Beobachter: | Andreas Pfoser |
Datum: | 29. 03. 2006 |
Zeit: | 10.00 bis 11.30 UT |
Ort: | Gündogdu, Türkei |
Instrument: | Canon EOS30, EF 70-300/4-5,6 IS USM, Fuji Superia 200 |
Bedingungen: |
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Bericht: | Eine totale Sonnenfinsternis ist ein intensives aber viel zu kurzes Ereignis. Soll man sich deswegen überhaupt eine Reise antun? Was ist, wenn das Wetter während der 3-4 Minuten nicht mitspielt? Nun, ich fahre alle 1-2 Jahre in den hohen Norden, um Polarlichter zu erleben und zu fotografieren. Ist dieser Aufwand gerechtfertigt? Polarlichter dauern länger, man hat mehr Spielraum was das Wetter betrifft, die Nächte sind lang und wenn es heute nicht klappt, dann halt morgen. Aber die Sonnenfinsternis ist viel heikler, hier muss das Wetter genau passen, und zwar diesmal exakt zwischen 13:55 und 13:59 EEST. Klimatologisch gesehen sind die Chancen, an der Südküste der Türkei Ende März schönes Wetter zu haben, gar nicht mal so schlecht. Gut, die Bewölkungswahrscheinlichkeit liegt statistisch bei beachtlichen 50 %, jedoch ist ein großer Anteil davon konvektiver Natur und die Konvektion findet ja im Frühling bekanntermaßen über dem aufgeheizten Land und nicht so sehr über dem noch kühlen Mittelmeer statt. Das ist kalkulierbar. Der erste Blick auf die Vorhersagekarten am Samstag stimmte mich optimistisch. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag sollten trockene Luftmassen im östlichen Mittelmeerraum vorherrschen, am Finsternistag selbst noch abgesichert durch einen stabilen Hochdruckkeil. Das sollte funktionieren. Am Montag checkte ich nochmals die Vorhersagekarten. Für Mittwoch war weiterhin der Hochdruckkeil erkennbar, aber deutlich flacher und dessen Passage sollte etwa mit der Sonnenfinsternis zusammenfallen. Rückseitig könnten hohe, vielleicht sogar mittelhohe Wolkenfelder aufziehen, das wird vielleicht etwas knapp. Zwei Tage später war es dann soweit. Am Vormittag bereits hektisches Treiben, jeder wollte einen möglichst guten Platz für dieses Ereignis ergattern. Im Nordosten waren Cirren zu sehen, gut, die ziehen ab. Blick nach Westen: in Horizontnähe ebenfalls Cirrus-Wolken, die kommen näher. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass gerade diese heranrückenden Wolkenfelder dem grandiosen Himmelsschauspiel einen ganz besonderen Touch verleihen sollten.
Wenige Minuten vor dem 2. Kontakt wurde das Licht eigenartig fahl, fast rötlich. Dann plötzlich der Aufschrei "Halo". Die Cirren waren da, tausende Eiskristalle brachen das Licht der kaum noch erkennbaren dünnen Sonnensichel und erzeugten einen prächtigen Halo, erstaunlich.
Dann der große Moment, der Mond schob sich komplett vor die Sonne und die wunderschöne Korona wurde sichtbar. Die Eindrücke, die während der nun 3:45 Minuten auf mich wirkten, sind kaum beschreibbar. Ich hatte Mühe, meine Fotos zu schießen, war einfach zu überwältigt. Eine streifenförmige Minimumskorona ist offensichtlich viel beeindruckender als eine helle kugelförmige Maximumskorona (1999). Dann der 3. Kontakt, hell erstrahlte der Diamantring, einfach grandios.
Wir hatten Glück gehabt, etwas westlich der nun zunehmenden Sonnensichel konnte ich ein Altocumulus-Feld erkennen, welches rasch näherkam, sich vor die schmale Sonne schob und Wahnsinn, das Wolkenfeld begann in den schillerndsten Farben zu irisieren. Ein würdiger Abschluss für dieses tolle Ereignis.
Was für ein prachtvolles Naturschauspiel. Totale Sonnenfinsternis mit wunderschöner Minimumskorona, Halo davor und Irisieren danach. Es wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben. |