
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Die Linzer Sternwarte verfügt
auch über eine recht beachtliche Bibliothek mit
vielen alten Werken. Da könnte man weitere
Stunden verbringen.
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Zu Fuß geht es zurück ins Quartier; nur eine kleine Nachzüglergruppe, die am längsten auf der Sternwarte geblieben ist, kommt in den Genuß, von Günther Eder in die Stadt chauffiert zu werden. Wir sind etwas müde. So viele Eindrücke in einem Tag und schon der zweite Beobachtungsabend in Folge ...
Zum Nachlesen hier der Link zur Linzer Astronomischen Gemeinschaft (LAG):
Wir danken Herbert Raab ganz herzlich für den schönen Abend und die interessante Führung.
Text und Fotos: Alexander Pikhard