Beobachter: | Thomas Schröfl | ||||||||
Datum: | 20. 07. 2006 | ||||||||
Ort: | Hakos/Namibia
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Instrument: | Takahashi Mewlon 180, Pentax 75SDHF | ||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | 20./21.07: Thomas Maca, Wolfgang Weiser und ich brechen am 20.7. vormittags mit reichlichem Astrogepäck nach München auf. Am Flughafen treffen wir dann noch mit Renate Weiland und Gerhard Bachmayer zusammen, womit bis auf Robert Edelmaier und Familie, die schon in Namibia weilen, unsere Gruppe vollständig ist. Problemlos schaffen wir unser umfangreiches Gepäck durch Check-In und Sicherheitskontrollen. Gegen 22 Uhr heben wir schließlich von München ab. Vor uns liegen knapp 8000km oder 9 + Flugstunden. Nach Mitternacht vergeht die Zeit in einem Zustand zwischen Dösen und Schlafen, unterbrochen durch ein Frühstück bereits um 5 Uhr früh . Ca. eine halbe Stunde vor der Landung in Windhoek werde ich wach und genieße den Anblick der im Landeanflug unter uns hinweggleitenden Landschaft Namibias. Als wir das Flugzeug verlassen begrüßt uns eine glutrot aufgehende Sonne. Einige Minuten genießen wir diesen Anblick am Flugfeld, übrigens bei einer Kühle, nach der wir uns noch vor wenigen Stunden gesehnt haben. Dann bekommen wir zur Einstimmung Bürokratie a la Namibia, nämlich eine Stunde bis wir die Paßkontrolle hinter uns haben, aber erfreulicherweise ist alles Gepäck angekommen, aber, wie sich dann später beim Auspacken herausstellt, gröblichst mißhandelt. Waltraud nimmt uns in Empfang und dann geht es wie schon gewohnt über eine Sandpiste Richtung Gamsbergpaß und Hakos Farm, wo es ein ganz herzliches Wiedersehen mit Walter und Friedhelm gibt. Vieles hat sich in den zwei Jahren seit unserem letzten Besuch auf Hakos verändert. Gleich nach dem Eingang entstand eine neue Pergola mit Grillplatz, der Speiseraum wurde vergrößert, in Richtung Hakosberge entstand ein Zubau mit mehreren neuen Gästezimmern und ein Windrad erzeugt Strom, ja und natürlich nicht zu vergessen: eine neue Sternwarte ist im Entstehen. Nach dem Mittagessen beginnt alles mit dem Aufbau der Geräte. Gemeinsam mit Gerhard bin ich auf der Plattform neben der Sternwarte. Obwohl gut verpackt hat die Montierung gelitten: ein abgebrochener Drehgriff an der Azimutalverstellung und ein Motor so verdreht, daß die Zahnräder fast nicht mehr ineinandergreifen. Am Abend zeigte sich dann, daß die Kollimation des Mewlon auch etwas gelitten hat. Friedhelm hilft mir mit dem berühmten Autoreifen die Montierung gut nach Süden auszurichten. Einen neuen Trick lerne ich von Gerhard. Die Sonne mit dem Daumen abdecken, dann läßt sich nach der Größe des Hofes die Transparenz beurteilen. Überflüssig zu sagen, daß hier kein nennenswerter Hof zu sehen ist. Trotz der Namibiaerfahrung 2004 muß ich mein Gehirn wieder zum um Umdenken zwingen, daß +Sonne ist gleich Süden+ hier nicht stimmt, sie aber trotzdem wie bei uns von Osten nach Westen wandert und nicht umgekehrt. Nach einem stimmungsvollen Sonnenuntergang folgt ein frühes Abendessen mit der ersten Variation vom Springbock; andere sollen noch folgen. Nun ist es bereits völlig finster und es heißt nichts wie hinaus und hinauf geblickt. Obwohl nicht mehr neu ist es wiederum überwältigend. Wohl der schönste Teil der Milchstraße erstreckt sich hoch über uns, beginnend mit Vela und Carina im Westen, Crux und Centaurus etwas südlich des Zenith, dann der Skorpion von Kopf bis Stachel schon fast im Zenith, daran anschließend Schütze und Schild und schließlich noch tief im Osten der Adler und Albireo, der Kopf des Schwans. Wunderschön ist das die Milchstraße teilende Staubband, beginnend beim Kohlensack, wegen seiner Form auch Emu genannt, zu erkennen. Entlang des Nordhorizonts von NW bis NO erstrecken sich die von zu Hause bekannten Sternbilder Löwe, Bootes, nördl. Krone Herkules und Lyra, alle in sehr ungewohnter Lage, denn im Vergleich zu Wien stehen wir ja fast am Kopf. Was man in unseren Breiten fast nur vom Hörensagen kennt, das Zodiakallicht, ist hier nach Sonnenuntergang tägliche Realität. Ein mit Worten schwer zu beschreibender kegelförmiger Schimmer vom Westhorizont weit hinauf in den Himmel reichend. Die Daheimgebliebenen wird der Neid erfüllen: zu Beginn der Dunkelheit steht Jupiter fast im Zenith. Und noch ein Planet zeigt sich am frühen Abendhimmel, nämlich Mars in auffallend rötlichem Kontrast zu dem knapp neben ihm stehenden Regulus, derzeit in Hakos ein ins Auge springendes Duo im tiefen Westen. Langsam reiße ich mich los von dieser Pracht, denn das Teleskop will in Betrieb genommen