Beobachter: | Thomas Schröfl | ||||||||
Datum: | 09. 03. 2007 | ||||||||
Zeit: | 19.00 bis 19.30 MEZ | ||||||||
Ort: | Edlach/Rax - Sophienalpe
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Instrument: | Swarovski Habicht 8x56 SL, Takahashi Mewlon 180, Meade LX200 12 Zoll, Nikon D70s, s/w-modif. Philips ToUCam SPC900 | ||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Am Freitag am frühen Nachmittag bin ich auf der Fahrt von Graz nach Edlach. Graz bietet das Wetter, um das so viele von uns Michael Karrer beneiden: Wien ist zu und er macht die besten Aufnahmen. Ich nähere mich dem Semmering und - oh Wunder + es ist noch immer recht klar. Es könnte doch glatt sein, daß es heute mit der Venus erstmals klappt. Zeit hätte ich und das Wetter scheint zu passen. In der beginnenden Dämmerung baue ich den Takahashi am Dach auf doch noch steht warten am Programm, denn gerade im Westen tummeln sich augenblicklich ein paar Wolken, die aber recht rasch abziehen. Und dann taucht auch schon Venus in der Dämmerung auf. Allzu lange habe ich nicht Zeit, denn zwischen ihr und dem sowieso schon hohen Horizont ist auch noch das Geäst eines Baumes. Schnell mache ich mit der Nikon und dem 80-200 Zoom einige Aufnahmen.
Schon der erste Blick durchs Teleskop zeigt, daß ich die Webcam gar nicht auspacken brauche, denn es wabbert ganz fürchterlich. Ein helles Etwas wird in alle möglichen Richtungen gezerrt und gestaucht und nur für Sekundenbruchteile läßt sich von annähernd rund sprechen. Das ist der Nachruf auf das Wetter von gestern. Hinter der abziehenden Front geht es doch noch recht turbulent zu und Edlach ist ja bekanntermaßen vom Seeing nicht verwöhnt. Wenigstens habe ich heute die Jagdsaison auf Venus eröffnet, wofür sich in amerikanischen Astronomiemagazinen der so wortmalerische Ausdruck +hunting down an object+ eingebürgert hat. Wie vorhergesagt zieht am Samstag neuerlich eine Front durch und es bleibt bei Astronomie am PC. Das Skrpitum für Easy Pictures mit der Webcam nimmt daher weiter Gestalt an. Am Sonntag zeigt sich der Frühling von seiner besten Seite. Klarer tiefblauer Himmel ohne ein Wölkchen. Gegen 11:30 mache ich zunächst Jagd auf Venus bei Tag mit dem Fernglas. Im Schatten der Kuppel, um nur ja nicht unbeabsichtigt in die Sonne zu schwenken, suche ich den Himmel nach dem Lichtpünktchen ab. Aber obwohl ich mir zuvor in Starry Night die genaue Position angesehen habe, kann ich sie zunächst nicht finden. Nochmals befrage ich den PC nach den genauen Koordinaten, denn mir kam inzwischen eine Idee. Die Vixen GP-DX mit dem Skysensor ermöglicht zwar kein Alignment bei Tag, aber wenn sie gut nach Norden ausgerichtet und der Tubus waagrecht ist, könnte ich mit etwas Glück so genau positionieren, daß ich Venus im Sucher haben müßte. Siehe da, es funktioniert auf Anhieb. Venus ist fast im Fadenkreuz des Suchers. Ich gehe mit der Vergrößerung auf knapp über 200x und bin über das Seeing einigermaßen erstaunt. Das hätte ich gerne in so mancher Nacht. Recht ruhig und scharf steht die Scheibe der Venus im Okular. Ärgerlich, daß ich die Webcam wieder vergessen kann, denn recht heftige Windböen lassen das Teleskop zittern und mit einer Barlow verdoppelt sich das Problem noch. Schnell stecke ich noch die Solarfolie auf und werfe einen kontrollierenden Blick auf die Sonne, auf der heute absolut nichts los ist, außer mit Sicherheit in H-alpha. Dann erreicht mich ein Email von Alex, daß er am Abend auf der Sophienalpe ist und wir die ersten Versuche mit Venus im UV-Licht unternehmen könnten. Zurück in Wien bin ich mit Tochter Mariella um 18:00 auf der Sophienalpe. Sinniger Weise hat Alex sein LX200 so aufgestellt, daß zunächst ein Pflock mit Tafel die Sicht auf die Venus behindert und wir das Teleskop noch schnell verrücken müssen. Restliches Tubusseeing und atmosphärisches Seeing machen sich auf den ersten Aufnahmen mit einer normalen SPC900 bemerkbar. Dann wechseln wir auf meine s/w-modifizierte SPC, zunächst mit dem W47 Filter und dann dem Schuler UV-Filter. Insbesondere beim UV-Filter wird es sehr dunkel + 1/25sec Belichtungszeit und gain bis zum Anschlag bei f20 und 6m Brennweite. Wir nehmen jedenfalls einmal drei Sequenzen auf. Mal sehen was Alex mit Registax da herauskitzeln kann. Da es spürbar kalt wird, morgen wieder Schule ist und die Venus auch immer tiefer rückt, brechen wir gegen 19:30 nach Hause auf. Meine Versuche mit Registax irgend etwas Ansehnliches zu produzieren mißlingen. Dann komme ich noch darauf, daß der W47-Filter im nahen IR zwischen 700 und 900nm eine kräftige Lücke hat, die mit einem zusätzlichen IR-Sperrfilter geschlossen werden muß. Gleichzeitig im Tiefen Blau und im tiefen Rot aufzunehmen, wird kaum scharfe Bilder liefern. Fazit: so ist VAOP: learning by doing. Aber nach langer Zeit wenigstens wieder ein Wochenende, dessen Wetter astronomische Aktivitäten zuließ.
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