Schon zum dritten Mal präsentiert sich heute Österreichs Astronomie einer breiten Öffentlichkeit. Während es "ortsfeste" Institutionen etwas leichter haben, fiebern wir als Betreiber der Mobilen Volkssternwarte diesem Tag doch immer mit Sorge entgegegen, denn unsere Aktivitäten brauchen gutes Wetter.
Vor einer Woche war die Aussicht noch sehr getrübt, denn gerade für diesen Tag sagten die Wettermodelle strömenden Regen für ganz Österreich voraus. Zum Glück sind Wetterprognosen über mehr als 3 Tage nicht sehr genau und im Lauf der Woche wurden die Aussichten auf einen sonnigen Samstag größer; dann aber auch wieder kleiner.
Umso erleichterter sind wir, als wir unsere Station zum ersten Teil unserer Aktion unter strahlend blauem Himmel bei Sonnenschein aufbauen.
Wie im Vorjahr bestreiten wir als erste Aktivität im Rahmen des Astronomietags eine Station in Kooperation mit dem Zeiss Planetarium Wien. Während im Planetarium Shows laufen, zeigen wir vor dem Planetarium mit den Fernrohren der Mobilen Sternwarte Sonne und andere Gestirne bei Tag. Und heute klappt es!
Dobson nach Gärtner-Art |
Aufbau im Schatten des Planetariums. Die Sonne wird kommen, kein Zweifel. |
Bei strahlendem Sonnenschein bauen wir unsere Station auf und bald können die ersten Besucher die Sonne bewundern. Wir haben heute fünf Instrumente im Einsatz: Ein 12"- (30cm-) Spiegelteleskop mit Computersteuerung, es zeigt zunächst die Sonne, doch seine große Stunde wird am Nachmittag schlagen; ein 8"- (20cm-) Spiegelteleskop, es zeigt die Sonne mit einem Hα-Filter, hier kann man Protuberanzen bewundern; ein weiteres 30cm-Spiegelteleskop und ein 12cm Linsenteleskop zur Sonnenbeobachtung und ein "Solarscope", das besoders Kindern die Beobachtung der Sonne gefahrlos möglich macht.
Das "Solarscope" ist ein besonderer Anziehungspunkt für Groß und Klein |
Alle Fernrohre sind mit besonders sicheren Objektivsonnenfiltern ausgestattet |
Sonne in Hα (im Hintergrund) und im Weißlicht (Vordergrund) |
Heute sehr beliebt: Kurzpräsentationen im Zelt der Mobilen Sternwarte |
Uns fällt auf, dass am Vormittag besonders interessierte Gäste unsere Station besuchen und erstmals bei einem Astronomietag werden auch unsere Kurzpräsentationen - zu bestimmten Zeiten wird ein bestimmtes Thema genauer erläutert - gezielt besucht. Mehrere Gäste informieren sich darüber, wo sich die Sterne bei Tag verstecken, was unsere Sonne ist oder warum die Sonnenuhr die Zeit nicht ganz richtig anzeigt. Letzteres passiert nicht nur wegen der Einführung der Sommerzeit, wie die meisten glauben, sondern die Sache ist noch viel, viel komplizierter!
Frühsommerliche Sonnenstation vor dem Planetarium
Am Nachmittag ebbt der Besucherstrom zunächst einmal ab; wahrscheinlich verleitet das schöne Wetter viele zu Ausflügen, obwohl Wolken am fernen Südwesthorizont schon das Ende des Schönwetters ankündigen. Doch dann taucht der Mond hinter dem Riesenrad auf, und am späteren Nachmittag ist wiederum eine Menge los.
Der Mond taucht hinter dem Riesenrad auf
Plötzlich ist auch wieder unsere Station stark frequentiert - und natürlich auch das Planetarium. Der Himmel ist noch immer klar und neben der Sonne können wir jetzt auch schon den Mond im Fernrohr zeigen. Dank seiner Computersteuerung schafft es dann unser 30cm Teleskop auch noch, einen Stern bei Tag einzufangen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sehen unsere Gäste das zarte, flimmernde Etwas und verstehen, wo sich die Sterne bei Tag verstecken. Sonne, Mond und Stern - das Logo des Planetariums, live in unseren Teleskopen zu bewundern!
Ein Stern bei Tag! |
Jetzt ist eine Menge los ... |
Es wird dunstiger, Stern und Protuberanzen fallen den Cirruswolken zum Opfer. Ob das Wetter halten wird?
Wir bauen unsere Station vor dem Planetarium ab, verladen alles in unsere Fahrzeuge, und machen und auf den Weg zum Cobenzl. Der Himmel hüllt sich in dunkle Wolken. Oh je ... Hektisches Telefonieren; viele, die für den Abend als Helfer eingeteilt sind, wollen wissen, ob es sich überhaupt lohnt. Ich zweifle. Mein sprichwörtlicher Optimismus hilft mir jetzt nicht weiter. Entscheidungen sind gefragt. Aber welche? Am Nachmittag habe ich im Planetarium noch einmal diverse Wetterseiten im Internet besucht. Unsere beliebte Bolam-Seite konnte nicht mit guten Prognosen aufwarten, am Abend sollte es bedeckt sein. Doch Zweifel an der Richtigkeit des Modells kamen schon um 14 Uhr auf, als noch strahlender Sonnenschein herrschte, ganz im Widerspruch zum Modell.