werden, wie nicht anders zu erwarten mit ein paar kleinen Pannen. Zuerst will ein Wackelkontakt in der Stromversorgung gefunden und behoben werden. Dann gibt es eine Lehrstunde in Softwarelogik. Noch von 2004 habe ich das Setup für Hakos im Skysensor gespeichert, rufe es auf, bestätige mit ENTER und denke: los geht+s. Denkste. Die Steuerung sucht den Referenzstern Rigil Kent od. Centauri regelmäßig im Boden der Plattform. Der Verzweiflung nahe hole ich das Handbuch und finde nach einigem Blättern die Lösung. Bei der Setup-Auswahl muß man entgegen aller Logik und der sonstigen Systematik des Skysensors nicht ENTER drücken sondern rechte Pfeiltaste und Esc. Da muß ein Softwareentwickler wieder einmal viele Überstunden gemacht haben, bis ihm diese naheliegende Lösung eingefallen ist. Dann schließlich will und will es mir nicht gelingen das Trapez bestehend aus Sigma, Tau, Chi und Ypsilon Octantis (5,3 bis 5,7mag) zu finden, das der Polsucher der GP-DX zum genauen Einsüden benötigt. Doch was soll+s, zum visuellen Beobachten reicht es allemal und morgen ist auch noch ein Tag. Obwohl sich schon deutlich reisebedingte Müdigkeit bemerkbar macht, will ich mir einige der Paradeobjekte des Südhimmels doch noch ansehen bevor ich endgültig die Nacht im Sternbild Matratze verbringe. NGC 4755 die Jewel Box od. Schmuckkästchen zeigt im Okular sofort woher ihr Name stammt. Fast alle denkbaren Sternfarben sind vertreten in rund einem Dutzend heller Sterne und einer Vielzahl punktfeiner Sterne. Leider zeigt sich, daß die Kollimation unter dem Transport gelitten hat, was mir ein gleich darauf durchgeführter Sterntest auch bestätigt. Der Schatten des Sekundärspiegels ist nicht genau zentrisch und darauf reagiert ein Dall-Kirkham empfindlich. Die Sternabbildung ist nicht mehr so knackscharf wie zuvor. Rigil Kent od. Centauri ist ein leicht zu trennendes, prachtvolles Doppelsternpaar, mit geringer Helligkeitsdifferenz (0,0 und 1,2mag). Ein absolutes Muß ist ω Centauri, den ich von 2004 im 4 Zoll Refraktor noch gut in Erinnerung habe. Die nun 3 Zoll mehr Öffnung sind ein gewaltiger Sprung. Schon bei der geringsten Vergrößerung von 62x im Panoptic sprengt er fast das Gesichtsfeld von knapp über einem Grad. Ich bin mir sicher die Randregionen gar nicht mehr erfassen zu können. Es wäre die Zeit wert mich einmal eine Stunde lang hinzusetzen, nur um ω Centauri zu studieren. Ich beschließe den Abend mit 47 Tucanae, dem zweiten herrlichen Kugelsternhaufen des Südhimmels. Während ω Centauri einen mit seiner wuchtigen Erscheinung fast erschlägt ist 47 Tucanae von viel zarterer Natur mit verschiedensten Ausläufern eines dichten Kerns im Gegensatz zur wirklich kugeligen Erscheinung seines größeren Bruders. Jetzt gibt es nur mehr drei Sternbilder für mich namens Matratze, Polster und Decke. Beobachtungsnacht 22./23.7.: Tagsüber habe ich mich mit Starry Night schlau gemacht, wie der Anblick des Trapezes aus Sigma, Tau, Chi und Ypsilon Octantis im Polsucher liegen muß und siehe da, die vier schwachen Funserln sind wirklich da, also schon einmal ein Teilerfolg. Zum Glück war die Autoreifen-Südausrichtung der Montierung so genau, daß ich nach einigen Minuten tatsächlich jeden Stern in sein vorgesehenes Ringerl bekomme. Gerhard hat seine Montierung genauso eingesüdet und belichtet damit mit Autoguiding doch etliche Minuten problemlos. NGC 3372 η Carinae, den Schlüssellochnebel, steure ich zuerst an, denn zu dieser Jahreszeit steht er schon wesentlich tiefer im Westen als zuletzt im Mai 2004. Den seinerzeitigen Blick im 100/700mm APO mit 3,5 Grad Gesichtsfeld habe ich noch gut in Erinnerung: ein weit ausgedehntes Nebelgebiet mit dem markanten Dunkelnebel, der ihm seinen Namen verlieh und viele feine Filamente. Ganz anders sieht η Carinae im Mewlon bei 1,1 Grad Gesichtsfeld aber mehr als dem dreifachen Lichtsammelvermögen aus. Nur in Teilen betrachtbar geht auf der einen Seite der Gesamteindruck unweigerlich verloren, aber auf der anderen Seite werden wesentlich mehr feine Details sichtbar. Gut eine halbe Stunde fahre ich langsam alle Bereiche ab und finde dabei immer wieder neue Feinheiten; man kennt es ja von den vielen guten Astrofotos wie viele Einzelheiten in diesem Nebel stecken. Auch ω Centauri, 47 Tucanae und dem Schmuckkästchen widme ich deutlich mehr Zeit als gestern, wechsle öfter die Okularbrennweiten und jeder lassen sich andere Eindrücke abgewinnen. Die Galaxie NGC 5128 Centaurus A zeigt sich auf den ersten raschen Blick nur als schwaches nebeliges Fleckchen ohne erkennbare Struktur aber bei indirektem Sehen ist dann doch ihre Struktur zu erkennen, vor