WAA
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Zum vierten Mal veranstalten wir unser Summer Star Party schon, und abgesehen von einem einzigen Mal war es bei diesem geselligen WAA-Teleskoptreffen alles andere als sommerlich. So verwundert es nicht, dass das auch heuer nicht der Fall ist. Die Tage vor der Star Party vergehen total verregnet, es kann eigentlich nur besser werden.
Und es wird, doch nicht so schnell. Zu euphorisch haben die Medien den Freitag als strahlenden Sommertag angekündigt, den ganzen Tag ziehen dunkle Wolken über den Himmel, doch unsere tapferen Beobachterinnen und Beobachter lassen sich nicht abschrecken, von wenigen Ausnahmen abgesehen; selbst schuld. Zur Astronomie gehört Spontanität in unseren Breiten, wer die nicht aufbringen kann oder will, hat eigentlich das falsche Hobby.
Mit Sonnenuntergang ändert sich das Wetter - der Himmel wird wolkenlos ...
Beinahe fassungslos betrachten wir den immer schöner werdenden Abend. Doch vor dem Beobachten wollen wir uns einmal so richtig stärken. Ein gutes Essen gehört zu unserer Star Party einfach dazu, sonst wäre es ja nur ein Teleskoptreffen wie viele andere auch.
Bald ist das Buffet eröffnet, während sich die letzten Wolken im Licht der untergehenden Sonne verziehen. |
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Es ist schon so gut wie Tradition, dass Kurt den Grillmeister macht. Professionell heizt er den Griller vor der Sternwarte an. |
Geselligkeit ist wichtig bei unseren Star Parties. Die Sonne wärmt, und das ist gut, denn es ist viel zu kühl für die Jahreszeit. Zum Glück legt sich auch der unangenehme Wind bald. |
Die Stimmung ist dank des Wetters gut, aber nicht ausgelassen. Der eine oder andere Schicksalsschlag und überhaupt unsere aus den Fugen geratene Welt haben ihre Spuren hinterlassen, und so sind wir in unseren Gedanken vielleicht mehr als sonst bei unseren geliebten Sternen, suchen unter ihnen einfach Entspannung, weil wir nur zu gut wissen, dass sie uns keine anderen verborgenen Kräfte spenden.
Bald nach dem Essen geht es ans Aufbauen der Instrumente; doch immer wieder zieht es einige von uns auch in die Kuppel, wo das große Fernrohr zunächst zur Sonne und dann zu Venus, Jupiter und den ersten hellen Sternen gerichtet ist.
Bald wird in der Kuppel gefachsimpelt. Einige sehen die beeindruckende Ausrüstung der Mariazeller Sternwarte zum ersten Mal. Und schon werden eifrig diverse astronomische Themen diskutiert. |
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Der Blick durch ein großes Fernrohr ist immer wieder aufregend. Zuerst beobachten wir die Sonne im Weißlich und Hα, später Venus und Jupiter. Doch dann geht es auch schon zum Aufbauen der eigenen Instrumente vor der Sternwarte. |
Vor der Sternwarte entsteht ein kleines Teleskoptreffen; 7 durchaus recht große Instrumente warten letztendlich nur mehr darauf, dass es dunkel wird. Die Wolken ziehen ab.
Unter der geöffneten Kuppel entsteht das übliche kleine Teleskoptreffen. Elegant stehen die Teleskope in einer Reihe vor der Sterwarte. |
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Ein einziger Dobson hält tapfer die Stellung neben lauter mit Elektronik vollgepumpten GoTo-Teleskopen. Allerdings darf auch hier der Laptop nicht fehlen - für die Telrad Finder Charts! Moderne Zeiten ... |
Das Teleskoptreffen in Fischaugenansicht aus der Kuppel
Eine wunderschöne Dämmerung bricht über Mariazell herein, bald sind Venus und Jupiter die ersten Ziele. Das Seeing ist nicht gut, doch das macht nichts. Heute Nacht, unter diesem klaren Himmel, mit dem wir nicht mehr gerechnet hatten, sind wir für jeden Blick durchs Fernrohr mehr als dankbar.
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Einen detailliertern Beobachtungsbericht von dieser Nacht, allerdings nur das, was ich selbst beobachtet habe, gibt es hier. Bis lange nach Mitternacht dürfen wir uns über einen wunderschönen Sternenhimmel freuen.
