Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||
Datum: | 11. 12. 2005 | ||||||||||||||
Zeit: | 12.30 bis 20.00 MESZ | ||||||||||||||
Ort: | Raiffeisen Volkssternwarte Mariazell | ||||||||||||||
Instrument: | 16" Meade LX200, Philips ToUCam pro, 130mm f/8 Astrophysics Refraktor, Minolta Dimage Z3 | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Was bitte ist ein Astro-Brunch? Eine Wortschöpfung, die ich hiermit aus der Taufe hebe. Brunch ist die Kombination von Frühstück (Breakfast) und Mittagessen (Lunch). Für Astronomen ist das Beobachten von Gestirnen am Tag sozusagen das Frühstück und das eigentliche Beobachten am Abend die Hauptmahlzeit. Also Astro-Brunch. Auslöser für diese lange, ungewöhnliche Aktivität ist einer der schönsten Wintertage, die man sich vorstellen kann. Eigentlich wäre ja schon die Heimfahrt von der Winter Star Party geplant, doch angesichts dieses Wetters und der zwei vergangenen schlechten Tage wird das Wochenende bis zum Abend hin verlängert.
Wir beginnen natürlich mit der Beobachtung der Sonne. Flecken zeigt sie nicht allzu viele, doch im Coronado PST zeigt sie jede Menge schöner Protuberanzen, die wir mit verschiedenen Okularen bis zum 7mm Pentax beobachten. Leider gelingt es mir nicht, meine Kamera am PST in den Fokus zu bringen, so bleibt es bei einer Aufnahme am 130mm f/8 Astrophysics durch den Zeiss SFO80 Sonnenfilter.
Der rotgoldene Filter und die Kamera sind offenbar bis ins nahe IR empfindlich, daher die extrem kurze Belichtungszeit und vor allem die starke Betonung roter Strukturen. Im Lauf des Nachmittags kommen uns immer wieder Wanderer und Tourengeher besuchen und riskieren einen Blick zur Sonne. Im Nordosten geht auf dem strahlend blauen Himmel der Mond auf, ...
... während sich im Südosten die Sonne dem Untergant zuneigt.
Natürlich gilt die Aufmerksamkeit jetzt dem Mond, doch kaum ist die Sonne hinter den Bergen des Mariazellerlands versunken, kann man auch schon die Venus und wenig später den Mars mit freiem Auge erkennen. Diese Gestirne beobachten wir jetzt mit dem Fernrohr.
Das Seeing ist nicht besonders gut, doch die wichtigsten Eindrücke lassen sich einfangen. Vor allem aber wird visuell beobachtet - immer unterbrochen von Aufwärmpausen, denn die Temperatur, mittags noch -4°C, ist bereits auf -9°C gefallen.
Mit fortschreitender Dunkelheit kommen immer mehr Sterne heraus, aber das Mondlicht wirkt sich immer stärker aus. Bald ist die Landschaft in ein beeindruckendes Licht gehüllt, unwirklich, fast märchenhaft.
Zunächst besuchen wir ein paar Doppelsterne: γ Arietis mit seinen zwei gleich hellen, gleich weißen Komponenten; γ Andromedae mit seinem schönen Helligkeits- und Farbkontrast; Rigel, er steht noch tief, ist daher schwierig, aber gut zu trennen; und λ Orionis, auch ein sehr schöner Doppelstern. Danach geht es zu offenen Sternhaufen. Die Pleiaden (M45) sind vor allem im 130mm Refraktor mit 65mm Weitwinkelokular ein toller Anblick; auch recht nett in dieser Konfiguration ist M34 im Perseus. M35 in den Zwillingen ist dann schon eher im 16" Meade bei ausreichendem Gesichtsfeld eine Wucht, erst recht M37. Die zwei Kugelsternhaufen des Herbsthimmels, M2 und M15, sind aufgrund des nicht so optimalen Seeings nicht so beeindruckend. Überhaupt gehen die flächigen Deep Sky Objekte bei diesem hellen Mondlicht eher unter. Gerade M31 kann noch einigermaßen mithalten (M42 steht noch zu tief), doch M1 geht definitiv nicht mehr. Zu viel Mond. Gegen 20 Uhr, es hat jetzt -13°C, beschließen wir daher, genug gesehen (und gefroren) zu haben und beenden diesen beeindruckenden "Astro-Brunch". Nach zwei verlorenen Nächten war es trotzdem ein Genuss! |