allem das markante Staubband. Ich wandere weiter zu Antares. Was für ein Hohn. In Edlach nur ganz knapp über dem Kreuzberg steht er hier nahe dem Zenith. In seiner Nachbarschaft befinden sich die beiden Kugelsternhaufen M4 und M80, schön anzusehen, aber was für ein Unterschied zu ω Centauri und 47 Tucanae. Weitere Stationen sind M6 und M7, wobei letzterer schon das Bildfeld des Mewlon sprengt und daher nicht so zur Geltung kommt. Mit Lagunennebel und Trifid beende ich den Abend am Fernrohr. Auf der Terrasse vor unserem Zimmer mit Blick auf die Hakosberge trifft man sich noch zu einem nächtlichen Plausch. Am Nordhimmel steht das uns bekannte Sommerdreieck, nur alles kervehrt herum, denn der Schwan steht am Kopf, aber dafür wie: vor einem so dunklen Himmel, daß im Fernglas ohne Filter der Nordamerikanebel zu erkennen ist. Damit geht der erste volle und astronomiereiche Tag auf Hakos zu Ende. Beobachtungsnacht 23./24.7.: Schon nachmittags suche ich kurz mein Teleskop auf, um einen Blick auf die Sonne zu werfen. Abgesehen von einer kleinen Fleckengruppe auf 4 Uhr ist nichts los. Viel an Detailauflösung ist nicht drinnen, denn die Sonne steht schon recht tief, das Seeing ist nicht das beste und die Kollimation stimmt ja auch nicht ganz. Zum Test setze ich das Solar-Continuum-Filter ein und es bestätigt sich aufs neue, daß das Filter deutlich den Kontrast erhöht und in einem weniger seeing-empfindlichen Spektralbereich arbeitet. Zum Schluß teste ich noch das CaK-Linien-Filter. Im Gegensatz zum Vierzöller, wo absolut nichts zu sehen war, läßt sich mit einem schwarzen Tuch über dem Kopf doch die Sonnenscheibe ganz vage in einem tiefen Blau erkennen, von Details kann aber keine Rede sein. Das ist wohl wirklich nur etwas für die im Blauen noch stark empfindlichen CCD-Chips. Für den Abend montiere ich dann noch schnell den Pentax, denn ich möchte heute vorwiegend mit schwacher Vergrößerung aber großem Bildfeld beobachten. Abgesehen davon muß ich doch etwas früher ins Bett, denn es heißt bereits um fünf Uhr früh aufstehen für den Ausflug nach Sossus Vlei. Was für ein Unterschied bei NGC 3372 η Carinae im Vergleich zur Vornacht. Jetzt steht das gesamte Nebelgebiet in seiner vollen Ausdehnung vor ausreichend viel tiefschwarzen Hintergrund. Wie heißt es so schön: jedes Fernrohr hat seinen Himmel. Nächste Station ist IC 2602 die südlichen Pleijaden. Wenigstens ein Punkt, wo wir auf der Nordhalbkugel im Vorteil sind; lange nicht so prächtig wie M45 und auch keine Reflexionsnebel. Bei den Kugelsternhaufen ω Centauri und 47 Tucanae macht sich die wesentlich kleinere Öffnung im Vergleich zum Mewlon doch deutlich bemerkbar; aber trotzdem noch sehr schön anzusehen. Meine Reise durch die Milchstraße geht weiter zum Kreuz des Südens, dem Kohlensack und dem Schmuckkästchen. Die wenigen Sterne im Kohlensack im Vergleich zur Sterndichte in seiner nahen Umgebung lassen erahnen wieviel Staub da versammelt sein muß, damit kein Sternenlicht mehr durchdringt. Eher wahllos, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, bewege ich mich die Milchstraße entlang bis tief nach Osten. Alles was Deep-Sky zu bieten hat, läßt sich finden. Nebelregionen, Kugelsternhaufen offene Sternhaufen, bunt durcheinander gemischt. Endstation mache ich dann bei M24, einer prachtvollen Sternwolke im Schützen. Wie ein tägliches Ritual trifft man sich auf der Terrasse zum abendlichen Plauschen mit Blick auf den Nordhimmel. Und täglich gibt es etwas Bemerkenswertes. Diesmal ist es ein weiß blinkendes Licht im NW ca. 70 Grad hoch, das wir zunächst für das Positionslicht eines Flugzeuges halten. Doch dann wird es mystisch. Erstens führt über Hakos keine Luftstraße, zweitens bewegt es sich kaum, drittens blinkt es viel zu langsam für ein Positionslicht, viertens variiert die Helligkeit auffallend und fünftens ist der Zauber nach ein paar Minuten verschwunden. Was war das? Mit diesem Rätsel gehe ich zu Bett. Am nächsten Taq einigen wir uns darauf die Erstentdecker eines UBO+s (unknown blinking object) zu sein. Wie immer WAA an vorderster Front. Ausflug nach Sossus Vlei 24.7.: Als ich um 5:30 zum Frühstück gehe, sehe ich am Osthorizont die heraufkommende Morgendämmerung und dort steht strahlend hell Venus, knapp 20 Grad hoch. Ich denke an das VAOP (ESA Venus Amateur Observing Project) und wie schön es wäre, würde Venus auch in Wien so hoch stehen. Man müßte zwar sehr früh aus den Federn, aber wenigstens würde es sich lohnen. Da es nichts mit Astronomie zu tun hat, außer daß es sich auch um Natur handelt, nur einige wenige Sätze zu den Sanddünen von Sossus Vlei. Es ist ein