Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||
Datum: | 13. 04. 2007 | ||||||||||||||
Zeit: | 19.00 bis 03.00 MESZ | ||||||||||||||
Ort: | Hohe Wand, beim Gasthof Postl | ||||||||||||||
Instrument: | 12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Was für eine tolle Star Party! Als Organisator denke ich da weniger ans selbst Beobachten, doch es ergibt sich immer wieder Gelegenheit zu einem Blick oder gar einer Aufnahme, zumal ich meine Erfahrungen heute an viele Wissbegierige weitergeben kann. Nach dem sozusagen offiziellen Bericht jetzt ein paar persönliche Eindrücke. Ich experimentiere auch selbst. Erstmals setze ich die - vor längerer Zeit günstig erworbene - Polwiege für mein 12" LX-200 ein. Ihr stattliches Gewicht hat mich bisher von einer Mitnahme Abstand nehmen lassen - und der Montageaufwand. Immerhin arbeiten wir zu dritt daran, den 40kg schweren Tubus auf die Wiege zu hieven. Das erst, als ich von allen möglichen Stellen das nötige Werkzeug (zöllige Imbusschlüssel diverser Größen, Schraubenschlüssel) zusammengeschnorrt habe.
Erste Tests an der Venus lassen allerdings etwas Stabilität vermissen. Bei einem Planeten mit der Webcam ist das zunächst nicht unbedingt ein Showstopper, obwohl ärgerlich.
Die Doppelbilder bei der Venus kommen vom Seeing und nicht von den Erschütterungen am Gerät. Auch beim Saturn geht noch alles gut. Er steht hoch und das Seeing ist deutlich besser als bei der Venus. Ich taste mich vorwärts: 1,5x Barlow, 2x Barlow, es geht immer noch, also 3x Balow. Wow!
Doch jetzt naht die Stunde der Wahrheit. Es wird dunkel und ich bin gespannt, ob Deep Sky Aufnahmen besser möglich sind als mit der azimutalen Aufstellung. Ich verwende die Dämmerung zum Einscheinern. Trotz der zahlreichen Schrauben geht das mit der großen Wedge überraschend einfach. Es ist ja skurril: Wie oft habe ich das Scheinerverfahren schon in der Theorie unterrichtet. Doch in der Praxis ist konzentriertes Nachdenken angesagt, mit gedankenunterstützenden Handbewegungen, die an Tai Chi erinnern. Einscheinern als medidative Entspannungsübung? Warum eigentlich nicht ...
Die ersten Aufnahmen lassen sich meine Befürchtungen bewahrheiten: Es geht nichts. Bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden kommen nur skurrile Schwingungsmuster heraus, aber keine Sterne.
Da kommen ein paar Effekte zusammen. Ein nicht oder vielleicht sogar falsch trainierter Smart Drive. Und die Schwingungen, ausgelöst durch die kleinste Erschütterung. Schade. Ich verkürze die Brennweite. f/6.3 - geht nicht, noch immer zu lang. Dann f/3.3 - grausliche Vignettierung, und auch hier nur verzitterte Sterne. Viel, viel schlimmer als mit der azimutalen Aufstellung. Nur eine Aufnahme von M104 gelingt halbwegs.
Ich sattle auf ein huckepack montiertes f/5.6 300mm-Tele um. Damit spiele ich mich ein wenig herum, wissend, dass dieses Objektiv keine sehr gute Abbildung hat. Aber immerhin. Ich kann 2 bis 4 Minuten ohne Probleme belichten (gut eingescheinert).
Fazit: Wer ein SCT kauft, kann sich die Polwiege getrost sparen. Wer damit ernsthaft fotografieren will, macht dies entweder azimutal montiert (siehe Bericht von der nächsten Nacht) oder mit einer für Astrofotografie geeigneten Montierung und kauft nur den Tubus. Ich verlege mich aufs visuell Beobachten. Die Nacht ist ein Traum. Noch nie habe ich mit meinem Fernrohr die Galaxien M51, M65, M66, NGC 4565, NGC 4656, NGC 4631, NGC 2903 so detailliert gesehen. Bei allen sind Spiralstruktur und sogar feinere Strukturen gut zu erkennen. Und erst die Kugelsternhaufen: M3, M5, M13, M92 - einfach ein Traum! Und natürlich darf der Erfahrungsaustausch im Rahmen des Teleskoptreffens nicht zu kurz kommen. Trotz des (eigentlich nicht unerwarteten) Ausgangs des Polwiegen-Tests eine Nacht zum Erinnern. Der Abbau des Geräts bei Dunkelheit ist dann allerdings noch einmal eine Herausforderung! |