Eifriges Hantieren an den Instrumenten: Fast außerirdisch wirken die roten Taschenlampen
unter den Sternen des untergehenden Skorpions. Astronomie von ihrer schönsten Seite!
Gegen 1.30 Uhr ziehen wieder Wolken auf und beenden nach einiger Zeit, in der wir noch den Mars beobachten können, diese schöne Nacht. Zufrieden fahren wir in unser Quartier.
Am nächsten Morgen empfängt uns Mariazell so, wie wir es im Sommer leider viel zu oft erleben: Nebelverhangen und verregnet. Die Temperatur ist bestenfalls herbstlich, doch die Gedanken an die vergangene Nacht (und wohl auch etwas Müdigkeit) lassen die äußeren Umstände bald vergessen.
Der Morgen danach: Unglaublich, dass wir so eine schöne Beobachtungsnacht hatten ...
Was soll's; rauf und durch, ist die Devise. Wir fahren auf die Sternwarte, denn am Nachmittag steht ohnedies ein sehr interessantes Seminar über Satellitenbeobachtung auf dem Programm. Dank des von Albert Apolloner hervorragend installierten Breitband-Internet können wir im Rahmen dieses Seminars die Erde miitels Google Earth aus der Satellitenperspektive betrachten, uns mittels heavens-above.com über den enormen "Verkehr" am Himmel informieren und in Simulationen sogar mit der ISS mitfliegen. Da macht es nichts aus, dass es drausen stürmt und schneit -- hoppla, ein Freudscher Versprecher, so schlimm war es dann doch nicht; aber geregnet hat es ordentlich!
Am Abend läßt der Regen nach; es ist zwar viel zu kalt, um im Freien zu essen, aber Kurt läßt sich nicht davon abhalten, die Restbestände vom Vortag noch zu grillen. Dazu üppiges kaltes Buffet, also zumindest gastronomisch ist der Abend ein Erfolg.
Da Capo für unseren Grillmeister! |
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Während das Seminar über Satellitenbeobachtung noch voll im Gang ist, werden in der Küche Köstlichkeiten vorbereitet. |
Die Nase ins Freie halten reicht. Es ist wirklich grimmig kühl (so ca. 12°C werden es sein, aber sicher nicht mehr) |
Statt durchs Fernrohr blicken wir heute auf die Leinwand. Bei einem Film über Einsteins Relativitätstheorie bilden wir uns weiter. Danach oft tiefsinnige Diskussionen über unsere Welt und unsere Gesellschaft. Herrliches Abendrot unterbricht uns.
Sollte dieser ganz unwahrscheinliche Fall eintreten, dass dieses kleine, dünne Wolkenfenster, das BOLAM für die Zeit von 23 bis 1 Uhr vorhersagt, wirklich kommt? Kann man das Wetter so genau vorhersagen? Durch irgendein Wolkenloch müssen die Sonnenstrahlen ja dringen ...
Und in der Tat; als wir alle schon resignieren und an einen Aufbruch denken, ist es da: Das Wolkenloch! Für eine knappe Stunde, immer wieder durch Nebelschwaden unterbrochen, können wir in der Kuppel noch einmal beobachten. Da heute auch Familien mit Kindern da sind, veranstalten wir eine kurze Führung. M13, M57, Albireo, Epsilon Lyrae, Andromedanebel. Was will man mehr?
Wir leben in einer schwierigen Zeit; so schwierig, dass die Probleme durchaus auch uns betreffen, obowhl wir "nur" eine kleine Gruppe Gleichgesinnter sind, in einem "Nischenprogramm", das an der großen Allgemeinheit ziemlich unbemerkt vorübergeht. Wir haben im Rahmen der Summer Star Party auch über die zukünftigen Aktivitäten der WAA gesprochen. Wir müssen uns wohl den Gegebenheiten anpassen müssen und wir werden es auch tun.
Und wir müssen das verstärkt tun, was den Geist dieser heurigen Summer Star Party so geprägt hat: Das wir betonen, das ich zurückstellen. Wir sind eine ... Gemeinschaft!
Unser Dank gilt wie immer Angelika und Günther Eder für ihre aufopfernde Gastfreundschaft und Unterstützung. Sie verdient in diesen Zeiten wirklich Bewunderung. Wir kommen wieder. Wie immer unser Programm in Zukunft aussehen wird, es wird auch 2006 eine Summer Star Party in Mariazell geben!
Text und Fotos: Alexander Pikhard