riesiges Gebiet mit einer Unzahl von rotbraunen Sanddünen, sicherlich in dieser Form einmalig auf der ganzen Welt. Nachdem es dieses Jahr in der Regenzeit soviel Niederschlag wie seit 10 Jahren nicht mehr gab, ist die Wüste zu blühendem Leben erwacht. Grün in vielfältiger Form bedeckt den Boden. Eine leider viel zu kurze Führung bringt uns ein paar Beispiele, wie sich Pflanzen und Tiere perfekt an ihre Umgebungsbedingungen angepaßt haben. Jedem Diplomingenieur kann man nur diesen Einfallsreichtum der Natur und die Perfektion in der technischen Umsetzung wünschen. Nach 13 Stunden auf der Achse und viel zu vielen Kilometern auf rumpeligen Pisten kehren wir nach 18 Uhr müde auf die Farm zurück. Aber dafür um eine Erfahrung reicher, wohl auch reicher an Ehrfurcht vor der Natur und wohl auch mit einem besseren Verständnis dafür, wie oft der Mensch der Natur im Namen von Kultur und Fortschritt gröbste Gewalt antut. Mir kommt ein Bibelzitat in den Sinn: Gott sagte +Macht euch die Welt untertan+, von Zerstörung hat er nicht gesprochen. Heute abends verzichte ich aufs Beobachten, denn müde passieren nur Fehler und die Augen sind schließlich auch müde. Damit der Abend nicht ganz ohne Wissenschaft ausklingt, lese ich noch einige Seiten in Anton Zeilingers +Einsteins Spuk+, aber richtig drauf bin ich auch nicht mehr fürs Quanteln, Polarisieren und Teleportieren. Beobachtungsnacht 25./26.7.: Da heute Gerhard mit Thomas auf der Plattform ein Privatissimum zum Thema +Erster Einsatz der Canon 20Da in der Astrofotografie+ macht, überlasse ich ihnen die Plattform und widme die heutige Nacht der analogen Fotografie mit stehender Camera und dem Beobachten mit dem berühmten unbewaffneten Auge. Während die Camera ihre Langzeitbelichtungen für Strichspuraufnahmen abspult, habe ich viel Zeit den namibischen Sternenhimmel ohne jedes Instrument zu erforschen. Tüpfelchen auf dem +i+ wäre es gewesen, hätte ich noch rechtzeitig mein Vorhaben umgesetzt, mir eine reine Astrobrille zuzulegen (statt Gleitsichtglas, fernkorrigierte Brille mit höherer Dioptrienzahl [vgl. W. Vollmanns und meinen Bericht vom Herbst 2005]). Bei diesem tief dunklen Himmelshintergrund fällt auf, wie regelmäßig Sternschnuppen aller Art über den Himmel kreuzen, einige sicher bereits Vorboten der Perseiden. Die Milchstraße mit dem Skorpion im Zenith ist schon für sich alleine eine unerschöpfliche Quelle für Beobachtungen mit dem bloßen Auge. Der gegenüber jedem Teleskop oder Fernglas x-fach größere Blickwinkel gibt ein ganz anderes +Seeing-Feeling+. Bei diesem Panoramaüberblick läßt sich ein sehr konkretes Gefühl für Form und Dimension unserer Galaxie und unserer Position in ihr entwickeln. Da ich über Stunden hinweg den Bahnverlauf der Gestirne verfolge, stellt sich dann, als ich gerade den Nordhimmel in Richtung Hakosberge betrachte, endlich ein langersehntes Erfolgserlebnis ein: ich schließe die Augen, stelle mir den in meinem Rücken liegenden Himmelssüdpol als Mittelpunkt der Rotationsbewegung vor, den Nordpol unter meinen Füßen, und vor meinem geistigen Auge kann ich plötzlich die gesamte Himmelsmechanik in 3D ablaufen lassen. Erinnerungen an meine Schulzeit werden wach, wo ich in darstellender Geometrie die Durchdringung dreidimensionaler Körper zuerst mit dem geistigen Auge und erst dann am Papier gelöst habe. Gegen Mitternacht steht der Schwan im NO schon recht hoch, mit dem Sommerdreieck in einer für uns Nordkugler ganz ungewöhnlichen Perspektive. Mit etwas Geduld und dem Fernglas läßt sich schemenhaft sogar NGC 7000, der Nordamerikanebel, erkennen. Im Süden steht die SMC bereits recht hoch und die LMC ist auch schon merklich über dem Horizont, für die hartgesottenen Fotografen Objekte der frühen Morgenstunden. Neugierig was der entwickelte Film zuhause zeigen wird, nehme ich mir vor dem Schlafengehen wieder ein Kapitel aus +Einsteins Spuk+ vor. Beobachtungsnacht 26./27.7.: Heute bei Sonnenuntergang sollte erstmals die dünne, rund 1 + Tage alte Mondsichel sichtbar sein. Zeitgerecht ist die Camera an geeigneter Stelle aufgebaut und wir warten auf den Sonnenuntergang, wie immer ein besonders malerischer Anblick auf Hakos mit einem fulminanten Farbenspiel am Horizont. Kaum ist die Sonne endgültig hinter den Hakosbergen verschwunden beginnt das Suchen nach der dünnen Sichel. Nach einigen Minuten, der Himmel ist schon etwas dunkler geworden, habe ich mit dem Fernglas Erfolg und kann den Mond lokalisieren, deutlich höher als es meiner visuellen Einschätzung entsprach. Bis die Sichel hinter den Bergen verschwindet mache ich mehrere Aufnahmeserien mit verschiedenen Belichtungszeiten. Wie