Deep Sky CCD

Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell, 10./11. 12. 2004

20041210api17.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:10. 12. 2004
Zeit:17.00 bis 03.00 Uhr MEZ
Ort:Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell
Instrument:12" Meade LX-200, StarlightXpress MX916
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.5
Temperatur:-3 °C
Luftfeuchtigkeit:trocken
Wind:kein
Bemerkungen:Ab ca. 22 Uhr wirklich traumhafte Bedingungen
Bericht:

Es ist die erste der beiden traumhaften Beobachtungsnächte im Rahmen unserer Winter Star Party in Mariazell. Da kein Wind geht und Strom aus der Steckdose unbegrenzt zur Verfügung steht, beschließe ich eine CCD-Nacht mit meinem LX200. Da allerdings viel Trubel hier zu erwarten ist, versuche ich, mit minimalem Aufwand bei der Aufnahme zum Erfolg zu gelangen.

Keine parallaktische Aufstellung und daher kein Einscheinern, einfach genau azimutal aufstellen und lange Serien mit kurzer Belichtungszeit, das ist die Taktik. Mehr als 20 Sekunden schafft ein azimutal aufgestelltes LX200 ohne Autoguider nicht, und da Star2000 mit azimutaler Aufstellung nicht funktioniert, gehe ich genau diesen Weg. Mit Erfolg, wie sich zeigen wird.

Das Instrument wird auf rund f/3.3 reduziert, das ergibt bei 12" schon eine recht beachtliche Lichtstärke.


Mobile CCD-Station, heute ortsfest

Die Nacht ist lang, schon ab 17 Uhr sind sinnvolle Aufnahmen möglich, es kommt eine Stimmung wie in Namibia auf. Und genau wie auf Hakos bieten die langen Belichtungsphasen viel Gelegenheit, an anderen Fernrohren zu spechteln, zu plaudern oder sich im Haus aufzuwärmen. Little Namibia eben.

Der prachtvolle Kugelsternhaufen M15 ist mein erstes Ziel. Ich nehme pro Farbe (R, G und B) je 20 Aufnahmen zu je 20 Sekunden Belichtungszeit auf.

Der Rest ist Akrobatik mit AstroArt, wobei die Drehung der einzelnen Aufnahmen zueinander für das Programm eine echte Herausforderung darstellt (händisch hätte ich mir das nicht mehr angetan).

Die schöne Galaxie NGC 7331 im Pegasus ist mein nächstes Ziel. Jetzt und bei allen nachfolgenden Objekten nehme ich pro Farbe je 30 Aufnahmen zu je 20 Sekunden auf. Das ergibt eine Belichtungszeit von in Summe 30 Minuten, mit Auslesezeit vergeht pro Objekt also fast eine Stunde.

Auf der Aufnahme erkennt man unterhalb von NGC 7331 auch noch die Galaxien NGC 7335, 7337 und 7340.

Dieses Objekt ist ein Klassiker: M33. Die große Sprialgalaxie ist auch visuell ein bemerkenswerter Eindruck. Die hellsten H-II-Regionen (NGC 604, 592, 595, IC 142, 143, ...) sind auch visuell zu erkennen, auf der Aufnahme zeigen sie schon ihre charakteristische rötliche Färbung.

 

Mein nächstes Objekt, die schöne Kantengalaxie NGC 891, weigert sich momentan noch, von AstroArt richtig summiert zu werden. Infolge Zenitnähe war hier die Bilddrehung offenbar zu gross für das automatische Alignment.

Nicht ganz alltäglich: Die schöne Balkenspirale NGC 1300 im Eridanus. Ein schönes, aber schon recht südliches Objekt.

Orion muss sein; M42 habe ich an sich schon vor ein paar Tagen auf der Ebenwaldhöhe aufgenommen, also jetzt einmal M78 (rechts oben) und NGC 2071 (links unten), ein interessantes Gebiet, reich an Reflexionsnebeln.

Na gut, na gut, na gut. Ich mach ihn ja, den großen Orionnebel. Bei der Ausarbeitung trachte ich, die Farben zart wiederzugeben. So in etwa, nicht ganz so stark, werden wir ihn am nächsten Tag im 18" Dobson sehen.

Huch, das ist selbst für f/3.3 zu gross: Das Zentrum des Rosettanebels. Aber immerhin kommt der schöne Sternhaufen NGC 2244 mit sehr schönen Sternfarben gut heraus.

Ein anderer Klassiker steht jetzt sehr hoch: M81. Ihre Zwillingsgalaxie habe, M82, habe ich vor ein paar Tagen auf der Ebenwaldhöhe aufgenommen. Nachdem der visuelle Eindruck heute so schön war, nehme ich M81 ebenfalls auf. Auch hier achte ich bei der Ausarbeitung darauf, den visuellen Eindruck nachzuempfinden, so gut es geht.

Es ist schon spät. Die Wintermilchstraße versinkt im Süden unter dem Horizont, die Klassiker stehen allesamt schon im Südwesten, Jupiter geht auf.

Rasch noch einmal ein Objekt aus dem Orion. Der Nebelkomplex NGC 1973/75/77 schließt den berähmten "Running Man"-Nebel ein.

Zehn Objekte fotografiert, das wäre selbst für Namibia viel. Daneben blieb viel Zeit für visuelle Beobachtungen, vor allem an Gabis und Kurts 10" LX200 und Andis 12" Dobson. Was für eine Nacht! Nur das Seeing ist nicht ganz optimal. Die Sterne funkeln etwas zu romantisch und daher ist auch Saturn heute kein Thema. Aber der absolute Höhepunkt war zweifelsohne die nur zwei Minuten lange Passage von NGC 2451 über einem Einschnitt im Landschaftshorizont.

NGC 2451? Deklination -38°, offener Sternhaufen in Puppis. Einer der großen, hellen offenen Sternhaufen des Südhimmels. Für zwei Minuten konnten wir die vom Seeing verzitterten Sterne das Gesichtsfeld füllen sehen. Ein Objekt, das wir in Namibia im Feldstecher bewundert haben.

Klar, warum wir von Little Namibia reden?