Tiefer Mond und Jupiter

Wien 12, 28. 06. 2007

20070628api21.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:28. 06. 2007
Zeit:21.15 bis 22.00 MESZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:schlecht (4)
Temperatur:20 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Durchzug von Wolken, stärker werdend
Bericht:

Mit Sonnenuntergang werden die Wolken weniger und bald scheint eine eigenartige Konjunktion durch immer größere Wolkenlöcher: Mond und Jupiter.


Mond, Jupiter und Antares (rechts, Mitte). Komposit.

Es ist unglaublich, was für ein großer Abstand in ekliptikaler Breite zwischen Gestirnen unseres Sonnensystems möglich ist. Jupiter steht mit einer Deklination δ von -21° 37' praktisch auf der Ekliptik (ekl. Breite β = 0° 38'). Antares steht auf δ = -26° 27', β = -4° 34' und der Mond heute auf δ = -28° 35', β = -5° 51'. Der Mond steht nur rund 10° in ekliptikaler Länge nach dem südlichen Scheitel seiner Bahn, rund 100° vom absteigenden Knoten entfernt. Die enorme Südbreite entsteht durch die Bahnneigung des Mondes von rund 5,12° und die in der Nähe des Horizontes auch noch gewaltige äquatoriale Horizontalparallaxe. Mond und Jupiter trennt ein enormer Winkelabstand von 7° 50' und dabei macht der Breitenanteil 6° 29' in ekliptikaler Breite aus (wer berechnet jetzt den Längenabstand?).

Bemerkenswert auch die dritte Dimension. Der Mond ist jetzt 394.663 km (vom Erdmittelpunkt) entfernt, steht also erdfern. Jupiter ist 4,3725 AU = 654,117 Mio. km entfernt, das ist rund 1.657 Mal so weit wie der Mond. Antares ist 604 Lichtjahre, das sind rund 5,7 Billiarden km, entfernt. Antares ist somit knapp 8,7 Millionen Mal so weit von uns entfernt wie Jupiter und 14,5 Milliarden Mal so weit wie der Mond. Wir sehen den Mond an jener Stelle, die er in Wirklichkeit von 1,32 Sekunden eingenommen hatte; Jupiter so wie vor 36 Minuten und Antares eben wie vor 604 Jahren. Und da zählt in der Astrologie nur die ekliptikale Länge. Eine im wahrsten Sinn des Wortes einfältige Lehre ...

Ärgerlich ist nur, dass der schöne Anblick von Mond und Jupiter in der Dämmerung nicht fotografierbar ist. Weder Film noch Chip sind imstande, diesen enormen Kontrastunterschied festzuhalten. Ein Komposit, wie oben, ist ein lausiger Kompromiss, zumal ich den richtig belichteten Mond um einige Prozent vergrößern musste, damit er optisch gut in den Lichtschein der richtig belichteten Dämmerung passt. Wenn mir jemand eine bessere Technik erklären kann, dann bitte ich darum!


Schön, aber nicht ganz echt: Mond am Dämmerungshimmel. Komposit.

So wie auf dem letzten Foto sieht man es ja; ich würde es gerne auch authentisch fotografieren. Das bleibt aber wohl zukünftigen Generationen von Kameras vorbehalten.

Jetzt zu "echten" Bildern. Ich nehme den Mond als Mosaik im 12" LX-200 auf, trotz lausigem Seeings.


Mond. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Canon EOS 350D, Mosaik aus 6 Aufnahmen (1/50s, 200 ISO).
Stark verkleinert, daher macht sich das Seeing nicht so störend bemerkbar.

Jupiter steht zwar höher, aber das schlechte Seeing macht auch ihn zu einem weniger spannenden Objekt. Zuerst ein Blick auf die Monde.


Jupiter um 21:41 Uhr MESZ. V.l.n.r. Ganymed, Callisto, Europa und Io ganz knapp beim Planeten.
12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Canon EOS 350D, 1/2s bei 800 ISO, RGB Shift korrigiert, verkleinert.

Io wird demnächst hinter dem Planeten verschwinden. Trotz des schlechten Seeings wage ich mich an eine Aufnahme mit der Webcam, und einmal mehr überrascht Registax damit, was es daraus machen kann.


Jupiter mit Io und GRF. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900, IR Sperrfilter, ca. 400 von 600 Frames.
Zentralmeridian: System I = 114°, System II = 100°.

Gegen 22 Uhr werden die Wolken wieder mehr und bald ist der Himmel bedeckt. Eine etwaige Suche nach NLCs erübrigt sich leider. Ich bin dennoch zufrieden.