sich dann am nächsten Tag nach dem Überspielen auf den Laptop zeigt mit vollem Erfolg. Wunderschöne stimmungsvolle Aufnahmen, die je nach Belichtungszeit nur die dünne Sichel, die Sichel mit Gegenschein und bei den längeren Zeiten sogar die Albedostrukturen im Gegenschein zeigen. Vorfreude auf den morgigen Sonnenuntergang entsteht. Wie Starry Night zeigt, sollte dann Saturn noch knapp über dem Horizont stehen, aber fraglich, ob sich das mit den Hakosbergen ausgehen wird, und der Mond in der Nähe von Mars und Regulus. Nach dem Abendessen, diesmal im Freien unter der neuen Pergola am offenen Grill, plane ich die erste Fotosession mit der Nikon D70s, die aber Dank Eigenheiten der Camera-Steuerungssoftware in einem baldigen Abbruch endet. Umständlicher als bei Canon steuert DSLR-Focus die Nikon nicht direkt an, sondern greift auf die Nikon eigene Steuerungssoftware zu. Die aber ist astrofeindlich konzipiert. Aufnahmeserien sind nicht vorprogrammierbar, was schon fast nicht akzeptabel ist, aber der dickste Hund ist die Tatsache das die Zeiteinstellung +bulb+ nicht vom Laptop aus ausgelöst werden kann, sondern nur an der Camera bzw. mit dem Infrarot-Fernauslöser und die Zeit zum Schließen des Verschlusses mit der Stoppuhr ermittelt werden muß. Nein danke!!! Da muß eine andere Softwarelösung her. Also dann in Wien im Internet schnüffeln bzw. Walter Koprolin befragen. Aber noch am Abend kommt mir die perfekte Lösung für die nächsten Tage in den Sinn. Thomas Maca, der sich bisher öfters mit seiner Canon 20Da bei Gerhard angehängt hat, ist ja ab morgen seinen Lehrmeister und damit die Nachführung los. Kurzer Hand gründen wir die NARGE T2 (= namibische Arbeitsgemeinschaft Thomas Maca u. Thomas Schröfl). Thomas steuert seine Canon 20Da bei und ich die GP-DX und die STV bzw. den Pentax für längerbrennweitige Aufnahmen. Die Rohbilder werden dann zum Gemeinschaftsgut erklärt, die jeder von uns nach Herzenslust und Können nachbearbeiten kann. Wie immer, WAA verbindet produktiv! In Zufriedenheit mit dieser Lösung hoppe ich den Rest des Abends, im Westen bei Crux beginnend, ohne bestimmten Beobachtungsplan durch die Milchstraße nach Osten, wieder einmal bis M24, der Sternwolke im Schützen. Wie kann es anders sein, als liebgewordene Traditionen zu pflegen und sich wieder zunächst zu einem mitternächtlichen Plausch zu treffen und dann den Abend endgültig mit einem weiteren Kapitel über Quantenphysik zu beschließen. Beobachtungsnacht 27./28.7.: Auf allgemeinen Wunsch wird heute das Nachtmahl um eine Stunde verschoben, damit wir in Ruhe den Sonnenuntergang mit Mondsichel fotografieren können. Eine Stunde lang genießen und fotografieren wir das sich von Sekunde zu Sekunde verändernde Farbenspiel. Mit bloßem Auge ist der Gegenschein zu sehen, dank der hervorragenden Transparenz der namibischen Luft. Ein schweizer Gast borgt mir sein 400er Tele, womit der Mond mehr als 2 mal so groß wird, wie mit meinem 180er Nikon. Nur leider fällt die Schärfeleistung gegenüber meiner ED-Optik stark ab. Einige Aufnahmen zeigen den zunehmenden Mond in Begleitung eines bläulichen Regulus und eines fast schon zu roten Mars. Leider sehen wir in der Abenddämmerung vom Süden her Wolken aufziehen, die rasch näher kommen und als es dann finster ist, ist plötzlich nicht nur ein Kohlensack am Himmel. Unter mitteleuropäischen Bedingungen sind wir gewohnt Wolken als helle Flecken am Nachthimmel zu erkennen. Bei guter Transparenz und ohne künstliche Himmelsaufhellung ist es genau umgekehrt. Wolken erscheinen als pechschwarze Stellen am Himmel, kaum zu unterscheiden von interstellaren Staubwolken. Es gibt eine einfache Regel: wenn dort wo gestern Sterne waren heute keine mehr sind, dann ist es eine Wolke. Kurz gesagt, keine guten Voraussetzungen für die Astrofotografie. So entscheiden wir uns für einen gemütlichen Abend, in der Gewißheit, daß morgen sicher bessere Bedingungen herrschen werden. Beobachtungsnacht 28./29.7.: Nachdem Robert und Familie heute abgereist sind, verbleiben 2 mal Thomas als einzige WAAler noch für eine weitere Woche auf Hakos. Voll Tatendrang starten wir nach dem Abendessen unsere NARGE T2 (s.o.), also die gemeinsame Astrofotografie, noch nicht wissend, daß es eine lange Nacht im Wechselbad der Gefühle werden sollte. Lust und Frust sollten unsere nächtlichen Begleiter werden. Erstes Objekt unserer fotografischen Begierde ist ω Centauri Wir tauschen das Okular am Pentax gegen die Camera und finden rasch mit Unterstützung des Laptops den Fokus. Angesichts der punktscharfen Sterne kommt Freude über den ersten Erfolg auf, die sich dann erheblich