Das Satellitenbild ... es hatte vor der Kaltfront des nahenden Genua-Tiefs noch zwei, drei Wolkenstreifen gezeigt. Sollte das jetzt "nur" einer dieser Streifen sein? Er sollte ...
Doch zunächst heisst es, auf den Kahlenberg zu fahren. Den Astronomietag konnten wir zwar kurzfristig "umdirigieren", da die Ankündigungen ja primär im Internet erfolgten, bzw. kurzfristig in den Medien. Doch der Astronomietag ist auch ein Familientag, und hier war aufgrund der langen Redaktionsvorläufe keine Änderung mehr möglich. Wie sieht es auf dem Kahlenberg überhaupt aus?
Wo wir einst tolle Sternabende veranstalteten ... |
... endet jetzt die Welt |
Wie vermutet, ist von unserem alten Beobachtungsplatz, der Kahlenbergterrasse, nicht mehr viel übrig. Ein Plakat am Baustellenzaun montiert, und dann geht es zum Cobenzl, unserem neuen Freiluftdomizil für (größere) Sternabende.
Hier erwartet uns zunächst eine unvermutete Überraschung. Privatgrund! Warum hat uns eigentlich niemand vorgewarnt? Doch der Eigentümer und Besitzer des Schlosses und seiner Umgebung, erweist sich als weltoffener Gentleman und nach einem kurzen, klärenden Gespräch gestattet er uns die Durchführung des Sternabends und nimmt sogar begeistert daran teil. Glück Nummer 1 an diesem Abend.
Der neue Platz zum Sterngucken über Wien |
Auf zu neuen Horizonten |
Zeltaufbau |
Hinter der Hecke wachsen Fernrohre aus der Wiese |
Der Aufbau der Station erweist sich als schwierig; zum einen kennen wir den Platz kaum, wissen wenig über Lichtverhältnisse. Zum anderen geht ein unangenehmer Wind und zunächst wissen wir überhaupt nicht, wo und wie wir unser Zelt aufbauen sollen. Doch Kurt und Roland haben genug Ideen und auch Zeug, das Zelt wirklich sturmfest aufzustellen. Zum Dank legt sich der Wind dann.
Glück Nummer 2 ist das Wetter. Von Südwesten her klart der Himmel wirklich noch einmal auf und wir dürfen mit einem schönen Sternabend mit vielen Interessierten Gästen den Astronomietag zum vollen Erfolg werden lassen.
Es geht los!
Mond im Ersten Viertel, Saturn und Jupiter - was braucht es mehr um Begeisterung für Astronomie zu säen? Es gibt niemanden, der vom Anblick dieser drei Gestirne im Fernrohr nicht beeindruckt wäre. Ein Astronomietag wie aus dem Bilderbuch!
In dieser Phase ist der Mond "unwiderstehlich"
Es erweist sich immer wieder: Den Astronomietag an einem Samstag nahe dem Ersten Viertel des Mondes im Frühling zu veranstalten, ist ideal. Der Anblick des hoch stehenden Mondes in dieser attraktiven Phase in einem Fernrohr wird für alle, die noch nie durch ein Fernrohr geblickt haben, zum unvergeßlichen Erlebnis!
Gedränge am 18" Dobson |
Die Apenninen auf dem Mond |
Fachkundige Erläuterungen verkürzen die Wartetzeit am Fernrohr |
Ptolemäus und Albategnius |
Theorie im auffällig beleuchteten Zelt |
Walter, Werner, Aliacensis |
Auch jetzt sind unsere Kurzpräsentationen sehr gefragt und interessiert verfolgen alle unsere Erläuterungen zu Mond, Saturn und Jupiter. Statt der Poster verwenden wir aber Live-Bilder vom Teleskop, über Webcam auf den Computerbildschirm übertragen. Das beeindruckt alle.
Doch der Clou kommt noch: Ich lasse während der Erläuterung einfach eine Aufnahme mitlaufen; und während dann Mond, Saturn oder Jupiter selbst im Fernrohr bewundert werden können, lasse ich den Computer genauere Bilder errechnen. Das Ergebnis: Im wahrsten Sinne umwerfend. Jetzt verstehen alle, warum auf modernen Sternwarte niemand mehr selbst hinter dem Fernrohr sitzt.
Großer Andrang, und dennoch geht's wie immer sehr gemütlich zu |
Jupiter |
Wow! |
Saturn |
Gegen 22.30 Uhr haben die meisten Besucher die Station verlassen; Roland zeigt unserem Gastgeber und dessen Freunden noch ein paar tolle Objekte in seinem 18" Dobson. Das Seeing ist schlecht geworden. Nach und nach bauen wir ab.
Nachdem bis auf Rolands Dobson, der jetzt auf irdische Ziele gerichtet wird, alles in den Fahrzeugen verstaut ist, verhüllen Wolken abermals den Himmel. Jetzt für längere Zeit. Macht nichts, wir hatten unsere Sternstunden und den besten Astronomietag bisher. Rund 300 haben uns beim Planetarium besucht, rund 120 auf dem Cobenzl. Aber die Stimmung, die läßt sich in Zahlen nicht ausdrücken.
Noch einmal herzlichen Dank an den Besitzer des Cobenzl für das freundliche Entgegenkommen!
Text und Fotos: Alexander Pikhard