Mond

Wien 12, 25. 04. 2007

20070425api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:25. 04. 2007
Zeit:20.00 bis 23.30 MESZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:gut (2)
Temperatur:18 °C
Bemerkungen:Zunächst wolkenlos, dann Wolken.
Bericht:

Déjà vu von gestern. Der Mond steht hoch am Himmel in schöner Phase. Frühling, das ist die Jahreszeit des zunehmenden Mondes. Allerdings zeigt der Blick durchs Okular heute gutes Seeing.

Zunächst einmal Mond in der Totalen. Am 12" LX-200 bei f/10 muss ich auch in dieser Phase ein Mosaik aus drei Bildern machen (1/50s bei 200 ISO).

0
Mond, 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Canon EOS 350D, Mosaik aus drei Aufnahmen
zu je 1/50s bei 200 ISO, verkleinert und nachbearbeitet.

Das Zusammensetzen der Bilder mit iMerge ist wieder kinderleicht.

Schon visuell offenbaren sich ein paar Strukturen, die atemberaubende Bilder versprechen. Plato mit seinen Schatten, und vor allem die Lange Wand. Schnell an die Webcam. Alle nachfolgenden Aufnahmen entstehen wieder mit 3m Brennweite (f/10), IR Passfilter und der Philips SPC 900. Das Seeing ist gut, so dass rund 200 Frames gestackt werden können.

1
Plato, die Alpen und das Alpental. Die Schatten des Kraterwalls von Plato sind beeindruckend.
Im Alpental erkennt man andeutungsweise die dünne Rille.

2
Archimedes. Beeindruckend ist nicht nur der flache Kraterboden mit dem markanten Schatten des Walls,
sondern auch das chaotische Bergland südlich des Kraters mit zahlreichen dünnen Rillen. Rechts unten
die Vorberge der Apenninen mit der Bradley-Rille parallel zum Bergkamm und den Archimedes-Rillen
in der Ebene zwischen Apenninen und Archimedes. Diese Ebene heisst Palus Putredinis, was so viel
bedeutet wie "Sumpf der Fäulnis". Mahlzeit!

3
Das südliche Ende der Apenninen mit dem schönen Krater Eratosthenes genau am Terminator.
Das vom Bergkamm seicht abfallende Gelände ist reich strukturiert, zeigt wenige Krater, aber
einige sehr kleine, dünne Rillen.

4
Alphonsus (Mitte oben) und Arzachel (Mitte unten); beide Krater haben in ihrem Inneren feine,
dünne Rillen (Rimae Alphonsus und Rimae Arzachel). Sie zählen zu den schwierig zu erkennenden
Mondformationen, ganz zu schweigen vom Fotografieren.

5
Rupes Recta genau am Terminator, das ist ein wahrhaft toller Anblick. Kaum zu glauben, dass diese
"Wand" ein nur 7° geneigter, flacher Hang ist. Die fehlende Mondatmosphäre macht diesen Anblick
möglich: Ohne Atmosphäre keine Dämmerung und keine weichen, sondern nur harte Schatten.

6
Deslandres, nur in dieser Beleuchtung reich strukturiert, sonst ein eher unauffälliger, flacher Krater. Rechts Walter
mit aus der Mitte gerücktem Zentralberg. Ganz genau hinsehen! Der Zentralberg von Walter sieht in dieser Beleuchtung
wie das berühmte "Marsgesicht" aus. So entstehen Legenden. Die Kombination von Relief und hartem Schattenwurf
erzeugt oft rätselhafte Anblicke. Ein paar Stunden später, und die Sache sieht ganz anders aus. Es ist nicht das erste
"Gesicht", das ich auf dem Mond gesehen habe. Kein Wunder bei so vielen Bergen.

7
Maginus. Man beachte den Schatten des Zentralbergs. Südlich von Maginus ist der Terminator
durch einen Bergkamm genau bestimmt. Es handelt sich um den Kraterwall von Clavius.

Im Lauf des Abends kann anhand markanter Formationen auch schön die Wanderung des Terminators erkannt werden. In den folgenden beiden Beispielen (Plato und Rupes Recta) entstanden die linken Aufnahmen um ca. 20.30 Uhr, die rechten Aufnahmen um 23 Uhr MESZ.

8a
Plato, ca. 20.30 Uhr MESZ

8b
Plato, ca. 23 Uhr MESZ

9a
Rupes Recta, ca. 20.30 Uhr MESZ

9b
Rupes Recta, ca. 23 Uhr MESZ

Fazit: Der Mond ist ein tolles Beobachtungsobjekt. Bei gutem Seeing vollbringt Registax 4 wahre Wunder. Strukturen, die als fast unfotografierbar galten, werden in den Bildern sichtbar.