steigert, als wir die ersten Aufnahmen der Serie man Monitor sehen. Doch dann kommt es dick. Ich schalte die SBIG-STV ein und es tut sich absolut nichts. Herbe Enttäuschung macht sich breit. Hat sie beim Transport einen Schaden erlitten? Der folgende Leidensweg in Schlagworten: Kontrolle aller Anschlüsse, Kabel, Sicherungen usw. aber sie bleibt tot und bei uns der Frust. Dann kommt die intuitive Erleuchtung. Beim xten mal Einschalten fällt mir auf, daß sie Strom aus der Batterie zieht und der Skysensor einen seltsamen Pfeifton von sich gibt. Der hohle Bauch sagt mir, die zwei an derselben Batterie vertragen sich nicht, also schleppen wir eine zweite Batterie auf die Plattform und siehe da, die STV ist zum Leben erweckt und bei uns die Lust zurückgekehrt. Dann gibt es zwar noch kurz Schwierigkeiten beim Fokussieren, also wieder eine kurze Frustphase, aber die ist schnell überwunden. Aber unsere Erwartung kurz in den Kalibriermodus zu schalten und los geht+s mit dem Autoguiding wird herb enttäuscht. Die Kalibrierung in einer Achse will und will nicht klappen. Nach mehr als einer Stunde geben wir w.o. Das heißt: morgen Studium des Handbuches und hoffen den Fehler zu finden. Also wieder eine Portion Frust. Wir entschließen uns daher ohne Autoguiding Aufnahmen mit maximal 90 Sekunden Belichtungszeit zu machen, dafür ist die Nachführgenauigkeit der Montierung gut genug. Das Zentrieren der Objekte im Sucher ist zwar etwas haarig und erfordert einige Testaufnahmen bis die Bildkomposition stimmt, aber dafür folgt wieder eine längere Lustphase als 47 Tucanae und die SMC am Monitor erscheinen. Gegen 1:30 Uhr beenden wir den Abend, denn der Wind hat uns schon ganz schön ausgekühlt und auch Müdigkeit macht sich bemerkbar. Als Thomas die Bilder von der Speicherkarte in den Laptop spielt, gibt es dann noch einmal heiteren Frust: die Camera war statt auf RAW auf JPEG eingestellt, keine ganz gute Ausgangsbasis zur digitalen Nachbearbeitung. Aber was soll+s. Die Bilder sind schön anzusehen und wir um die Erfahrung reicher, daß learning bei doing durch nichts ersetzt werden kann. Spaß hat+s trotz aller Probleme gemacht und schließlich war es eine weitere Nacht unter Namibias unvergleichlichem Sternenhimmel. Versierte Astrofotografen fallen eben nicht wie Manna vom Himmel, den sie fotografieren wollen. Beobachtungsnacht 29./30.7.: Am Nachmittag besichtigen wir mit Friedhelm die gleich neben der Farm gelegene IAS-Sternwarte. Neben den uns schon von 2004 bekannten beiden Schiebedachgebäuden ist eine 4,2m Baader-Kuppel im Bau. Auf den bereits fertigen Fundamenten steht, derzeit noch ohne Unterbau die Kuppel nur auf einem Stahlgerüst. In einem Gebäude ist ein Celestron C14 auf einer Liebscher-Montierung installiert und im anderen ein wahrer Exote eine 45cm Bath-Astro-Camera in einer zweifach gelagerten geschlossenen Gabelmontierung, ein wahres Ungetüm von Teleskop. Diverse Nebenräume Zubehör und Zusatzausstattung vervollständigen die Anlage. Wirklich beeindruckend, was Amateure hier aus Begeisterung auf die Beine gestellt haben. Dem noch nicht genug, soll in der nächsten Zeit auch der Plan realisiert werden direkt am Gamsbergplateau eine Sternwarte zu errichten. Lust und Frust 2.Akt: Trotz penibelstem Studium aller Manuals ist die STV nicht zum Guiding zu bewegen. Nachmessungen am nächsten Tag zeigen, daß die STV 3 von 4 Relais nicht schaltet. Mein Verdacht erhärtet sich, daß da einer am Flughafen den Ausdruck Fluggepäck offensichtlich wörtlich genommen und mit meinem stark ramponierten Koffer, in dem die STV und der Okularkoffer waren, einen neuen Weitwurf-Weltrekord aufgestellt hat. Was soll+s, man muß aus der Not eine Tugend machen, denn nur Ärgern ändert auch nichts an harten Fakten. Gott sei Dank läuft die Montierung recht genau und zuverlässig und ermöglicht uns Belichtungen bis ca. 3 Minuten. Heute arbeiten wir mit dem exzellenten 200mm/f2,8 Tele an der Canon und erfreuen uns an den wie wir meinen für bloddy beginners recht ansehnlichen Aufnahmen. Vorbei ist die Zeit der mühsamen Messerschneidmethode. Fokussiert wird am Laptop mit der Software, schnell und exakt. Der Reihe nach arbeiten wir uns durch NGC 3372 η Carinae, die M24 Star Cloud, M8 Lagunennebel und M20 Trifidnebel sowie M17 Omeganebel und M16 Adlernebel und dann noch eine Aufnahme vom galaktischen Zentrum, jedesmal begeistert von der H-alpha-Tauglichkeit der Camera und der Schönheit der Bilder. Bei der SMC, es ist inzwischen schon nach 2 Uhr nachts, wird es dann skurril. Ich will einen am oberen Bildrand gelegenen Kugelsternhaufen mehr in der Bildmitte positionieren, doch wohin ich auch die Montierung steuere, der Bildausschnitt bleibt unverändert. Eher scherzhaft meint Thomas zunächst: +Vielleicht siehst du dir immer nur dasselbe Bild an+. Was als Witz gemeint war, stellt sich als wahr heraus. Seit dem ersten Testbild hat die Camera keine weiteren Bilder mehr abgespeichert und zeigt tatsächlich immer wieder nur das erste Testbild. Um es kurz zu machen. Wir raufen uns das ergraute und bei mir auch schüttere Haupthaar, probieren alles aus, was uns auch nur annähernd als sinnvoll erscheint, aber die Camera bleibt stur. Nach 4 Uhr geben wir w.o. und werfen uns müde ins Bett. Nur noch am Rande: während des Belichtens bleibt viel Zeit freisichtig den Himmel zu beobachten. Es ist unglaublich wie viele Sternschnuppen dank des dunklen Himmels zu sehen sind, jede anders, jede eigenartig. Die Schönste leuchtet mehrere Sekunden grünlich und mit einer lange nachglühenden Spur auf und zieht genau über die LMC. Schaurig schön. Beobachtungsnacht 30./31.7.: Tagsüber gibt es via Telefon und SMS heftigste Bemühungen die Canon 20Da wieder zum Laufen zu bekommen. Gerald Wechselberger empfiehlt telefonisch ein Reset durch Entfernen des Akkus und der Speicherbatterie. Aber wie es halt mit moderner Technik ist, plötzlich funktioniert sie wieder einwandfrei ohne jeden Eingriff. Hoffentlich hält+s an. Heute können wir erstmals nicht gleich nach dem Abendessen loslegen, denn der zunehmende Mond sorgt bereits für nicht fototaugliche Aufhellung. Aber auch die ist in Namibia ganz anders, nämlich dank der trockenen und transparenten Luft merklich geringer als in unseren Breiten. Erst gegen 22 Uhr geht der Mond unter. Die Canon bleibt uns wohlgesonnen und funktioniert wieder wie ein Glöckerl. In einer besonders milden und windstillen Nacht mit herausragendem Seeing sind unsere fotografischen Ziele die Nebelregionen um Antares, die SMC und LMC. Bis 3 Uhr nachts halten wir durch mit langen Plauderpausen bei Kaffee und Tee während die Camera ihre Aufnahmeserien abspult. Beobachtungsnacht 31.7/1.8.: Während wir gestern eine laue und windstille Nacht hatten, kündigt schon tagsüber ein starker und deutlich kühler Wind für heute Nacht anderes an. Wegen des Mondlichts können wir erst gegen 21:30 Uhr beginnen. Es ist unangenehm kalt, windig und sogar etwas feucht. Heute wollen wir die JPEG-Panne ausmerzen und die Aufnahmen von ω Centauri und 47 Tucanae diesmal im RAW-Format wiederholen. Irgend etwas läuft heute nicht richtig, denn die Montierung führt nicht exakt nach, denn über einer Belichtungszeit von einer Minute beginnen die Sterne oval zu werden. Ein Lösen der Achsenklemmen und ein neues Alignment verbessern die Situation dann. Da wir morgen wegen des vorgesehenen Ausfluges nach Swakopmund und Walvis Bay früher aufstehen müssen beschließen wir den Abend mit der Aufnahme des Sternfeldes um den offenen Haufen IC 4665 in dem sich Barnard+s Pfeilstern befinden sollte. Es wird wohl einige Mühe kosten die Aufnahme astrometrisch auszuwerten und Barnard+s Pfeilstern zu identifizieren. Ausflug nach Swakopmund und Walvis Bay 1./2.8.: Nachdem der Mond von Tag zu Tag heller wird und immer später untergeht, haben wir uns die letzten zwei Tage auf Hakos für einen längeren Ausflug nach Swakopmund (eine Stadt an der Mündung des Flusses Swakop) und Walvis Bay aufgehoben. Dienstag nach dem Mittagessen verlassen wir Hakos. Über den Gamsbergpaß mit seiner zerklüfteten Landschaft kommen wir in ein tieferes, savannenartiges Gebiet. So weit das Auge reicht ist die Landschaft vom strohgelben Gras geprägt, eine Folge des starken Regens in den vergangenen Sommermonaten. Sie bietet reichlich Nahrung und so sehen wir immer wieder Springböcke, Strauße, einen Schakal und Löffelhunde. Ein Springbockrudel macht seinem Namen alle Ehre. Mit wilden hohen Sprüngen hetzen sie über die Savanne. Man hat fast den Eindruck sie trainieren für die nächste Springbock-WM. Etwas vor Swakopmund durchqueren wir die Namibwüste. Die Landschaft ist geprägt von Sanddünen in denen die Pflanze Welwitschia wächst. Viele von ihnen sind über 1000 Jahre alt. Aus einem niedrigen knorrigen Holz wachsen lange lederartige Blätter, die den Wüstenboden bedecken. Swakopmund war in den Zeiten des deutschen Kolonialismus als Hafenstadt konzipiert, doch ging diese Funktion auf Walvis Bay über. Es ist eine recht malerische Stadt mit vielen Erinnerungen an die Zeit der deutschen Herrschaft. Ein Zufall führt uns in die Kristall-Gallerie. Namibia ist bekanntlich reich an Edelsteinvorkommen. Neben vielen interessanten gemmologischen Exponaten befindet sich dort auch der weltgrößte Quarzkristall. Das Museum beheimatet auch ein Juweliergeschäft, dessen Vitrinen wir nicht nur betrachten. Wohl zur Freude unserer daheim gebliebenen Damen zücken wir unsere Kreditkarten und verlassen das Geschäft mit kleinen Schachtel, deren Größe umgekehrt proportional zum Preis ihre Inhalte ist. Den Abend verbringen wir mit Waltraud in einem Lokal am Meer bei vorzüglichem Fisch und Garnelen. Mittwoch morgens geht es schnell die rd. 30km nach Walvis Bay, wo wir im Hafen von einem eindrucksvollen Katamaran erwartet werden. Noch im Hafenbereich gibt es die ersten Sehenswürdigkeiten. Zunächst läßt sich ein Rudel Pelikane mit Fisch füttern und bald darauf ein Seehund, der an Bord kommt und ganz offensichtlich das Schauspielern gegen Fisch als Entlohnung nicht das erste mal zum Besten gibt. Etwas weiter am offenen Meer stoßen wir immer wieder auf Delphinrudel, die minutenlang den Katamaran begleiten. Mit der wenn auch kurzen Auslöseverzögerung einer DSLR ist es gar nicht leicht sie beim kurzen Auftauchen mit der Camera festzuhalten. Langsam gleiten wir eine Sandinsel entlang, auf der sich Robbenkolonien mit ihren Jungen niedergelassen haben, und die Rastplatz für Möven, Pelikane, Kormorane und Möven ist. Letztere begleiten oft einige Minuten lang unser Schiff, vor allem wenn ihnen Fisch zugeworfen wird, den sie noch in der Luft fangen. Wir besichtigen noch eine Zuchtanlage für Austern, die uns dann neben anderen Köstlichkeiten von der Besatzung zu Mittag serviert werden. Am frühen Nachmittag verlassen wir Walvis Bay in Richtung Hakos auf einer etwas anderen Route als bei der Herfahrt. Der Rückweg führt uns wieder durch die verschiedensten Landschaftsformen Namibias, angefangen mit der Sandwüste in Küstennähe über weite Savannen bis ins gebirgige Hakos. Fast während des gesamten Rückweges sehen wir den Gamsberg zu Greifen nahe vor uns, doch es täuscht. Tatsächlich sind es über 150km, die noch vor uns liegen. Bei Sonnenuntergang treffen wir wieder auf der Farm ein. Beobachtungsnacht 2./3.08.: Die letzte Beobachtungsnacht macht uns den Abschied leicht und schwer zugleich. Leicht weil es mondhell, windig und kalt ist und überdies ein für Hakos äußerst schlechtes Seeing. Schwer, weil wir uns nun schweren Herzens von den Prachtstücken des Südhimmels für länger Zeit verabschieden müssen. So werfen wir noch einen allerletzten Blick auf den Doppelstern a Centauri, die beiden Kugelsternhaufen ω Centauri und 47 Tucanae, NGC 3372 η Carinae, die südlichen Pleijaden, NGC 4755 die Jewel Box od. Schmuckkästchen, das uns an unseren gestrigen Einkauf in Swakopmund erinnert (+Liebling, ich habe dir die Sterne vom Himmel geholt+), M6, M7 und einige NGC-Objekte. Etwas wehmütig ziehe ich die Abdeckung über mein Teleskop. Morgen wird abmontiert und eingepackt. So sitze ich nun am Laptop und schreibe die letzten Zeilen dieses Berichtes über eine 2-wöchige Reise, an der alles gepaßt hat: das Land, die Gastgeber, die Begleiter und natürlich auch die Astronomie. Am Nachmittag des 3.8. fahren wir nach Windhoek und beschließen unseren Aufenthalt mit einem kleinen Stadtbummel. Noch einmal wird es astronomisch, als wir in der Fußgängerzone die dort ausgestellten Meteoriten besichtigen, sehr malerisch mit dem Mond darüber. Am 4.8. heißt es sehr früh aus den Federn, denn bereits um 6 Uhr morgens müssen wir am Flughafen sein. Als ich gegen 5 Uhr morgens auf die Terrasse des Straube+schen Hauses in Windhoek trete, verabschiedet sich der namibische Sternenhimmel von uns mit unseren Wintersternbildern. Orion steht hoch aber kopfstehend am nordöstlichen Morgenhimmel, Sirius leuchtet strahlend und östlich von Orion funkeln die Plejaden. Die ganze Fahrt zum Flughafen hindurch begleitet uns die helle Venus im Osten. Hätten wir das in Wien. Die ersten Aufnahmen für das ESA Venus Amateur Observing Project ließen sich bereits machen. Der wehmütige Abschied hat aber auch etwas Gutes an sich. Mit Gewißheit kommen wir spätestens in zwei Jahren wieder. Dann werden wir um einiges mehr an Erfahrung mit der DSLR haben und den Südhimmel fotografisch erobern. Und eines werden wir uns dann auch nicht entgehen lassen: unsere Wintersternbilder am frühen Morgenhimmel Namibias. Die Planung für 2008 beginnt am Rückflug, als Thomas bereits am Pocket-PC die Mondphasen im Juli 2008 studiert mit dem Ergebnis, sollte die LTU dann auch noch jeweils am Donnerstag Windhoek anfliegen, so ist unser Abreisetermin der 24.8.2008. Namibia wir kommen wieder. Sobald unser fotografisches Schaffen zur Veröffentlichung aufbereitet ist, werden wir es auf der Berichtseite der WAA-Homepage zur Verfügung stellen. |